
In dieser Ausgabe soll uns die Frage beschäftigen, wie die Fische die kalte Jahreszeit überstehen. Wie die Amphibien oder die Reptilien sind auch die Fische wechselwarme Tiere, die keine eigene konstante Körpertemperatur aufrechterhalten können. Wird das Wasser im Winter kälter, fällt auch ihre Körpertemperatur, ihre Bewegungen verlangsamen sich und sie fahren ihren Stoffwechsel herunter. Ein Karpfen, dessen Herz im Normalfall ca. 130-mal in der Minute schlägt, reduziert seine Herzfrequenz im 4 Grad kalten Wasser auf 3 bis 6 Schläge in der Minute. Er fällt hierbei in eine Art Starre, bewegt sich kaum und nimmt keine Nahrung auf. Was passiert aber, wenn es so kalt wird, dass ein See an der Oberfläche zufriert? Wie kalt ist dann das Wasser am Grund des Gewässers und besteht die Gefahr, dass die Fische einfrieren? Um auf diese Fragen eine Antwort zu finden, müssen wir uns mit der Anomalie des Wassers beschäftigen. Bei Temperaturveränderungen reagiert Wasser anders als andere Flüssigkeiten. Wasser hat bei 4 Grad sein kleinstes Volumen und seine größte Dichte. Wird es kälter nimmt seine Dichte ab und sein Volumen weitet sich aus. Daher platzt auch eine Wasserflasche im Gefrierfach. Was passiert nun genau in unserem See, wenn es kälter wird? In der wärmeren Jahreszeit ist es im See am Grund am kältesten und an der Oberfläche am wärmsten. Das kennen wir vom Baden. Im Winter ist es genau umgekehrt. Durch die fallenden Temperaturen kühlt sich das Oberflächenwasser ab. Wenn es schließlich 4 Grad erreicht hat, ist es am schwersten und sinkt auf den Grund. Bei einer weiteren Abkühlung nehmen die Dichte und damit das Gewicht aber wieder ab. So sinkt Schicht für Schicht nach unten und lagert sich aufeinander, bis sich schließlich an der Oberfläche bei 0 Grad Eis bildet. Da das Eis leichter als Wasser ist, schwimmt es oben. Diese Eisschicht hat nun auch einen isolierenden Charakter. Sie schirmt die Kälte ab. Im Normalfall wird es am Boden eines Sees nicht kälter als 4 Grad. Sinken die Temperaturen nun weiter, vergrößert sich theoretisch die Eisschicht bis der ganze See auf den Grund zugefroren ist. Praktisch kann das bei uns nur bei niedrigen Gewässern oder bei Teichen in den Gärten passieren, wenn die Tiefe weniger als 80 Zentimeter beträgt. Bei fließenden Gewässern ist die Gefahr des Zufrierens kaum gegeben. Dort bewegen sich die Wassermoleküle stärker, wodurch die Bildung von Eiskristallen erschwert wird. In der eisfreien Schicht am Boden überwintern nun die Fische. Aal, Schleie und Wels graben sich im Boden ein. Barsch, Zander und Hecht ziehen gemächlich am Grund umher, Karpfen und viele Weißfische verharren in einer Winterstarre. Für die Fische kann diese Situation auf Dauer trotzdem problematisch werden, da das Wasser durch die isolierende Eisschicht keinen Sauerstoff aufnehmen kann. Gerade wenn die Teiche klein sind und sich viele gärende Pflanzenstoffe am Boden abgelagert haben, kann der Sauerstoff knapp werden und es besteht die Gefahr, dass die Fische ersticken. In Fließgewässern sind die Wassertemperaturen und der Sauerstoffgehalt höher. Forellen und Äschen sind daher dort auch im Winter relativ aktiv.
E.B.


