
Unter den Aspekten Versorgungssicherheit sowie ökologischem und ökonomischem Nutzen betrachtete Dr. Joachim Schneider, ehemaliges Vorstandsmitglied ABB Deutschland und Präsident des VDE a.D., jüngst in einer Liberalen Runde das in Dossenheim geplante Windkraftanlagenprojekt auf Einladung des Dossenheimer FDP-Ortsverbandes.
Schneider ging vor den etwa 20 Zuhörern zunächst auf Grundlegendes ein und verdeutlichte den Unterschied zwischen Leistung und Energie (Energie = Leistung x Zeit). So benötigten die ca. 12.000 Einwohner Dossenheims etwa 12 MW Leistung, was der Leistung von zwei 6 MW-Windkraftanlagen entspreche. Ein Jahr habe jedoch 8760 Std., in denen, wenn diese Leistung durchgängig zur Verfügung stünde, 105.120 MWh Energie produziert würden. Windkraftanlagen lieferten aber im Schnitt nur ca. 3000 Std. im Jahr Energie, so dass nur 36.000 MWh Energie produziert würden.
Anhand eines Vergleichs Deutschland–China zweifelte Schneider die von Deutschland stets in Anspruch genommene Vorbildrolle an. So sei Deutschland für nur 1,5 % des weltweiten CO₂-Ausstoßes verantwortlich, China hingegen für 39 %. China nehme aktuell (2025) jedoch trotz des Booms der erneuerbaren Energien Kohlekraftwerkskapazitäten in Höhe von über 80 GW in Betrieb, Deutschland schalte hingegen ca. 40 GW ab und gerate damit ökonomisch immer mehr ins Hintertreffen. Dies habe zuletzt sogar Boris Palmer festgestellt, der eine ehrliche Bestandsaufnahme im Hinblick auf die Energiewende gefordert habe.
Unter der Prämisse einer aktuellen DIHK-Studie wonach die Energiewende bis 2050 in Deutschland Kosten in Höhe von 5500 Mrd. € (also: 220 Mrd. € im Jahr) verursachen würde sowie einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahre 2024, die für Backup-Kraftwerke 57 Mrd. € und für den Neubau von Leitungen und den Ausbau von Verteilernetzen 650 Mrd. € an Kosten in den kommenden Jahren prognostizierte, warf Schneider einen Blick auf die Kostentreiber beim Strompreis.
Der durchschnittliche Strompreis habe sich in den letzten 25 Jahren von ca. 15 Ct/kWh auf aktuell knapp 40 Ct/kWh fast verdreifacht. Gründe dafür seien teure Backup-Kraftwerke, die EEG-Umlage (seit 2022 nicht mehr im Strompreis selbst ausgewiesen), die sich auf ca. 6 Ct/kWh seit 2007 vervielfacht habe, und nicht zuletzt die Netzentgelte, die sich von ca. 6 Ct/kWh auf 12 Ct/kWh verdoppelt hätten.
Die steigenden Kosten der Netzentgelte würden verursacht zum einen durch den wegen der hohen Erzeugungsdichte von Windstrom im Norden notwendigen Ausbau der Netze, aber auch durch Netzengpässe wegen der Verzögerung des Netzausbaus. Im Norden müssten Windkraftanlagen gegen volle Vergütung abgeregelt, im Süden Reservekraftwerke gegen hohe Gebühren zugeschaltet werden. Das erhöhe die Zahl der Netzeingriffe und die Kosten für diesen sog. Redispatch erheblich. So mussten 2024 ca. 8.000.000 MWh Windenergie bei voller Erstattung für den Erzeuger wegen Netzengpässen abgeregelt werden. Das sei das 100-fache des Jahresstrombedarfs von Schriesheim und Dossenheim (74.000 MWh)!
Dieses Problem bedenkend, rief Schneider noch weitere Daten und Fakten zu Backup-Kraftwerken auf. Die Bundesnetzagentur habe für diese jüngst einen Bedarf von 35 GW bis 2035 zum Erhalt der Versorgungssicherheit bei Dunkelflaute beziffert, was zum Großteil durch flexible, aber teure Gaskraftwerke erfolgen solle.
Batteriespeicher und flexible Verbraucher trügen demnach zwar zur Entlastung bei, könnten den Bedarf aber nicht alleine decken. Schneider berechnete, dass die aktuellen Stromspeicherkapazitäten Deutschlands bei einer Dunkelflaute und einem zugrunde gelegten Bedarf in Höhe von 55 GWh nur eine Überbrückung von maximal zwei Stunden sicherstellen könnten.
Ein weiterer Aspekt seien die Subventionen. Seit 2017 gebe es mit der Marktpreisprämie einen staatlich garantierten Mindesterlös pro kWh (2025: 7,35 Ct/kWh plus Zuschlag für Schwachwindgebiete). Dieser werde aus dem Klima- und Transformationsfonds bezahlt, den die Bürger über Steuern und CO₂-Zuschläge bei den Energiekosten auffüllen.
Für Dossenheim machte Schneider dabei folgende Rechnung auf:
Garantierter Mindesterlös für 20 Jahre:
7,35*1,35 (Faktor 1,35 = Zuschlag) = 9,92 Cent/kWh
durchschnittlicher Erlös durch Stromverkauf: 6,3 Cent/kWh
folglich Subvention pro kWh = 3,62 Cent/kWh
Jahresproduktion bei 1600 Volllaststunden von ca. 19.000.000 kWh
Ergebnis: Marktpreisprämie in Höhe von ca. 685.000 € im Jahr
Angesichts des Emissionshandels in Europa empfahl Schneider als Fazit daher, lieber für 685.000 € im Jahr Zertifikate zu kaufen und diese zu vernichten. Damit würde die Menge an handelbaren CO2-Zertifikaten verringert – ohne Waldvernichtung.
Er konstatierte final: Die Windkraft in Dossenheim schadet mehr, als sie nutzt!
Der FDP-Ortsverband Dossenheim lädt alle Interessierten ganz herzlich zum kommenden Stammtisch ein:
Mittwoch, 15. Oktober 2025, 19.30 Uhr
„Zum Neuen Schwanen“, Bahnhofstr. 1, 69221 Dossenheim
Schauen Sie gerne vorbei und diskutieren Sie mit uns!
(Andreas Maier, Vorsitzender FDP Dossenheim / Tzschaschel)