Wie wichtig ist die Beschaffung von bezahlbarem Wohnraum?

"Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist eine der drängendsten sozialen Fragen unserer Zeit." Mit diesem Satz begann das Maßnahmenpapier der vorherigen Bundesregierung zum Wohnungsbau. Widersprechen wird da sicherlich keiner. Gerade mit Blick auf das letzte im Flächennutzungsplan verbliebene mögliche Baugebiet in Kirrlach „Unteres großes Hinterfeld“ Richtung St. Leon, sollten wir diesen Satz fest im Auge behalten. Für die immer höher gewordenen Baustandards für Lärmschutz, Brandschutz, die Vorgaben für die Begrünung und das Anlegen von Kinderspielplätzen, Stellplätze, Klimaschutz und barrierearmes Wohnen seit den 1970er Jahren gibt es gute Gründe. Aber in der Summe haben diese Anforderungen Bauen und Wohnen immer teurer gemacht. 2021 gab es sage und schreibe 20.000 Bauvorschriften. Ein Viertel des Baukostenanstiegs hat nichts mit Personal- oder Materialkosten zu tun, sondern mit zusätzlichen Vorschriften. Wobei die Bauwirtschaft selbst diese Qualitätsstandards immer weiter erhöht hat, obwohl es nicht gesetzlich vorgeschrieben gewesen wäre. 1999 war eine Stahlbetondecke einer Eigentumswohnung 14 cm dick mit einem Aufbau von 8,5 cm. Heute sind es mindestens 20 cm mit 17 cm Aufbau. Warum, fragen wir uns? Wenn wir die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum wirklich für eine der drängendsten sozialen Fragen halten, müssen hier Prioritäten gesetzt werden. Nicht nur der Bund, sondern auch Länder und Kommunen sind in der Pflicht. Die bestehenden Auflagen und Kosten müssen hinterfragt werden. Wie bei unseren Nachbarn, den Niederlanden, sollten sämtliche Bauvorschriften auf den Prüfstand gestellt werden. Ein einfacher, flexibler Gebäudetypus mit geringeren Komfortstandards würde das Bauen wesentlich günstiger machen, damit mittlere und geringe Einkommensbezieher nicht auf der Strecke bleiben und auch die Mieten von Neubauten bezahlbar machen. Waghäusel braucht dringend bezahlbaren Wohnraum. Und dafür werden wir einstehen.

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