Redaktion NUSSBAUM
68723 Schwetzingen
Jazz hautnah erleben

Wolfgang van Göns Trio im "Grünen Baum" in Schwetzingen

Jazz-Versionen von bekannten Pop-Songs von Prince, Jamie Cullum, Peter Gabriel, Rihanna und den Beatles standen an diesem Abend im Mittelpunkt.
Astrid Tischmeyer
Astrid TischmeyerFoto: Rita Weis

Jazz-Versionen von zehn bekannten Pop-Songs standen auf dem Programm des Jazzabends mit dem Wolfgang van Göns Trio und Sängerin Astrid Tischmeyer im „Grünen Baum“ am ersten Dienstag im Mai. Es wurde ein Ohrenschmaus mit modernen und ungewohnten Arrangements. - Traditioneller ging’s zu im zweiten Teil des Abends mit Jazzstandards, Swing und Bossa.

Pop-Ikone Prince hatte bereits Jazz-Elements in seinem „Strollin‘“, er war jedoch damit eher zurückhaltend, das Schwetzinger Trio ging weiter und präsentierte ein vollarrangiertes Jazz-Stück. Es weckte Spannung und Erwartungen auf das, was folgen würde. Es folgte „Cheek to Cheek“, ein Lied von Irving Berlin, das er 1935 für den Fred Astaire/Ginger-Rogers-Film „Top Hat“ geschrieben hatte.

Ein musikalisches Highlight des Abends war das dritte Stück „In Your Eyes“ von Peter Gabriel. Die Band hatte sich inspirieren lassen durch die Jazz-Version der kongenialen Jazz-Sängerin Diane Reeves. Vokalistin Astrid Tischmeyer war sich der Herausforderung durch diese Vorlage bewusst und meisterte die schwierigen improvisierten Passagen mit Bravour.

Wolfgang van Göns, dem es immer wieder gelingt, komplexe Klavierpassagen unaufdringlich, aber sehr präsent einzuflechten, fügte ein Solo hinzu. Auch der Drummer Walter Helbig hatte viel Spannendes zu bieten durch Taktwechsel und Rhythmus-Unterbrechungen. Dabei wurde er unterstützt durch den Bassisten Hans Grieb. Saxofonist Tommy Engelhart nahm die Melodie wieder auf und umspielte sie improvisierend.

Jazz meets Beatles

Ungewöhnlich war die Jazz-Interpretation des Beat-Oldies „Can’t Buy Me Love“ von John Lennon / Paul McCartney. Es wurde eingeleitet durch einen schlichten Piano-Vorspann. Ein funky Mittelteil, Scat-Gesangs-Einlagen und Blues-Anteile in der Harmonie wirkten wie ein edler Jungbrunnen für das Beatles-Lied. - Der Neuorientierungen nicht genug: Das eher ruhige Lied „Next Year Baby“ von Jamie Cullum erfuhr einen plötzlichen Rhythmus-Wechsel zum feurigen Salsa, die Musiker puschten das Stück hoch durch freiere Improvisationen, um dann wieder ruhig zum Thema zurückzukehren.

„Mal ganz anders“, kündigte Sängerin Astrid Tischmeyer „Purple Rain“ von Prince an, und verwandelte den weltberühmten Popsong zusammen mit dem Trio in einen verträumten Slow.

Soli und ein Liebeslied

Auf die Bühne kamen die junge Linn Reinhard mit ihrer E-Gitarre, Schlagzeuger Benjamin Heil, der zeitweise Walter Helbig ablöste, und Rick Hutton, ein „alter Hase“ der Jazz-Veranstaltungen im „Grünen Baum“; er hatte seine Trompete und sein Flügelhorn mitgebracht. Die neu zusammengesetzte Band startete mit dem zwölftaktige Blues „Billie’s Bounce“ von Charlie Parker. Ein solistisches Duett zwischen Baritonsaxofon und gedämpfter Trompete erfolgte im zweiten Stück der Jam-Session mit dem beschwingten Liebeslied „There Will Never Be Another You“.

Typisch für improvisierten Swing – und damit die Gelegenheit verbunden, sich auf die einzelnen Musiker zu konzentrieren, sind kleine Soloeinlagen der einzelnen Instrumente. Die Gruppe nutzte hierzu das Stück „Smada“ von Duke Ellington und seinem für raffinierte Instrumentalarrangements bekannte Orchestermitglied Billy Strayhorn.

Raum für Improvisation

Stimmung kam auf, als das Combo Herbie Hancocks funky „Cantaloupe Island“ spielte. Das Stück besteht eigentlich nur aus drei grundlegenden Akkorden und bietet damit Raum für Improvisationen, den der Saxofonist Thomas Engelhart gerne und geschickt nutzte. Dass er auch sehr gefühlsvoll, träumerisch spielen kann, zeigte er in dem melancholischen Bossa „How Insensitive“ des Brasilianers Antônio Carlos Jobim.

Und zum Schluss meldete sich plötzlich eine junge Frau und wollte singen. Sie stellte sich als Felina Beckenbauer vor und einigte sich mit der Band auf Gershwins „Summertime“ – und mit ein bisschen Unterstützung des erfahrenen Saxofonisten interpretierte sie den Song überraschend gut. (rw)

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