Vom 21. September bis 10. Oktober feiert Wiesloch die Interkulturelle Woche und setzt damit ein starkes Zeichen für Vielfalt, Demokratie und ein respektvolles Miteinander. Bundesweit findet die Aktionswoche in diesem Jahr zum 50. Mal statt, in Wiesloch wird sie bereits seit gut zehn Jahren begangen. „Gerade in einer Zeit, in der viel Hetze gegen Migration und Vielfalt betrieben wird, wollen wir zeigen, welche Bereicherung die kulturellen Unterschiede in Deutschland ausmachen“, betont Lilli Litau von der Diakonie, die seit diesem Jahr die Koordination übernommen hat.
Zum Auftakt am Sonntagnachmittag organisiert die Bürgerstiftung Wiesloch am 21. September den Mental-Health-Lauf „Move4YourMind“ mit Start in der Parkstraße. Am nächsten Abend, dem 22. September, eröffnet im Foyer des Rathauses die Ausstellung „FrauenLeben“ der Fotografin Ingrid Vielsack. Sie zeigt Portraits von Frauen unterschiedlichen Alters und Herkunft, die ihre persönlichen Geschichten und Erfahrungen teilen. Die Ausstellung endet am Freitag, 10. Oktober, mit einer Finissage. „Besondere Eindrücke erwarten die Besucher schon bei der Vernissage im Rathaus“, kündigt Litau an.
Die Woche lebt von Begegnungen im täglichen Leben. So lädt die evangelische Petrusgemeinde gemeinsam mit dem Netzwerk Asyl am Dienstag, 23. September, zum „Café dienstag“ in die Friedrichstraße ein und in der MITmacherei des Malteser Hilfsdienstes findet ein Interkultureller Frauentreff statt. „Wir haben ein vielfältiges Kunst- und Musikprogramm vorbereitet. Es gibt so viel zu sehen und zu erleben, dass gar nicht alles ins Programmheft passt – deshalb sollte man unbedingt vorbeikommen“, sagt Lukas Kluz von den Maltesern. Besonders wichtig sei ihm, dass nicht nur Hilfsorganisationen, sondern auch Geflüchtete selbst viele Ideen eingebracht hätten: „Wir entwickeln uns jedes Jahr weiter – und werden jedes Mal eine Stufe besser.“
Am Mittwoch, 24., und Donnerstag, 25. September, lädt die MITmacherei zudem jeweils von 16 bis 18 Uhr zum Sprachcafé ein, am Mittwochabend findet dort ein Infoabend für Ehrenamtliche statt.
Am Donnerstag, 25. September, zeigt Amnesty International Wiesloch gemeinsam mit Partnern den Film „Die Möllner Briefe“ im Luxor Filmpalast Walldorf. Für Stephan Brües von Amnesty ist dies ein persönliches Highlight: „Durch einen Kontakt von Aynur Bagdelen vom Bündnis für Demokratie und Toleranz Wiesloch ist es gelungen, Ibrahim Arslan nach Wiesloch zu holen. Arslan hat als Kind den Brandanschlag überlebt und wird bei der Deutschlandpremiere dabei sein – das ist etwas ganz Besonderes.“ Der Film erzählt von den Solidaritätsbriefen, die nach dem rassistischen Brandanschlag von Mölln 1992 geschrieben, aber nie an die Betroffenen weitergegeben wurden. Eine Studentin fand sie fast 30 Jahre später im Keller des Rathauses und stellte Nachforschungen an, was den Anstoß zu diesem Dokumentarfilm ergab.
Am Freitag, 26. September, lädt die Petrusgemeinde gemeinsam mit vielen Partnern von 16 bis 19 Uhr zum Interkulturellen Fest ein. Internationale Speisen, Musikgruppen wie „Sillya“, der Trommelkreis der Malteser oder Gitarrist Wulf sorgen für ein buntes Programm. „Jeder kann kommen und mit Menschen verschiedener Kulturen in Kontakt treten, ohne Anmeldung und kostenfrei“, unterstreicht Frauke Falk, die die Interkulturelle Woche in den vergangenen Jahren koordiniert hat. „In Wiesloch ist die gute Zusammenarbeit über alle Organisationsgrenzen hinweg wirklich etwas Besonderes.“
Am Montag, 29. September, liest Manik Chander im Gemeindehaus in der Friedrichstraße aus dem Buch „My Migrant Mama“. Für Koordinatorin Litau ist diese Veranstaltung ein besonderer Baustein im Programm: „‚My Migrant Mama‘ ist modern, frisch und spricht gerade ein jüngeres Publikum an – ein schönes Beispiel dafür, wie vielfältig die Woche ist.“
Am Tag der offenen Moschee am Freitag, 3. Oktober, lädt die Ditib Türkisch-Islamische Gemeinde Wiesloch zu Führungen um 11 und 14 Uhr in die Moschee In den Auwiesen 1 ein, begleitet von Gesprächen bei einem Glas türkischem Tee. Den Abschluss bildet am Dienstag, 7. Oktober, ein Workshop in den Räumen der Partnerschaft für Demokratie in der Ringstraße, bei dem Besucher Kunstformen aus Burkina Faso, der Ukraine und der Türkei kennenlernen können, von Motanka-Puppen über die traditionelle Ebru-Malerei bis hin zu künstlerischen Darstellungen aus Westafrika.
Auch Nadine Bikowski von der Diakonie hebt die besondere Qualität der Kooperation hervor: „Natürlich ist es eine Herausforderung, so viele Mitwirkende unter einen Hut zu bringen. Aber die Zusammenarbeit ist außergewöhnlich – alle stimmen dem Ziel zu, gemeinsam dafür zu sein.“ „Jeder, der mitmachen will, ist herzlich willkommen“, betont Litau abschließend.
Die Interkulturelle Woche Wiesloch wird unterstützt durch die Partnerschaft für Demokratie Wiesloch und gefördert vom Bundesfamilienministerium im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.