Wo der Falter gerne Halt macht
Etwa zwei Drittel der Tagfalter- und die Hälfte der Nachtfalterarten stehen auf der Roten Liste. Dies verdeutlicht, wie bedroht die Falter durch Lebensraumverlust und Pestizideneinsatz. Während man vor vielen Jahren noch den einen oder anderen Schwalbenschwanz im Garten entdeckt hat, erfreut man sich jetzt meist nur noch über Kaisermantel und Zitronenfalter, wenn man überhaupt noch feststellt, dass sich irgendwo Schmetterlinge tummeln. Dabei sind gerade diese Insekten durch ihre Anmut und Schönheit die, die einem das Herz ein wenig mehr aufgehen lassen und die im Garten gerne gesehen sind.
Weltweit gibt es mehr als 180.000 Arten. In Deutschland leben davon etwa 3.700. Hiervon sind 190 Arten Tagfalter, der Rest gehört zu den Nachtfaltern.
Vom Ei über die Larve bis zur Puppe und dem fertigen Falter:
Die Falterweibchen legen ihre Eier normalerweise auf die Pflanzen, in denen die Raupen später auch ihre Nahrung finden. Manche Arten lassen die Eier aber auch ins Gras fallen oder heften sie in der Nähe der Futterpflanzen an. Schwalbenschwänze legen ihre Eier zum Beispiel an wilder Möhre oder Fenchel ab.
Bei den meisten Arten schlüpfen die Raupen nach etwa acht Tagen aus den Eiern. Als Raupe sind sie statt eines Skeletts von einer festen Hülle aus Chitin umgeben. Dieses "Außenskelett" wächst nicht mit dem Körper mit. Daher müssen sich die Insekten während ihrer Entwicklung mehrmals häuten, bevor sie sich verpuppen. Diese Entwicklung dauert ca. vier Wochen. Bei Arten, die in einem Raupenstadium überwintern, entsprechend länger. Dann verpuppt sich die Raupe. Aus dieser Puppe schlüpft schließlich der Falter: Dieser wächst dann nicht mehr. Diese Verwandlung nennt man Metamorphose.
Nach dem Schlupf müssen die Flügel aushärten, bevor die ersten Flugstunden losgehen. Ab dann heißt es Nahrung sammeln, sich paaren und Eier legen. Auch die Lebensdauer der Falter ist unterschiedlich. Während viele einfach nur einige Tage bis wenige Monate leben, werden z.B. Zitronenfalter bis zu 11 Monate alt. Dadurch können auch von diesen langlebigen Arten mehrere Generationen in einem Sommer schlüpfen.
Im Winter ruht dann das Schmetterlingsleben. Nur sieben der in Deutschland vorkommenden Tagfalterarten überwintern als Falter. Pflanzen, Felsspalten, Baumhöhlen, Mauerfugen und Dachböden bieten hierfür den perfekten Schutz und so können dort Eier, Raupen, Puppen und Falter den Winter überdauern.
Die große Herausforderung der Nahrungssuche:
Die Raupen der Falter ernähren sich von Blättern, Blüten, Zweigen, Holz oder Wurzeln, oft auch nur von bestimmten Pflanzenarten.
Nachtfalter, wie auch Tagfalter, ernähren sich hauptsächlich von Nektar, den sie aus Blüten saugen. Einige Nachtfalter nehmen auch andere Nahrungsquellen wie Baumsäfte, Honigtau oder sogar gärende Früchte zu sich. Manche Falterarten sind etwas wählerischer und bevorzugen bestimmte Blütenfarben oder -formen. Doch wo finden die Tiere heutzutage noch genügend Futterpflanzen?
Gerade durch immer mehr „sterile“ Gärten, Pestizide und der Rückgang vieler Pflanzen finden sowohl die Raupen als auch die Falter keine geeigneten Pflanzen mehr. Ähnlich wie den Wildbienen (wir berichteten) geht es also den Faltern.
Doch das Wunderwerk Falter hat einiges auf dem Kasten:
Aus ihren mehreren tausend Einzelaugen sehen sie nur auf drei bis fünf Meter einigermaßen scharf. Dafür können sie Farben sehen, die das menschliche Auge nicht erkennen kann: Ultraviolette Farbe.
An den Beinen besitzen viele Falter Geschmackszellen. So finden sie die richtige Futterpflanze, sowohl für sich als auch für Ihren Nachwuchs.
Die Fühler der Insekten sind mit unserer Nase vergleichbar. Zwar nehmen sie weniger verschiedene Stoffe wahr, diese riechen sie aber viel intensiver. Mit ihren überaus empfindlichen Geruchsorganen nehmen sie noch einzelne Moleküle eines Geruchsstoffes wahr. Diese überaus feine "Nase" hilft ihnen bei der Suche nach nektarreichen Blüten.
Sogar die Pheromone, die die Weibchen an sich tragen, können die Männchen über mehrere Kilometer orten. Ebenso kann auch das Futter aus der Umgebung gut gerochen werden.
Um die Nahrungssuche dieser fliegenden Schönheiten zu unterstützen, wurde im Wildpark Schwarzach eine Falterwiese eingesät. Die bunte Blütenpracht hat so einige Falter angezogen und man konnte das elegante Treiben beobachten. Auch ein Schmetterlingsflieder wurde vor den Eulenvolieren gepflanzt und soll in den künftigen Jahren als Nahrungsquelle dienen.
Vielleicht wird auch der eine oder andere Garten durch diesen Artikel Blütenzuwachs bekommen und dadurch der kleine Odenwald bald schon ein kleines Falterparadies zur Erhaltung dieser edlen Vielfalt sein.