Ihren Beinamen „Tapezierbiene“ hat sich die Garten-Blattschneiderbiene regelrecht erarbeitet: Mit ihren Kiefern schneiden die Weibchen ovale Stücke aus Blättern von Pflanzen wie Wildrosen oder Hainbuchen ab, transportieren diese im Flug zwischen ihren Beinchen zu ihrem Nest und kleiden anschließend mit den Blattstücken die Wände ihrer Brutzellen aus.
Die geschickte kleine Inneneirichterin nistet in selbst gegrabenen Gängen, in morschem Holz oder in Nisthilfen, die über passende Bohrlöcher mit 6 mm Durchmesser verfügen. Auch Blumentöpfe werden von der Garten-Blattschneiderbiene gerne zur Nestanlage genutzt.
Die Garten-Blattschneiderbiene ist in den Sommermonaten zwischen Ende Juni und Ende August aktiv. Mit etwas Glück kann man sie dann im eigenen Garten bei ihrer Arbeit entdecken: Erblickt man eine Biene, die fliegend ein Mini-Blattteil abtransportiert, dann handelt es sich mit großer Sicherheit um die Wildbiene des Jahres 2025.
Besonders wohl fühlt sich die blattschneidende Wildbiene in naturnahen Gärten mit Totholzhaufen, auf Wiesen und an Weg- und Waldrändern – an Stellen eben, wo sie viele Wildpflanzen und eine große Blütenvielfalt vorfindet.
So kann man einen Lebensraum für die Garten-Blattschneiderbiene im eigenen Garten schaffen: Auf eine intensive Gartenpflege verzichten, Blühstreifen mit heimischen Wildpflanzen anlegen und geeignete Nisthilfen zur Verfügung stellen. Dann dürfte die Wildbiene des Jahres 2025 auch hier schon bald unterwegs sein, und die Welt der kleinen Insekten im eigenen Grünbereich rund ums Haus wird zukünftig für zusätzliche spannende Beobachtungsmomente sorgen.
In Baden-Württemberg sind über 460 verschiedene Wildbienenarten heimisch. Wie Schmetterlinge, Ameisen, Fliegen und Käfer sind Wildbienen wichtige und unentbehrliche Bestäuberinnen von Nutz- und Wildpflanzen – der Grundlage unserer Ernährung und Blühlandschaft. Auch der Garten-Blattschneiderbiene kommt eine große Rolle zu, wenn es um die Bestäubung geht.
Die Männchen der Garten-Blattschneiderbiene verfügen mit ihren verbreiterten Vorderbeinen, die an weiße Fausthandschuhe erinnern, über eine auffällige Ausrüstung, die während der Paarung der Übertragung von Duftstoffen dient. Auch die weiblichen Tiere sind mit einem sehr nützlichen Werkzeug ausgestattet: Sie verfügen über ein dicht gefiedertes und verlängertes Chitin-Haarkleid an ihrer Bauchunterseite. Bei der Nahrungssuche wühlt sich das Garten-Blattschneiderbienen-Weibchen durch die Blüte. Nektar wird mit dem Rüssel aufgesaugt und Pollen bleiben an der auffälligen orangeroten „Bauchbürste“ haften. Mit Pollen dick bepudert geht es zurück zum Nest.
In der Brutzelle füllt die Wildbiene kleine Tönnchen, die – man kann es sich schon fast denken – ebenfalls aus zurechtgeschnittenen Blätterteilen geformt sind. Zum Schluss legt das Wildbienen-Weibchen ein Ei, und die Larve, die später daraus schlüpft, kann sich an dem bereitgestellten Pollen satt fressen. Ihr Blätternest verlässt die Larve erst im nächsten Jahr – als ausgewachsene Wildbiene.