Draußen schon dunkel, kalter Schneeregen auf der Jacke – bei idealem Eishockeywetter treffe ich mich mit Peter Sinn in den Nebenhallen der SAP-Arena. Im Ticketshop neben der Eingangstür hängen die Wappen der Adler Mannheim, die hier ihre Spielstätte haben, drinnen sitzen Eltern mit ihren Kindern, aus den offensichtlich schweren Sporttaschen ragen Eishockeyschläger. Um die Profis soll es aber heute nicht gehen: Während sich die Kids des MERC Mannheim auf ihr Training vorbereiten, werde ich von einem ihrer Trainer angesprochen.
Peter Sinn ist 51 Jahre alt und U17-Jugendtrainer sowie sportlicher Leiter beim MERC Mannheim. Den Verein gibt es seit 1938, er selbst ist seit 15 Jahren als Trainer mit dabei, zunächst noch nebenberuflich, inzwischen aber hauptberuflich. Die „eisige Spielerei“ verfolgt ihn schon sein ganzes Leben: Im „zarten Alter“ von acht Jahren hat er mit dem Eishockey angefangen und daraufhin seine komplette Nachwuchszeit in Mannheim verbracht. Später spielte er für die Bietigheim Steelers in der zweiten Liga, bis er sich eine Verletzung zuzog und sich auch aus persönlichen Gründen gegen eine Profi-Laufbahn entschied.
„Eishockey hat mir viel gegeben im Leben“, fasst Peter Sinn im Gespräch zusammen. Selbst als er berufsbedingt nicht mehr in einem Verein tätig war, hat er hobbymäßig Eishockey spielt – eine Zeit, an die er sich immer wieder gerne zurückerinnert. Er spricht von Cashback, dass der dynamische, taktische Sport ihm „unheimlich viel“ zurückgebe. „Eishockey ist einfach anders.“
Was genau Eishockey ihm gibt, wird deutlich, als er anfängt über seine Tätigkeit als U17-Jugendtrainer zu erzählen. Sinn sagt ein bisschen schmunzelnd, er sei mental selbst nie aus dieser Altersgruppe herausgekommen und könne deswegen gut mit jungen Erwachsenen umgehen. „Du kannst mit denen Spaß haben, du kannst sie auch mal kritisieren“, erläutert er.
Es freut Sinn, wenn er seine Schützlinge prägen, sich mit ihnen an gemeinsame Zeiten zurückerinnern kann. Als Jugendtrainer begleitet man die Jugendlichen auf einem signifikanten Teil ihres Lebenswegs, die menschliche Entwicklung der Jugendlichen ist ein klarer Fokus des MERCs. Eine Anekdote fällt Sinn hierbei ein: In der Abizeitung hat zum Beispiel einer seiner ehemaligen Schüler eine Weisheit von ihm zitiert, die er ihm mit auf den Weg gegeben habe. „Er hat da was mitgenommen. Er erinnert sich an mich, was ich gesagt habe“, meint Sinn stolz. „Ich habe da wirklich einen Traumberuf.“
Natürlich ist nicht immer alles rosig. Mit Pubertierenden zu arbeiten, kann herausfordernd sein. Sinn hat zwar selbst vier Kinder, als Trainer werde man aber im Umgang mit Jugendlichen „erstmal ins kalte Wasser gestoßen“, erzählt er. Das liegt vor allem daran, dass man jedes Jahr einen neuen Jahrgang trainiert, eine neue, heterogene Gruppe, sowohl vom sportlichen als auch vom persönlichen Entwicklungsstand her betrachtet.
Sinn weiß, mit schwierigen Situationen umzugehen. Für ihn ist es besonders wichtig, dass die Altersgruppe ernst genommen wird. „Es sind keine Kinder mehr und so wollen sie auch behandelt werden“, sagt er. In „heiklen“ Fällen holt er die Eltern oder andere Hauptamtliche des Vereins mit ins Boot. Eine Lösung gibt es immer.
Das Thema „Pädagogik im Sport“ ist etwas, das ihn und den Verein täglich beschäftigt. Peter Sinn möchte sich auf seinem Gebiet weiterentwickeln, sich auch mit problematischen Aspekten seiner Tätigkeit beschäftigen. Im Sport sei jede Spielsituation, im Privatleben der Umgang mit Menschen immer auch eine Problemlösung, erklärt er. „Stillstand ist Rückschritt. Wenn du aufhörst, besser zu werden, hörst du auf, gut zu sein.“
Letztes Jahr besuchte Peter Sinn die Trainerschule von Anpfiff ins Leben e.V., unterstützt von der Nussbaum-Stiftung. Die Kurse waren für ihn, wenn auch „super organisiert“, nichts Unbekanntes, vor allem der Austausch mit anderen Trainern aus anderen Bereichen habe ihm aber wertvolle, neue Sichtweisen auf gewisse Dinge gegeben. Nach der Saison im Sommer möchte er ein Mentorship seiner Kollegen im Verein übernehmen und ihnen die Inhalte der Trainerschule näherbringen.
Eishockey wird sich verändern. Der Sport wird immer teurer und dadurch elitärer, viele Familien können sich heute schon das Equipment nicht leisten. Sinn hofft, für die Zukunft Sponsoren zu finden, die nicht nur den Verein, sondern gezielt auch Spieler unterstützen, „sodass wir eben keine elitäre Gruppe hier bilden, sondern vielen Kindern die Möglichkeit bieten können, diesen Sport auszuüben.“
In der „Eishockeyhauptstadt“ Mannheim ist es diesbezüglich glücklicherweise sehr gut bestellt. Neben dem MERC gibt es in der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs noch die Adler und Jungadler sowie die Mad Dogs. Der MERC hat jetzt schon „das große Glück“, stiftungsfinanziert zu sein, hat also Möglichkeiten, die es in anderen Vereinen nicht gibt.
Bevor die ferne Zukunft aber zu einem Problem werden kann, muss Peter Sinn sich erstmal auf die nahe Zukunft, also das Training der U17 fokussieren – die Mannschaft steckt diese Saison nämlich im knallharten Abstiegskampf. „Mein Ziel ist jetzt erstmal der Nichtabstieg“, versichert er – denn wie er selbst sagt: Wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein.