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Wir informieren: „Es geht um die mentale Gesundheit einer ganzen Generation“ (Elisabeth Koblitz) (Teil2)

Im Rahmen ihrer Recherchearbeit zu „Aber alle haben ein Smartphone!“, hat sich Koblitz auch mit dem Thema Auswirkungen der Sozialen Medien auf Kinder...

Im Rahmen ihrer Recherchearbeit zu „Aber alle haben ein Smartphone!“, hat sich Koblitz auch mit dem Thema Auswirkungen der Sozialen Medien auf Kinder auseinandergesetzt. In Dänemark, dem Digitalisierungsvorbild habe man inzwischen bemerkt, dass Fortschritt dort mit Technisierung verwechselt worden sei. Koblitz im Interview: „Dänemark ist der Beweis dafür, dass ein Klassenzimmer mit allen technischen Geräten und Smartboard und High-Speed-Internet noch nicht zwingend ein sinnvolles Klassenzimmer ist. Ich war an einer Pilotschule, an der die Schulleiterinnen gemerkt hatten: Irgendwas stimmt hier nicht.“ Keinerlei zwischenmenschliche Interaktionen hätten mehr stattgefunden. Die Konsequenz sei nun ein didaktisch und pädagogisch sinnvoller Einsatz aller verfügbaren Hilfsmittel.

In der von ihr besuchten Schule gebe es für jedes Kind ein Fach, in dem morgens Smartphone und Tablet gelegt würde. Wenn für den Unterricht nötig, würden sie dann dort geholt. Wenn auch die jüngeren Kinder nicht so begeistert von dieser Regel wären, so gebe es Zuspruch von den älteren Schülern, den 16- oder 17-Jährigen. Nun würde wieder viel mehr diskutiert, gestritten und von Angesicht zu Angesicht kommuniziert, stellten die Schulleiterinnen fest. Das findet Koblitz positiv, da Schule ja auch ein sozialer Ort sei, an dem genau diese Verhaltensweisen geübt werden sollten und könnten.

Gefragt nach ihren Erfahrungen aus ihrem Besuch der britische Kleinstadt Greystones, in der es seit zwei Jahren einen freiwilligen Smartphone-Kodex gebe, nach dem Kinder unter 13 Jahren auch zu Hause kein Smartphone hätten, berichtet Koblitz von der erstaunlichen Antwort eines Kindes auf ihre Frage, wann es denn gerne ein Handy bekommen wolle: „Wenn ich eins zum Arbeiten brauche.“ Das Beispiel Greystones würde deutlich machen, dass eine freiwillige Selbstverpflichtung eben etwas ganz anderes sei als ein Verbot.

Nach der Übertragbarkeit des Modells Greystones auf Duisburg- Marxloh gefragt, zeigt Koblitz einen möglichen Ansatz auf: Das Thema Smartphone aus der Tabuzone zu holen und in der Gemeinschaft damit umzugehen. „Wenn wir also in Sachen Smartphone-Nutzung in der Schule unseres Kindes aktiv werden wollen, finden sich mit Sicherheit fünf oder zehn andere, die genauso empfinden. Auch mit Lehrerinnen und Lehrern zu sprechen, ist wichtig. Viele Lehrkräfte sehen was schiefläuft, trauen sich aber nicht so richtig, die Initiative zu ergreifen, obwohl sie früh mitbekommen, was auf dem Pausenhof so abgeht. Zusammen ist man stärker.“

Ob sie sich freue, dass die Bundesjustizministerin eine Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien gefordert habe, erwidert sie, dass sie von starren Verboten eigentlich nichts halte. Da jedoch der digitale Raum kein sicherer Raum für Kinder sei, könne man nur sagen, dass so ein Verbot sinnvoll sei: „Auch als Signal, um gesellschaftlich klarzumachen: Da ist wirklich eine potenzielle Gefahr. Alkohol erlauben wir ja auch erst ab einem bestimmten Alter, und wer Auto fahren will, muss einen Führerschein machen. Weil man einfach eine gewisse Reife braucht. Also warum sollte das nicht für diesen Raum genauso gelten?“ Medienkompetenz müsste deshalb von der Klasse 1 an verpflichtendes Schulfach sein. In Finnland würde das schon in der Kita beginnen. "Es geht um die mentale Gesundheit einer ganzen Generation“. Das ist ihr dringender Appell an die Politik am Schluss des Interviews. (Quelle: Süddeutsche Zeitung, Freitag, 25. Juli 2025, Rubrik Feuilleton, S.9)

Wir wünschen allen schöne, erholsame und möglichst strahlungsarme Sommerferien. Als interessante Ferienlektüre für Eltern, Großeltern und alle, die mit Kindern zu tun haben, empfehlen wir:

Elisabeth Koblitz: "Aber alle haben ein Smartphone!" – So begleiten wir unsere Kinder entspannt und sicher im Umgang mit Handy, Social Media und Co. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2025, 256 Seiten, 14 Euro. Sehr praxisorientiert ist der Teil 3: Elternhandbuch für die digitale Welt, S. 173-229.

Wir machen jetzt Pause und sind am 12. September 2025 wieder auf Sendung.

Wir freuen uns über neue Mitglieder im InfoMobilFunk Neckartenzlingen und Umgebung, Ortsgruppe im Mobilfunk Bürgerforum e. V.

Die Vorsitzenden: Prof. a. D. Helmuth Kern, Bert Hauser (Telefon: 07127/35655 bzw. 07127/35949)

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Amtsblatt des Gemeindeverwaltungsverbandes Neckartenzlingen
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Ausgabe 32/2025
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