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Archivale des Monats Mai

Wochenblatt für Weil der Stadt und Umgegend vor 100 Jahren

100 Jahre zurück im Weiler Wochenblatt: Stadtarchivar Mathias Graner beleuchtet die Mai-Ausgaben von 1925.
Archiv Wochenblatt
Wochenblatt Ausgabe Samstag, 09. Mai 1925, Anzeige ViehmarktFoto: Stadtarchiv Weil der Stadt

Einer der wichtigsten und interessantesten Bestände des Stadtarchivs sind die Ausgaben des Wochenblatts Weil der Stadt, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts lückenlos vorliegen. Für Mai wagt Stadtarchivar Mathias Graner einen Blick in die Wochenblattausgaben vor 100 Jahren.

Bereits seit 1850

Das Wochenblatt Weil der Stadt bildet innerhalb des Zeitschriftenbestands des Stadtarchivs einen eigenen Bestand. Die Vorläuferzeitungen und Einzelexemplare des Wochenblatts für Weil der Stadt und Umgegend trugen verschiedene Titel – „Local-Anzeiger Stadt Weil und Umgegend“, „Würmbote“, „Der Würmthal-Bote“ – und sind ab 1850 im Stadtarchiv vorhanden. Ab 1868 wurde der bis heute gültige Titel „Wochenblatt“ verwendet.

Die Wochenblätter sind nahezu lückenlos bis in die Gegenwart überliefert. Sie liegen als gebundene Exemplare im Stadtarchiv vor und Interessierte können sie im Lesesaal einsehen. Der Quellenwert dieses Bestands ist äußerst hoch: Die Artikel und Anzeigen vermitteln neben Informationen über konkrete Ereignisse der jeweiligen Jahre auch einen guten Eindruck der Sozial- und Gesellschaftsgeschichte der verschiedenen Epochen und erlauben Rückschlüsse darüber, zu welchen Themen und in welcher Form die Weil der Städter Einwohner informiert waren. In Bezug auf das Alltagsleben der Weiler Ortsbevölkerung sind dabei insbesondere die Anzeigen der (Handwerks-)betriebe, aber auch Inserate von Privatpersonen von Bedeutung.

Das Wochenblatt erschien zweimal wöchentlich, die Mittwochsausgabe umfasste in der Regel zwei, die Samstagsausgabe vier Seiten. Erschien es anfänglich noch im Format Groß-Oktav (27 auf 20 Zentimeter), so wurde das Wochenblatt ab 1910 im „Zeitungsformat“ (Folio, 45 auf 30 Zentimeter) gedruckt und liegt erst seit 1972 im heute gewohnten Format vor.

Das Wochenblatt wurde im Verlauf seiner 152-jährigen Geschichte von mehreren Verlegern herausgegeben. Die vorgestellten Mai-Ausgaben des Jahres 1925 erschienen im Verlag von Julius Raeth, der die Redaktion 1906 übernahm und bis 1960 führte. Neben dem Wochenblatt druckte er auch Postkarten von Weil der Stadt und bemühte sich um private Druckaufträge. Er betrieb zudem eine Buch- und Papierhandlung und verkaufte Musikinstrumente und Zubehör.

Raeth übergab seinen Betrieb 1960 an Erwin Scharpf, der das Wochenblatt bis 1972 im Großformat druckte und herausgab. Am 29. September 1972 erschien die letzte Ausgabe, doch zwischen 1968 und 1970 erschien bereits ein „Konkurrenzprodukt“ aus dem Haus Nussbaum: das „Mitteilungsblatt Weil der Stadt“, dessen Exemplare ebenfalls im Stadtarchiv archiviert sind. Vom 1. Oktober 1972 an erschien das Wochenblatt dann im Verlag Nussbaum.

Der Mai 1925 im Weiler Wochenblatt

Die Ausgabe von Samstag, 2. Mai 1925, beschäftigte sich auf dem Titelblatt in der Rubrik „Politisches aus Land, Reich und Welt“ mit der Reichspräsidentenwahl. Nachdem im Februar kein Kandidat die Mehrheit erlangt hatte, fand am 26. April 1925 der zweite Wahlgang statt, aus dem Paul von Hindenburg siegreich hervorging. Das Wochenblatt berichtete darüber unter anderem mit dem Abdruck eines Briefs des unterlegenen Wilhelm Marx an Hindenburg. Auch die geplante Vereidigung Hindenburgs am 12. Mai wurde thematisiert und zudem ist eine kritische Stellungnahme des Weiler Stadtpfarrers Kaiser zu einem Wahlaufruf zu finden.

Im Lokalteil wird über die aktuellen Zug- & Busfahrpläne und die Verabschiedung des Oberlehrers Schüssler berichtet. Die Firma Wackenhuth aus Calw wirbt für neue „Rundfunk-Geräte“ und die dadurch mögliche schnelle und umfassende Informationsübermittlung – ein Hinweis auf das Aufkommen eines neuen Massenmediums. Der Anzeigenteil bietet Informationen der Weiler Gewerbetreibenden der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie Ankündigungen verschiedener Festivitäten.

Die Mittwochsausgabe vom 6. Mai verkündet nochmals das offizielle amtliche Endergebnis der Wahl. Es wird über den Friedrichshafener Spritskandal berichtet sowie über den „3. Deutschen Muttertag“. Die Werbung für „Scotts Emulsion“ erinnert an die für viele Kinder mit großem Widerwillen regelmäßigen eingenommenen Gaben von Lebertran, die man bis weit ins 20. Jahrhundert als unentbehrlich für eine gesunde Entwicklung ansah.

Die Samstagsausgabe vom 9. Mai 1925 berichtete über die Amtseinführung Hindenburgs. Im Lokalbereich wird der große Zuchtviehmarkt in Weil der Stadt am 18. Mai angekündigt. Vorangestellt ist ein Text zum Muttertag des Reutlinger Schriftsteller Ludwig Finckh (dessen Bruder August Finckh zeitweilig an der Weiler Wolldeckenfabrik beteiligt war. Auch in den weiteren Mai-Ausgaben des Jahres 1925 lassen sich interessante Informationen aus Nah und Fern finden – eine Auswahl hat das Stadtarchiv in der Mediengalerie für Sie zusammengestellt.

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUM
30.05.2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
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