
In dieser Ausgabe möchten wir das Verhalten der Insekten im Winter etwas näher betrachten. Da die Insekten zu der artenreichsten Klasse der Tiere gehören und wir daher nur einige Arten beschreiben könnten, erscheint es sinnvoller, sich direkt mit den vorkommenden Überlebensstrategien zu befassen. Im Wesentlichen zeigen sich vier Formen: Die Insekten bleiben wach und reduzieren hierbei ihre Aktivität, sie fallen in eine Winterstarre, sie sterben im Spätherbst oder sie ziehen wie die Zugvögel in den warmen Süden. Zu den Tieren, die aktiv bleiben, gehören die Ameisen und die Honigbienen. Die Ameisen ziehen sich in ihrem Hügel tiefer in den Boden zurück. Bei frostfreien Temperaturen bewegen sie sich dann so wenig wie möglich. Die Honigbienen versammeln sich in ihrem Bienenstock zu einem kugeligen Gebilde, der Wintertraube. Durch Muskelzittern erzeugen sie Wärme, sodass es im Stock ca. 20 Grad warm bleibt. Sie ernähren sich in dieser Zeit von ihrem Honig oder der Nahrung, die ihnen der Imker anbietet. Was machen sie aber, wenn sie aufs Klo müssen? Da sie den Stock nicht verschmutzen wollen, aber auch nicht nach draußen können, sammeln sie den ganzen Kot in der Kotblase, die im Laufe des Winters dann fast den ganzen Hinterleib ausfüllt. Da die Insekten zu den wechselwarmen Tieren gehören, müssen sich die Arten, die nicht aktiv bleiben, einen geschützten Platz suchen. Sie verkriechen sich z.B. in Holzspalten, Baum- oder Erdlöchern, in Mauerritzen oder in Pflanzenteilen. Dabei ist ihnen alles Recht, was Schutz bietet. Viele Arten ziehen sich auch in unsere Keller, Garagen, Scheunen, Dachböden etc. zurück. Dort reduzieren sie ihren Stoffwechsel, fallen in eine Winterstarre und erwachen im Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder ansteigen. Einige Tiere überwintern hierbei nicht alleine, sondern in Scharen, wie die Marienkäfer. Andere überstehen den Winter in verschiedenen Entwicklungsstadien. Schmetterlinge z.B. können als Falter, als Puppe, als Raupe oder als Ei überwintern. Als Falter überwintern dabei nur 6 von ca. 180 Falterarten in Deutschland. Sie können in ihrem Körper Glycerin als Frostschutzmittel bilden. Mit dieser Hilfe kann z.B. der Zitronenfalter, den man manchmal im Freien an einem Ast scheinbar erfroren vorfindet, den Winter überstehen. Es gibt aber auch Arten, die bereits vor Eintritt des Winters sterben. Hierzu gehören z.B. die Hummeln, die Wespen und die Libellen. Bei den Hummeln und Wespen beginnt das große Sterben im Oktober. Alle Tiere eines Volkes sterben, nur die Jung-Königinnen überleben und suchen sich ein sicheres Versteck. Da sie sich zuvor mit den männlichen Tieren gepaart haben und den Samen konservieren können, sind sie im Frühjahr in der Lage, wieder ein neues Volk zu bilden. Die erwachsenen Libellen sterben im Herbst. Zuvor haben sie ihre Eier im Wasser abgelegt. Die ausgeschlüpften Larven überwintern in einer Winterstarre im Wasser. Bei den Schmetterlingen gibt es eine unglaubliche Erscheinung. Sie fliegen wie die Zugvögel in den Süden. Zu den bekanntesten Wanderfaltern gehören der Admiral und der Distelfalter. Es ist kaum vorstellbar, dass diese fragilen Wesen zu einem Flug über die Alpen im Stande sind. Etwa im April wandern die Falter zu uns ein und pflanzen sich hier fort. Die sich hier entwickelnde Generation fliegt dann im Herbst wieder zurück in ihr Winterquartier in Südeuropa. Da sie sich dort wieder fortpflanzen, kommen praktisch im nächsten Jahr die Enkel unserer Sommerfalter wieder zu uns zurück. Im neuen Jahr wird unsere Serie über Wildtiere im Winter an dieser Stelle fortgesetzt.
E.B.