Willy-Brandt-Realschule

Nach 24 Jahren verlässt Dieter König die Königsbacher Realschule. Als Rektor und Konrektor hat er die Bildungseinrichtung geprägt. Er ist neue...
Schulamtsleiter Volker Traub (vorne links) überreichte Dieter König (vorne Mitte) die Urkunde zur Versetzung in den Ruhestand. Beste Wünsche für die Zukunft kamen auch von Dieter Lang, Thomas Adam, Thomas Zeilmeier, Heiko Genthner und Bernd Kielburger (von links). (rol)
Schulamtsleiter Volker Traub (vorne links) überreichte Dieter König (vorne Mitte) die Urkunde zur Versetzung in den Ruhestand. Beste Wünsche für die Zukunft kamen auch von Dieter Lang, Thomas Adam, Thomas Zeilmeier, Heiko Genthner und Bernd Kielburger (von links). (rol)

Nach 24 Jahren verlässt Dieter König die Königsbacher Realschule. Als Rektor und Konrektor hat er die Bildungseinrichtung geprägt.

Er ist neue Wege gegangen, hat die Digitalisierung vorangebracht und immer wieder wegweisende Projekte auf die Beine gestellt: Wenn Dieter König zum Ende des Schuljahres die Königsbacher Willy-Brandt-Realschule verlässt, dann wird er eine große Lücke hinterlassen. 24 Jahre hat er die von einem kommunalen Zweckverband getragene, im Königsbacher Bildungszentrum angesiedelte Schule geleitet: seit 2000 als Konrektor, seit 2004 als Rektor. Mit Musik, Gesang und vielen lobenden Worten ist er am Freitagnachmittag in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden. Es ist eine emotionale Veranstaltung voller Erinnerungen und guter Wünsche gewesen. Zahlreiche Lehrer, Weggefährten und Gäste sind in die Aula des Bildungszentrums gekommen, um Königs Engagement zum Wohl der Willy-Brandt-Realschule zu würdigen, um seinen großen, weit über das normale Maß hinaus gehenden Einsatz für die Kinder und Jugendlichen herauszustellen. Schulamtsdirektor Volker Traub bezeichnet König als „Vollblutpädagogen“ und attestiert ihm ein hohes Maß an Engagement und Verantwortungsbewusstsein. Er erinnert an Königs beruflichen Lebensweg, der nach der Mittleren Reife und dem Abitur mit einem Studium an den Pädagogischen Hochschulen in Reutlingen und Heidelberg begonnen hat.

Von 1984 bis 2000 war König zunächst Realschullehrer an der Ludwig-Uhland-Schule in Birkenfeld, bevor er im Jahr 2000 nach Königsbach an die Willy-Brandt-Realschule kam. Neben dem Beruf hat er 2005 erfolgreich sein Masterstudium Schulmanagement an der Universität Kaiserslautern abgeschlossen. „Wo es möglich war, haben Sie vorausgeblickt“, sagt Traub, der mit der Digitalisierung, der Begabtenförderung und den Erfolgen der Schulband nur einige Meilensteine nennt, an denen König maßgeblich beteiligt war. Schulverbandsvorsitzender Heiko Genthner betont, eine Schule zu leiten, sei nicht irgendein Beruf, kein Job, den man mit Links erledigen könne. Es handle sich um ein komplexes Gefüge mit vielen Anforderungen, die von allen Seiten gestellt werden. Zumal Schulen heute vieles von dem auffangen müssen, was sich in der Gesellschaft verändert. Genthner attestiert König, mit Sachverstand, Fingerspitzengefühl und einem guten Team vor Ort genau das geschafft zu haben. Dass die Willy-Brandt-Realschule einen guten Ruf genieße, hänge sicher auch mit ihrer Schulleitung zusammen. „Wenn ich an die Realschule hier komme, dann fühle ich mich immer wie zu Hause“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Katja Mast. Sie lobt Königs Einsatz für Bildungsgerechtigkeit und für die Demokratieförderung, die in diesen Zeiten wichtiger denn je sei. Bevor König Ende Juli in den Ruhestand wechselt, hat er dem Verfasser dieser Zeilen noch ein ausführliches Interview gegeben. – Nico Roller

Seit der Jahrtausendwende sind Sie an der Königsbacher Realschule tätig gewesen. Wie haben Sie diese Zeit wahrgenommen? Oder anders gefragt: Was macht die Willy-Brandt-Realschule aus?

Unsere Schule macht aus, dass sie im Enzkreis trotz aller Strukturreformen der Bildungspolitik immer noch zu den großen Realschulen gehört: aktuell stabil vierzügig, früher eine Zeitlang sogar fünf- und sechszügig. Unsere Stärke ist, dass wir Schülern und Eltern viel bieten können, was so nicht jede Realschule in ihrem Profil hat. Wir haben einen bilingualen Zug, ein tolles Ganztagesangebot in der Klasse fünf/sechs, mit dem ERASMUS-Programm können unsere Schüler und Lehrkräfte kostenlos gemeinsame Projekte an Schulen in Europa erleben und unsere Schule war und ist digital ganz vorn mit dabei. Und wir kümmern uns auch um unsere starken Schülerinnen und Schüler. Seit 2018 sind wir eine von 300 Schulen in Deutschland, die sich im Bund-Länder-Projekt LemaS der Begabtenförderung widmet.

24 Jahre sind eine lange Zeit. Welche Projekte und Ereignisse würden Sie rückblickend als wegweisend bezeichnen? Auf welche sind Sie besonders stolz?

Wir haben einiges Außergewöhnliches auf den Weg gebracht. Seit 2002 haben wir ein Schul-WLAN. Damit waren wir allen anderen Schulen meilenweit voraus. Ich denke zudem an abendfüllende Veranstaltungen wie „Töne, Tanz, Theater“, beeindruckende Abschlussfeiern, aber auch an politische Veranstaltungen wie die Schülerdiskussion mit Gesine Schwan und die Feier mit Erhard Eppler anlässlich des 100. Geburtstages von Willy Brandt. 2022 präsentierten wir schließlich die große öffentliche Willy-Brandt-Ausstellung in unserer Aula. Stolz bin ich natürlich auch, dass es mir gelungen ist, mit unserer Schulband 2010 den ersten Preis beim Schülerband-Wettbewerb im „Kupferdächle“ zu gewinnen und die Band eine CD produzieren durfte. Und klar, „Verstehen Sie Spaß?“ an unserer Schule zu haben, war schon spektakulär.

Gibt es auch etwas, das Sie rückblickend anders machen würden? Oder etwas, das Sie gerne noch umgesetzt hätten?

Wir haben in der Corona-Krise vieles richtig gemacht: Wir waren digital ausgesprochen gut aufgestellt und haben gleich zweimal eine große, coronagerechte Abschlussfeier mit Showbühne im Freien für unsere Schüler auf die Beine gestellt. Allerdings habe ich rückblickend in Gesprächen mit Schülern festgestellt, wie einsam manche von ihnen zeitweise waren, obwohl sie in intakten, dörflichen Strukturen leben. Das hat mich sehr überrascht, denn das konnte ich mir in diesem Ausmaß tatsächlich nicht vorstellen. Vielleicht hätten wir als Schulen und Schulleiter mit mehr Nachdruck dafür sorgen müssen, dass die Kinder und Jugendlichen früher zurückkommen können. Vielleicht hätten wir bei einzelnen Schülern noch mal deutlicher nachfragen müssen, wie es ihnen geht und was sie brauchen.

Als Rektor muss man nicht nur viele Aufgaben übernehmen, sondern auch versuchen, die Interessen vieler verschiedener Akteure unter einen Hut zu bekommen. Auf was haben Sie im Umgang mit Schülern, Eltern und Lehrern Wert gelegt?

Eine der großen Herausforderungen für die Schulleitung besteht grundsätzlich darin, zwischen widerstrebenden Interessen und Wünschen eine Balance zu finden, einen Ausgleich zu schaffen. Das ist immer ein Spagat. Es gibt auch Situationen, in denen man Entscheidungen treffen muss, die nicht alle glücklich machen oder unpopulär sind. Manchmal muss man Anwalt des Kindes sein und es gegen Eltern und Lehrer in Schutz nehmen. Genauso muss man aber auch Anwalt der Lehrer sein, um Eltern und Schülern die Grenzen aufzuzeigen. Schüler, Eltern und Lehrkräfte mit ihren eigenen Perspektiven anzuhören und eine faire Balance in Konflikten zu finden, war mir ein großes Anliegen.

Bestimmt hat es in Ihrer Amtszeit auch Momente gegeben, in denen Ihnen alles zu viel wurde, in denen Sie am liebsten alles hingeworfen hätten. Was braucht es, um so viele Jahre durchzuhalten?

Als Schulleiter ist man Presseabteilung, Personalabteilung, Rechtsabteilung und Innovations-Entwicklungs-Büro, alles in Personalunion. Und am Ende steht man auch noch in der „Produktion“ an der Tafel. Daher ist es gut, wenn man Allrounder ist und sich für Vieles begeistern kann, wenn man offen für Neues ist, Freude und Leidenschaft für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat. Leidenschaft gehört immer dazu, wenn man das große Projekt Schule voranbringen will. Dafür braucht man allerdings auch Organisationstalent, Offenheit und ein hohes Maß an Belastbarkeit und nicht zuletzt eine Ehefrau, die das alles mitträgt.

Die Königsbacher Realschule ist immer wieder vorausgegangen. Etwa durch die Begabtenförderung „Leistung macht Schule“, durch das Erasmus-Projekt oder, indem sie vor einigen Jahren als eine der ersten Schulen in der Region flächendeckend die Arbeit mit Tablets im Unterricht eingeführt hat. Woher nehmen Sie die Ideen und den Antrieb dafür?

Ich bekomme mit, was sich in der Gesellschaft tut, was in der Politik passiert, was auf die Schulen zukommt. Ich kann gut analysieren und habe ein gutes Gefühl dafür, wie sich die Dinge verändern werden. So kann ich frühzeitig erkennen, wohin bestimmte Entwicklungen in ein paar Jahren führen werden, auch und gerade an meiner Schule. Neues interessiert mich persönlich sowieso immer. Die Motivation dahinter ist, unsere Realschule langfristig gut aufzustellen, sie zu einer attraktiven Einrichtung zu machen, an der Schüler, Lehrer und Eltern gerne sein wollen.

Als Rektor haben Sie sich nie darauf beschränkt, Dienst nach Vorschrift zu machen. Sie haben sich eingebracht, etwa in der Schulband oder, indem Sie die Fernsehsendung „Verstehen Sie Spaß?“ nach Königsbach geholt haben. Warum machen Sie sich diese zusätzliche Arbeit?

Letztlich geht es dabei immer um die Schüler und um die Schule im Gesamten. Die Teilnahme an „Verstehen Sie Spaß?“ war nicht meine Idee, aber wenn ich gefragt werde, ob wir als Schule dabei mitmachen würden, dann sage ich natürlich zu. Denn für die Schüler ist das eine tolle Sache: etwas, das sie nie im Leben vergessen werden. Und für alle Aktivitäten in der Schule, die mit Musik zu tun haben, bin ich immer zu begeistern. Musik ist der Ausgleich und das Sahnehäubchen im Schulalltag.

Auf was wird es in der Realschule der Zukunft ankommen? Welchen Herausforderungen und Entwicklungen werden sich sowohl die Pädagogen als auch die Schulträger stellen müssen?

Der Schulträger muss sich darauf einstellen, dass die Schülerzahlen am Bildungszentrum steigen werden. Wo die Bildungspolitik im Ländle hingehen wird, können wir überhaupt nicht sagen. Um als Realschule trotzdem für die Zukunft gerüstet zu sein, muss unsere Schule sich auch mit Blick auf die benachbarten Schulen gut aufstellen und sich anbahnende Entwicklungen frühzeitig aufgreifen. Ich denke da etwa an die Künstliche Intelligenz, die das Unterrichten in Zukunft mit Sicherheit stark verändern wird. Jeder Schüler ab Klasse acht wird ein digitales Endgerät haben, die Schulbücher werden digital sein, Lehrer werden KI beim Korrigieren von Arbeiten nutzen, der Unterricht wird viel stärker individualisiert sein: Warum sollen ältere Schüler nicht einen Teil des Stoffs zu Hause selbstständig erarbeiten und das Ganze dann mit ihren Lehrern in digitalen Konferenzen besprechen? Ich denke, dass in der KI viele Chancen für die Willy-Brandt-Realschule liegen, wenn sie entsprechende Neuerungen möglichst schnell anpackt.

Nun verlassen Sie die Realschule. Was werden Sie mit der Freizeit anstellen, die Ihnen nach dem Ende Ihrer Amtszeit jetzt hoffentlich zur Verfügung steht?

Auf jeden Fall werde ich Gitarre in der Bigband „Brandheiß“ der Pforzheimer Stadtfeuerwehr spielen. Da schließt sich ein Kreis, denn dort hat mein Vater in den Fünfzigerjahren schon mitgespielt. Meine Frau und ich werden die Rollenverteilung neu justieren und Aufgaben neu verteilen. Ich habe zu meiner Freude Enkel vor Ort, ich habe einen Traktor, Wiesen und Äcker. Es wird mir nicht langweilig werden. Eine Weltreise ist nicht geplant. Stattdessen will ich das, was mir Freude macht, mit mehr Ruhe und Entspanntheit genießen.

Erscheinung
Amtsblatt der Gemeinde Königsbach-Stein
NUSSBAUM+
Ausgabe 29/2024
von Gemeinde Königsbach-Stein
18.07.2024
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.

Orte

Königsbach-Stein
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto