Was ist der Reiz von Luynes, seit wann pflegen Sie Kontakte in unsere Meßstetter Partnerstadt, hat Ihnen das Programm gefallen und wie können junge Leute, gerade in der heutigen Zeit vieler globaler Konflikte und aufgeheizter politischen Stimmungen wieder mehr auf den Pfad der Völkerverständigung gebracht werden? Wir haben die lange Rückreise genutzt, um die Teilenehmer der Luynesfahrt nach ihrer Meinung zu befragen.
Bis auf ein paar wenige waren alle 31 Reisefreudigen schon mehrere Male in Luynes. Nicht wenige sogar seit vielen Jahren. Ebenso haben die meisten selbst schon französische Freunde bei sich zu Haus beherbergt, wenn die Luynes-Gruppe in Meßstetten weilt.
Das facettenreiche Programm, das die Franzosen dieses Jahr für die Meßstetter zusammengestellt hatten, bot für jeden etwas. Das spiegelt sich auch in unserer kleinen Befragung wider. Jeder einzelne Programmpunkt – von der Reitschule über den Schlossbesuch bis zum Mittagessen im Höhlen-Restaurant – wurde einmal als Favorit genannt. Wobei das Speisen unter Tage schon ein wenig heraussticht. Das kommt nicht überraschend, gibt es doch so eine Besonderheit bei uns in der Region nirgendwo.
Die idyllische Landschaft entlang der Loire und die vielen bezaubernden Schlösser animieren immer wieder zu einem Luynesbesuch. Vor allem sind es aber die Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit der die Franzosen wieder aufwarteten. Man ist mehr als ein Gast, fast alle wohnten die paar Tage wieder in der Familie und fühlten sich ihr zugehörig. Selbst wenn es so manche sprachliche Barriere gab, diese war nicht wirklich ein Problem. „Mit Händ‘ und Füßen schwätzen“, das können die Schwaben bekanntlich. Aber meist war das überhaupt nicht notwendig. Sei es, weil man so manche vergessen geglaubte Vokabel aus dem Französisch-Unterricht in der Schule wieder hervorholte; sei es, weil auch der ein oder andere in Luynes der deutschen Sprache ein wenig mächtig ist; zudem sprechen mittlerweile viele in Frankreich auch sehr gut Englisch und nicht zuletzt hilft moderne Technik via Smartphone und Übersetzungs-App, um sich zu verständigen.
Trotz aller landschaftlichen Reize und all der unvergessen schönen Eindrücke und Erfahrungen gilt es immer wieder aufs Neue, die mittlerweile 41 Jahre alte Städtepartnerschaft zwischen Luynes und Meßstetten aufrechtzuerhalten. Nur die jungen Menschen sind es, welche die „Jumelage“ in die Zukunft tragen können. Wie aber kann die junge Generation motiviert werden? Ganz unterschiedlich waren hier die Vorschläge einiger Teilnehmer.
Über die Schulen, Gymnasium und Realschule, so die Meinung fast aller, müsste die Kontaktpflege nach Luynes laufen. Aber auch Berufsschulen könnten einen Teil dazu beitragen. Ebenso sollten Vereine ihre partnerschaftlichen Beziehungen wieder reaktivieren. Einen sehr nachdenklichen Gedanken formulierten Willy und Sibylle Stange aus Tieringen, übrigens sehr passend zum Anreisetag, dem 8. Mai: „Krieg und Frieden, nichts ist selbstverständlich. Respekt und Offenheit gegenüber anderen Kulturen ist gefragt. Dass darüber hinaus Reisen bildet, hat schon Goethe erfahren. Junge Menschen müssen reisen.“ Ähnlich sieht es auch Christina Eppler aus Meßstetten: „Wir alle sollten von unseren schönen Erlebnissen und Erfahrungen berichten. Damit noch mehr Leute ihre Komfortzonen verlassen. Offen sein gegenüber anderen Kulturen und positiv den Widrigkeiten des Lebens begegnen.“
Rebekka Robnig greift das moderne Sozialverhalten auf, das vor allem die Jugend zeigt. Es gebe ganz andere Möglichkeiten, die Welt kennenzulernen, als noch zu jener Zeit, als die meisten Städtepartnerschaften entstanden. Persönliche Kontakte seien vielfach nicht mehr relevant. „Möglicherweise wäre eine Unterbringung im Hotel oder in einer Pension, zumindest bei einem Erstbesuch, sinnvoll“, sagt sie. Tatsächlich bietet die Stadt Meßstetten diesen Service für Selbstzahler an.
(VB)