Es ist schon interessant, auf welchen Umwegen sich Unterrichtende an den Schulen wieder mehr auf den pädagogischen Wert des analogen, entdeckenden und handelnden Unterrichts besinnen. Einem Unterricht mit vielsinnlichen Erfahrungen und einem Lernen, bei dem am Ende selbstständig erarbeitete Ergebnisse und eigene Erfahrungen stehen. Erarbeitet im praktischen Tun und reflektierenden Prozessen.
Interessant ist dies deswegen, weil gerade mit einer digitalen Anwendung, der KI, dieser Wandel ausgelöst wurde und klassische Prüfungsformate nun nicht mehr funktionieren.
Muss man Schule jetzt ganz neu denken? fragt Ulf Schönert, freier Journalist aus Hamburg, in seinem aufschlussreichen Artikel „Schreibe wie ein 15-Jähriger“ in DIE ZEIT am 12. Juni 2025. Über diesen Artikel informieren wir, dessen Länge wegen, in mehreren Teilen.
Schönert schildert, wie Schüler Hausaufgaben durch ChatGPT im Handumdrehen erledigen, wie sich dann die abgegebenen Arbeiten ähneln und warum Manuel Flick, 34, Lehrer an einem Berliner Oberstufenzentrum, keine traditionellen Hausaufgaben mehr geben wird. Denn bei dem letzten Arbeitsauftrag für zwei seiner Klassen, der zu Hause zu erledigen war, seien mindestens 36 der 40 Abgaben mit künstlicher Intelligenz erstellt worden. Damit ist der Lernprozess, der ursprünglich mit Hausaufgaben verbunden war, obsolet geworden.
Früher oder später werden alle Lehrenden diese Erfahrung machen, unabhängig von der Schulart, schreibt Schönert. Dabei sei es gleichgültig, in welcher Form Lernleistungen erhoben würden, „ob Hausarbeit, Facharbeit oder Praktikumsbericht. Präsentation, Essay oder Referat, ob in der Schule oder zu Hause.“ Immer sei die KI dabei, offen oder heimlich, nur als Möglichkeit, immer häufiger als Verdacht. „Die eigenständige Schülerarbeit ist tot“, stellt er fest.
Erst zweieinhalb Jahre seien vergangen, seitdem die Version 3,5 von ChatGPT der Öffentlichkeit vorgestellt worden sei. Deren Leistung sei den allermeisten Schülern überlegen. Denn nun entfalle langwieriges eigenes Recherchieren, ebenso das eigene Formulieren und Korrigieren. Und innerhalb von Sekunden würden Rechner und Handys kostenlos und weitgehend fehlerfrei das Gewünschte liefern.
Schüler könnten dieser Verlockung nur schwer widerstehen.
Bereits Ende 2022 galt ChatGPT als der am schnellsten wachsende Onlinedienst aller Zeiten, und inzwischen suchten jede Woche 400 Millionen Nutzer die Plattform auf, ein großer Anteil davon seien Schüler und Studierende. Nach einer Auswertung der Washington-Post geht es bei 18 Prozent aller Anfragen bei ChatGBT um die Erstellung von Hausaufgaben. Und nach der Jugendmedienstudie (JIM) von 2014 nutzten fast zwei Drittel der 12- bis 19-Jährigen dieses Programm „im Kontext der Schule/für Hausaufgaben.“ Nicht nur zur Unterstützung des eigenen Lernens, sondern auch, um sich die Arbeit ganz zu sparen. Eine aktuelle, im Januar 2025 veröffentliche Studie der Vodafone-Stiftung, habe ergeben, dass 31 Prozent der Schüler KI zur Erstellung „vollständiger Lösungen für Aufgaben“ nutzten.
Doch nach der Vermutung von Fachleuten seien es mehr. „90 Prozent der Schüler ab der Klasse 8 nutzen ChatGBT - in der Kursstufe sind es bis zu 100 Prozent“, schätze Patrick Bronner, Lehrer für Mathematik und Physik an einem Freiburger Gymnasium. Und weiter: „Überall merken meine Kollegen, dass sie nicht mehr einfach so weitermachen können wie bisher. Manche Lehrer lösen das Problem, indem sie einfach nur noch gute Noten geben.“ Und das würde auch den perfekten Texten, die sie neuerdings bekämen, entsprechen. (Ende Teil 1)
(Quelle: Print Ausgabe DIE ZEIT,12. Juni 2025 Nr. 25, Rubrik Wissen, S.25)
In Teil 2 geht es dann um die Gründe dieser Beschleunigung im Gebrauch der KI in den Schulen und wie Schüler ChatGBT verwenden, um zu verschleiern, dass ihre Texte computergeneriert sind und welche Methoden die Lehrenden anwenden, um Aufgaben, die durch die KI gelöst wurden, als solche zu entlarven.
Herzliche Einladung zum Festabend
Am Samstag, 28. Juni 2025, feiern wir 20 Jahre InfoMobilFunk Neckartenzlingen und Umgebung. Beginn 18 Uhr. Paulus-Forum; Katholische Kirche, Neckartenzlingen. Den Festvortrag hält Peter Hensinger, MA, Stuttgart, Diagnose Funk e. V.
Dem Anlass entsprechend wird der Referent sprechen zum Thema: „Auf dem Weg zur Digital-Only-Gesellschaft“
Der Eintritt ist frei. Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bei Helmuth Kern. E-Mail: erhe.kern@t-online.de oder Tel.: 0712735655.
Wir freuen uns über neue Mitglieder im InfoMobilFunk Neckartenzlingen und Umgebung, Ortsgruppe im Mobilfunk Bürgerforum e. V.
Die Vorsitzenden: Prof. a. D. Helmuth Kern, Bert Hauser (Telefon: 07127/35655 bzw. 07127/35949)