In der letzten Ausgabe des Amtsblatts war eine Stellungnahme der FDP zur Windkraft zu lesen. Darin wurden viele absolute, aber kaum relative Zahlen verwendet – ein komplexes Thema wurde damit plakativ und verzerrt dargestellt.
Die FDP spricht von 3.000 TWh Energieverbrauch in Deutschland pro Jahr. Es fehlt jedoch das entscheidende Wort: Primärenergiebedarf.Dieser umfasst den Energiegehalt aller eingesetzten Rohstoffe. Entscheidend ist: Bei der Stromerzeugung aus Kohle oder Gas entstehen große Umwandlungsverluste. Kohlekraftwerke nutzen nur ca. 35 %, moderne Gas-und-Dampf-Kraftwerke etwa 60 % der eingesetzten Energie. Eine Kilowattstunde Wind-, Solar- oder Wasserkraft wird dagegen fast verlustfrei zu Strom. Das bedeutet: Mit jeder einzelnen kWh aus erneuerbaren Energien sparen wir ein Vielfaches an Primärenergie ein.
Auch im Verkehrs- und Wärmesektor gilt: Erneuerbare sind effizienter. Eine Wärmepumpe ersetzt mit derselben Energiemenge drei- bis fünfmal so viel Heizöl oder Gas. Ein Elektroauto nutzt die eingesetzte Energie drei- bis fünfmal besser als ein Verbrenner (vgl. www.bmuv.de/themen/verkehr/elektromobilitaet/effizienz-und-kosten). Wer also Strom aus Windkraft mit dem gesamten Primärenergiebedarf vergleicht, rechnet künstlich klein.
Ein Windradfundament benötigt rund 1.500 m³ Beton. Klingt viel. Aber was sagt das ohne Vergleich? Ein Einfamilienhauskeller braucht etwa 50 m³. Für den sechsspurigen Ausbau der A1 bei Osnabrück wurden 270.000 m³ Beton verbaut – das entspricht 180 Windradfundamenten auf 30 km Strecke oder rund 9.000 m³ Beton pro Kilometer Autobahn. Mit anderen Worten: Ein Kilometer Autobahnbau verbraucht so viel Beton wie sechs Windräder zusammen (vgl. newsroom.strabag.com/de/presse/strabag-de/2022-03/autobahn-westfalen-baut-a1-in-betonbauweise-sechsspurig-aus). Deutschland hat rund 13.000 km Autobahnen – solche Zahlen helfen in der Windkraft-Diskussion aber kaum weiter.
Schauen wir lieber auf die Dimensionen vor Ort. Für ein Windrad müsste anfangs etwa 1 Hektar Waldfläche gerodet werden. Dauerhaft bleiben nur 0,7 ha frei, der Rest wird mit klimaresistenteren Arten wieder aufgeforstet. Dossenheim schlägt jedes Jahr ca. 4.000 Festmeter Holz ein – das entspricht rund 7 Hektar Waldfläche (vgl. energiewende-bergstrasse.de/flaechenbedarf-fuer-windkraft-im-gebiet-weisser-stein). Vier Windräder beanspruchen also 2,8 Hektar dauerhaft, während die Forstwirtschaft im gleichen Zeitraum von 25 Jahren rund 167 Hektar Wald entnimmt. Der dauerhafte Flächenverbrauch durch vier Windräder liegt damit bei gerade einmal 1,7 % von dessen, was ohnehin durch Forstwirtschaft entnommen wird.
Wenn wir zukunftsfähig bleiben wollen, brauchen wir Technologieoffenheit. Wer Windkraftanlagen mit verzerrten Zahlen verbieten will, verhindert marktwirtschaftliche Lösungen, die zudem der Gemeinde hohe jährliche Pachteinnahmen bringen könnten. Sollte sich ein Betrieb tatsächlich als unwirtschaftlich erweisen, trägt allein der Betreiber das Risiko – nicht die Gemeinde. Unser Wald ist geeignet, und darum sehen wir keinen Grund für Verbote.
Wir, die Fraktion der Freien Wähler Dossenheim, sagen daher klar NEIN beim kommenden Bürgerentscheid – und damit JA zur Windkraft im Dossenheimer Wald, für die Zukunft der heutigen und kommenden Generationen.
Autoren:
Rico Zimmermann, 2. Vorsitzender
Raoul Schulz, 1. Vorsitzender