Wer kennt sich nicht besser aus mit Geburtstagsfeiern, wenn nicht Kinder? Dies brachte die Konzertpädagogin und künstlerische Leiterin am Theater in Heidelberg, Annabelle Ruth, dazu, als Sitzkissen-Konzert eine Geschichte für Kinder zu kreieren, um den 300. Geburtstag des Kurfürsten in seinen Gemächern in Schwetzingen zu feiern. Wie es sich gebührt, mit Musik, Luftballons und Geschenken.
Und so versammelten sich im Jagdsaal am Dienstagvormittag 33 kleine Hoheiten des Waldorf-Kindergartens Schwetzingen mit Leiterin Anne Lang und sechs Begleitern und zehn weitere fünf- bis sechsjährige mit Begleitung aus der International School in Heidelberg. Aufmerksam lauschten sie dem lustigen und energiegeladenen Hofnarren, der ihnen Geschichten vom Kurfürsten erzählte und der Musik von Georg Philipp Telemann (1681-1767) und Antonio Vivaldi (1678-1741). Denn der enge Freund, treue Begleiter des Kurfürsten und als sein Hofnarr ein großer Spaßvogel war persönlich anwesend. André Kunze schlüpfte in das Narrenkostüm und überzeugte die Kinder erst einmal, wie er sich so lange fit gehalten hat, ist er doch schon 333 Jahre alt: mit akrobatischer Gymnastik.
Und er hatte Geschenke für den Kurfürsten dabei. Beim Auspacken durften die Kinder helfen - im ersten Paket waren Spaghetti. Denn der Kurfürst war ein leidenschaftlicher Sammler von: nein, nicht von teurem Schmuck oder edlen Pferden, sondern von einer „Schnürchen-Kollektion“ wie Haare, Schnürsenkel, Geschenkbändern und Saiten der von ihm geliebten Saiteninstrumente. Und so kam es vor, dass der Kurfürst Nachts in den Orchestersaal schlich, um eine Saite zu stibitzen. Doch hier passte Marion Thomas an der Violine auf und vereitelte den Klau, zeigte dem Kurfürsten, wie schön sie mit Maurice Mao an der ersten Violine, Horst Düker an der Bratsche und Johann Aparicio Bohórquez am Cello das Grave aus der Sonate Nr. 1 von Telemann spielen kann. Dazu tanzte beseelt der Hofnarr. Aus dem zweiten Geschenk erschien eine neue Schlafmütze für den Kurfürsten und schon hatte der Hofnarr das Stichwort zur nächsten Geschichte: Den Raub der Schlafmütze vom Kopf des Kurfürsten während dieser schlief. Engagiert halfen die Kinder ein Fahndungsfoto des Diebes zu zeichnen, um ihn dingfest zu machen.
Aus der dritten Geschenkschachtel kam ein Plüschtier-Schwein zum Vorschein und dies gab dem Hofnarren Gelegenheit vom „Hausschwein“ des Kurfürsten zu erzählen, das er sogar mit ins Schlafgemach nahm - dort sah es aber aus „wie im Saustall“. Da hatte er die wissenden Lacher auf seiner Seite. „Schwein gehabt“ hatte der Kurfürst in seinem Leben, das wissen die Geschichtsbeflissenen. Und dass das Schwein beim nächsten Musikstück nicht mitpfeifen durfte, versteht sich von selbst, schließlich sollte er nicht die Nummer „versauen“. Und schon war die Geburtstagsfeier vorbei und was in dem letzten Geschenk versteckt war, erfuhren die Kinder am Ausgang: Jeder durfte hineingreifen und sich ein Schoko-Bonbon für den Heimweg herausnehmen. Nicht nur dies gefielt der fünfjährigen Amira mit ihrem Opa aus Bammenthal, sondern besonders der lustige Hofnarr. (aw)