Die Badesaison neigt sich langsam dem Ende zu. Sie begann mit unschönen Neuerungen. Die Entscheidung der montäglichen Schließungen außerhalb der Ferienzeiten wurde scharf kritisiert. Fachbereichsleiter Tobias Schork hofft, dass sich die Situation im kommenden Jahr entspannt.
Nur ein Fachangestellter für Bäderbetrieb – das ist wahrlich nicht viel. Doch so händeringend die Verwaltung bisher auch gesucht hat, wurde die zweite Stelle bis heute nicht besetzt. Der Job ist ein Knochenjob. „Sechs Tage Arbeit in der Woche von Mai bis September“, umreißt es Tobias Schork. Und dann sind es auch noch lange Tage mit zehn Stunden. Am Wiesensee als Fachangestellter für Bäderbetrieb zu arbeiten heißt Saisonarbeit zu verrichten. Und den Urlaub in die Jahreshälfte zu verlegen, in denen an Freibad nicht zu denken ist.
Die Personalsituation ist also Spitz auf Knopf. „Wir mussten den einen Tag Schließung einführen“, verteidigt Schork daher die Entscheidung, so unpopulär sie auch sein mag. Er verweist auf die gesetzlichen Arbeitszeitregelungen. Ein freier Tag in der Woche ist Pflicht. Die Besetzung des Sees mit einem Fachangestellten bei Öffnung aber auch. Was passiert, wenn geöffnet wird ohne entsprechendes Fachpersonal vor Ort? „Dann ist die Verwaltung in der Haftung, wenn etwas passiert“, sagt Schork. Ein Risiko, das Bürgermeister Jürgen Kirchner in der vergangenen Saison an einigen Tagen auf seine Kappe genommen hat. In diesem Jahr nicht mehr. Schork verweist zudem auf das Lernschwimmbecken. Dessen Technik darf nur von Fachangestellten bedient werden, wie er sagt. Doch warum funktioniert in anderen Orten der Seebetrieb an sieben Tagen, in Hemsbach aber nicht? Eine Frage, die auch in sozialen Netzwerken gestellt wurde.
Situation bei den Nachbarn
Eine Gemeinde wie Heddesheim, die mit See und Lernschwimmbecken ein ähnliches Bild wie Hemsbach abgibt, hat es per se dennoch leichter. Der Grund: das Hallenbad. Wer ein Hallenbad hat, kann die Angestellten pendeln lassen: im Sommer am See, im Winter in der Halle. Das heißt auch, dass nicht die gesamte Jahresarbeitszeit in der einen Hälfte des Jahres aufgebaut werden muss. Gänzlich andere Voraussetzungen also. Daher ist ein Vergleich kaum möglich – es sei denn, Äpfel und Birnen sind an Ende auch eine Obstsorte.
Also geht der Blick nach Weinheim. Die Stadt beschäftigt einen Fachangestellten für Bäderbetriebe und zwei Meister für Bäderbetriebe, in Summe also drei Vollzeitstellen. Das ist eine wesentlich entspanntere Situation, wenn man auf die Vorgaben der Besetzung schaut. „Mindestens zwei, in Ausnahmefällen geht es auch mit einer Fachkraft durch Arbeitszeitstauchung und Unterweisung beziehungsweise Einweisung eines bestimmten Personenkreises“, heißt es auf Anfrage der Hemsbacher Woche. Und ein Lernschwimmbecken sucht man in Weinheim übrigens vergebens. Eitler Sonnenschein herrscht aber auch selbst dort nicht. Extreme Engpässe habe man unter anderem durch den Zukauf externer Leistungen bewältigt.
So bleibt in Hemsbach die Stellenbesetzung Dreh- und Angelpunkt. Das betont auch Tobias Schork nochmals. Es gehe nicht um die Rettungsschwimmer und auch nicht um Einsparungen. „Wir haben mit dem See noch nie Geld verdient“, sagt er. Dass der Badebetrieb unter diesen Voraussetzungen nahezu reibungslos erhalten bliebe, liege auch an Harry Kuklas. Hemsbachs langjähriger Herr des Wiesensees ist mittlerweile in Rente, springt aber bei Engpässen noch immer ein. Als Dauerlösung will Schork das nicht installieren. Wie geht es also weiter in der Badesaison 2026? „Wir schreiben die Stelle wieder aus“, sagt Bürgermeister Jürgen Kirchner. Vielleicht müsse man dabei kreativer denken, sagt er. Finanziell ist wenig Kreativität möglich, aber vielleicht hinsichtlich des Komforts desjenigen, der bereit ist, die Stelle zu besetzen. Ein bisschen roter Teppich. So nennt es Kirchner nicht, aber letztlich geht es darum. Tobias Schork liebäugelt mit einer langjährigen Rettungsschwimmerin, die sich derzeit fortbildet. Die Prüfung steht noch aus. Wie auch immer: Ziel ist, dass im kommenden Jahr wieder an allen Tagen geöffnet werden kann. Und wie steht es mit den Beschwerden zu Beginn des Jahres? Jenen, die ins Rathaus gekommen seien, habe er es erklären können. Sie hätten es verstanden, sagt Schork. „Gut fanden sie es trotzdem nicht.“ (cs)