Am Samstagabend strömten die Zuhörer ins Schloss, um barocke Klänge im Rahmen des Barockfestivals „Winter in Schwetzingen" zu genießen. Wie der Dramaturg am Heidelberger Theater Thomas Böckstiegel eingangs erklärte, gab es krankheitsbedingt zwei Besetzungsänderungen: an der Laute spielte an diesem Abend Bernhard Reichel und die Gesangsstimme des Soprans wurde durch den Countertenor Valer Sabadus besetzt. Diesem dankte der Künstlerische Leiter der Opern-Sparte sehr, habe er doch das gesamte Programm bis auf wenige kleine Änderungen neu einstudiert und man schätze sich glücklich, einen solch hochkarätigen Sänger kurzfristig gefunden zu haben.
Sodann zogen barocke Klänge durch das Rokokotheater, die thematisch und gesanglich dem zahlreichen Publikum aus dem Herzen sprachen: von Krieg und Frieden. Sprecher Stefan Österle machte mit seinen Texten aus dem Leben eines Soldaten aus dem 30-jährigen Krieg diesen anschaulich und nachvollziehbar: die Wege durch Deutschland, die Schlachten, Niederlagen und Leid. Ebenso die Freuden des Lebens wie Hochzeit und Siege, Geburten von Kindern. Aber auch die traurigen Momente im Leben wie Tod der neugeborenen Kinder und der Ehefrau, Verwundung des eigenen Körpers und der Tod von Kameraden.
Die Instrumentierung setzte sich zusammen aus Eva Saladin an der Violine, die im Gesamtklang des Ensembles virtuos aufspielte oder in besonders intensiven Momenten wie mit dem Cembalo hörbar harmonierte. Das zweite Instrument, genannt Zink, ließ die Vielfalt des Klangs wie der einer trompeten-ähnlichen Fanfare, einer Blockflöte bis hin zu den an die Gesangsstimmen einfühlsam angelehnten Töne erklingen. Dies sei der Vorteil dieser verschieden langen und gebogenen Holzflöten mit Metallmundstück, die in der Kirchenmusik groß wurden, so erklärte uns Anna Schall auf Nachfrage. Laute und Cello (Jonathan Pesek) und Amélie Chemin an der Lirone – eine Lira di Gamba - übernahmen mit den Basso-Continuo-Instrumenten die Begleitung. Am Cembalo spielte und dirigierte Jörg Halubek das Ensemble. Als Dirigent, Cembalist und Organist ist er Spezialist für Alte Musik.
Der thematisch rote Faden der Texte wurde fortgeführt durch die Musik wie eingangs der Kriegsdonner durch Samuel Scheidts „Baltaglia a 5“ aus Ludici Musici oder Liedtexte wie „Ach Gott! Wir habens nicht gewußt, dass Krieg eine Plage ist“ aus Krieges-Angst-Seufzer von Johann Hildebrand (1614-1684). Die zum Text passenden Kompositionen teilten die aufsteigenden Stimmungen von Trauer etwa „Bey zum Begräbnis von kleinen Kinderlein zu singende“ „Ich heul' und wein'“ von Johann Herrmann Schein (1586-1630) oder „Ich hab einen guten Kampf gekämpft“ von Johann Erasmus Kindermann (1616-1655) beim Begräbnis eines Soldaten.
Die beiden Gesangsstimmen, der Countertenor Valer Sabadus und die Altistin Franziska Gottwald, sangen meist gemeinsam im Duett und ergänzten sich schönmalend in den Koloraturen. Die Stimmung erhellte sich mit „Nun treten wir ins Neue Jahr“ von Andreas Hammerschmidt (1611-1675) und verströmte Hoffnung, die sich im Lauf des Abends durchsetzte, mit Kompositionen von Heinrich Schütz/Claudio Monteverdi und Samuel Scheid „Im Wald“ überschrieben. Fröhlichere barocke Klänge beschrieben die Welt des Soldaten nach dem Sieg, mit Einkommen und Wohlstand in einer neuen Ehe, in der auch die Liebe und die Freude über die glückliche Geburt eines Sohnes Platz hatten. Mit. „Pax“ überschrieben dann der Frieden, es gab „Fröhliche Post“. Sigmund Theophil Staden´s Friedensgesänge erklangen majestätisch. Hilfreich dafür waren „Ein unbeschwertes Herz“ und ein fröhliches „Kickeriki“ von Hahn und Henne. Nach dem „Abschieds-Lied“ von S.T. Staden wurden die Musiker und die beiden gesanglichen Solisten herzlich beklatscht für dieses rundum gelungene und stimmige Programm. Als Zugabe erklang nochmals das „O Coridon, lass dein Schalmei in Fröhlichkeit erklingen“ und beschwingt gingen die Zuhörer nach Hause. (aw)