Sicher und ungestört zu Fuß unterwegs sein ist ein nachvollziehbarer Anspruch vieler Fußgänger und vielen fallen dazu auch sofort unschöne Erlebnisse ein, bei denen sie sich weder sicher noch ungestört fühlten. Seien es fehlende ausreichend breite Gehwege, auch noch mit Fahrzeugen, wie Radler, Anliegerfahrzeugen, erlaubt oder rechtswidrig befahren. Oder Fußgängerzonen zum eigentlich ungestörten Shoppen oder Bummeln voll mit Lieferfahrzeugen oder radelnde Mitbürger, die halt nie dazu Zeit haben, aber dennoch dort fahren wollen. Das „Gejammer“ hierüber ist groß, dringt aber offensichtlich nur selten durch an Entscheider in Verkehrsbehörden, die Presse oder gar Politiker, die allen, also eben auch den Fußgängern verpflichtet sein müssten. Unserem FUSS-Vorstandsmitglied Roland Stimpel ist es nun gelungen, im WDR5 Tagesgespräch am 12.3.25 unter dem Titel: Fußverkehr: Wie wohl fühlen Sie sich zu Fuß? zu Wort zu kommen. Laut Ansage ging es darum: „Zu Fuß gehen ist klimafreundlich und gesund – wird aber politisch oft vernachlässigt.“ Eine neue Strategie der scheidenden Regierung und ein Fußverkehrskongress wollen das ändern. Wie fußgängerfreundlich sind unsere Städte? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch! Der enge Gehweg zugeparkt, der Asphalt eine Buckelpiste – und wo er glatt ist, flitzen E-Scooter über den Bürgersteig. Das sind häufige Ärgernisse für Fußgänger. Die Deutschen legen 22 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurück, sagt das Umweltbundesamt. Auch deshalb will die scheidende Bundesregierung den Fußverkehr sicherer und komfortabler machen und hat eine entsprechende Strategie vorgelegt. Das Versprechen: eine stärkere Priorisierung des Zufußgehens. Im Fokus stehen laut Verkehrsministerium Sicherheit, Attraktivität und Barrierefreiheit. Der Lobbyverband „FUSS e. V.“ bezeichnet die Strategie als wichtigen Schritt, kritisiert jedoch Schwächen beim Thema Sicherheit. „Im Schnitt wird in Deutschland alle 18 Minuten ein Fußgänger angefahren und verletzt, täglich stirbt einer.“ Deshalb müsse etwa zu schnelles Fahren deutlich härter geahndet werden, fordert der Verband.
Beim Ziel sind sich Lobbyverband und Verkehrsministerium einig: lebendige Innenstädte, die für Fußgängerinnen und Fußgänger attraktiv sind. Doch wie kann das gelingen? Müssen deshalb Parkplätze weichen, Straßen verengt oder Radwege verlegt werden? Darüber diskutieren derzeit Expertinnen und Experten auf dem Fußverkehrskongress in Mainz. Es gibt viele positive Beispiele: Aachen schafft beispielsweise extrabreite Premium-Fußwege, die ohne Unterbrechung vom Stadtzentrum ins Grüne führen. Auch Kiel und Leipzig gelten als Vorreiter für den Fußverkehr. Und vielleicht helfen ja auch Ideen wie die von Studierenden in Erfurt, die Zebrastreifen um 90 Grad drehen möchten, weil Längsstreifen den Fußgängern Vorrang symbolisieren. Und die Hörer wurden eingebunden: Wie steht es um den Fußverkehr in Ihrer Umgebung? Fühlen Sie sich wohl als Fußgänger in Ihrer Stadt, in Ihrem Viertel? Lädt das Stadtzentrum zum Verweilen und Flanieren ein oder ist es eher unattraktiv für Fußgänger? Wie wichtig ist eine fußgängerfreundliche Stadtplanung? Worauf genau kommt es Ihnen dabei an? Wünschen Sie sich mehr Platz für Fußgänger oder sind Sie zufrieden mit der Aufteilung der Verkehrsflächen? Wie gut gelingt das Miteinander von Autos, Fahrrädern, E-Rollern und Fußgängern? Welche Wege legen Sie zu Fuß zurück?
Die Sendung dauerte über 45 Minuten, viele leidgeplagte Fußgänger werden die dort thematisierten Problempunkte kennen und bedauern. Wer es nachhören oder zumindest mal reinhören will, hier der Link: www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/tagesgespraech/250312-100.html. Machen Sie doch bei Behörden und Politik auf Ihr gesetzliches Recht mit Nachdruck und auf die erforderliche Wertschätzung für Fußgänger aufmerksam, um einfach und selbstverständlich sicher und ungestört zu Fuß unterwegs sein zu können! Peter-Jürgen Gauß