Mit diesem Zitat aus Hoffmanns Struwwelpeter amüsierte Clemens Ottnad vom Künstlerbund Baden-Württemberg in seiner Einführungsrede zur Ausstellung „Wolkenatem“ die zahlreichen Vernissage-Gäste. Die poetische Anziehungskraft, welche die kinetische Installation von Bettina Bürkle und Klaus Illi beim Betrachter zu hinterlassen vermöge, erwecke den Wunsch, statt unter weinselig plauderndem Publikum vielleicht lieber einmal ganz allein durch das meditativ auf- und abwogende Gewölk zu wandeln und es still auf sich wirken zu lassen, erklärte er.
Bettina Bürkle und Klaus Illi haben bereits 2017 mit jeweils eigenen Werken am „Brenzweg“ teilgenommen und kehrten nun auf Einladung des Kunstforums nach Weil der Stadt zurück – dieses Mal mit einer gemeinsamen künstlerischen Arbeit. Ihre Installation „Wolkenatem“ verwandelt die Wendelinskapelle in einen Ort der Ruhe und Kontemplation, zu dem jeder Besucher seinen ganz persönlichen Zugang finden kann. Dahinter steckt einiges an Technik: Riesenhafte Stoffbahnen mussten zusammengenäht und verschiedene Ventilatormotoren darin zum Laufen gebracht werden, Stromzuleitungen so unauffällig wie möglich verlegt und hochkomplexe Abläufe so programmiert werden, dass eine in sich geschlossene und überzeugende Choreografie die Wolken in Bewegung hält. Immer wieder gibt es Momente der völligen Ruhe und Stille, dann beginnt der Kreislauf von Neuem.
„Alles atmet, alles ist in Bewegung. Der Betrachter fühlt sich klein und wird zum staunenden Kind“, beschreiben Bettina Bürkle und Klaus Illi ihre Installation. „Man wird sich bewusst, dass der ganze Raum mit Atemluft gefüllt ist und alle sich diese Luft teilen. Hierin liegt ein soziales Moment“, so das Künstlerpaar. „Indem der Besucher die Kapelle durchschreitet, erlebt er sich selbst als Teil des Ganzen, er gerät ins Staunen angesichts des sich ständig wandelnden Szenarios. Die Distanz von Werk und Betrachter wird überwunden, der Besucher wird Teil der Inszenierung und erlebt das eigene Atmen bewusster.“
Auch die stellvertretende Bürgermeisterin Luise Klingler – die nach der Begrüßung der Gäste durch den zweiten Vorsitzende des Kunstforums, Marko Burghard, Grüße des Gemeinderats und der Stadtverwaltung überbrachte – wies auf die Möglichkeit hin, bei dieser Schau innezuhalten und sich zu erinnern, dass „vieles, was uns trägt, leise bleibt“. Sie lobte die Arbeit des Künstlerpaars, aber auch den Einsatz des Kunstforums und aller
Ehrenamtlichen.
Bei der für Vernissagen des Kunstforums üblichen Bewirtung klang die sonntagmorgendliche Veranstaltung in der „bewölkten Kunstkapelle“ schließlich in zahlreichen Begegnungen und Gesprächen aus. Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 28. September, zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen: freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei.
Übrigens: Die Finissage, die traditionelle Abschlussveranstaltung des Kunstforums mit den Künstlern im Gespräch, wird dieses Mal ausnahmsweise bereits am 27. September, also an einem Samstag, um 16 Uhr stattfinden, obwohl die Ausstellung bis 28. September geöffnet ist.