Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen der Grünen in Walldorf,
der Workshop des Grünen-Ortsverbandes am Samstag, 24. Mai, im evangelischen Gemeindehauses entfällt leider, da zwei Referenten kurzfristig absagen mussten. Wir werden die Veranstaltung zu einem anderen Zeitpunkt nachholen.
Bedenkliche Werte an PFAS im Neckarwasser sind in den letzten Jahren gemessen worden; Anlass für eine Veranstaltung in Eberbach, zu der die Grünen-Kreistagsfraktionen entlang des Neckars aus dem Rhein-Neckar-Kreis, Mannheim, dem Neckar-Odenwald-Kreis und dem Landkreis Heilbronn eingeladen hatten. „Das hat Seltenheitswert, dass wir in dieser Konstellation landkreisübergreifend zusammenarbeiten“, meinte Fraktionssprecher Ralf Frühwirt, Rhein-Neckar-Kreis, zur Einleitung. „Aber das Thema geht uns als Neckar-Anrainer ja auch alle an.“
PFAS („Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen“) gehören zu einer Stoffklasse, die in der Industrie und in vielen uns im Alltag umgebenden Produkten Anwendung finden. So finden sich diese Stoffe heute in Kleidung, Kosmetika, Farben, Pestiziden, Löschschaum und an vielen anderen Stellen. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Stabilität sind PFAS äußerst langlebig, können von natürlichen Prozessen oder Kläranlagen kaum herausgefiltert werden und reichern sich daher im Körper an. Selbst in der Milch von Eisbären kann PFAS inzwischen nachgewiesen werden.
Schülerinnen entwickeln bei „Jugend forscht“ Alternativen
Bevor an diesem Abend die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Podium das Wort erhielten, gab es zunächst einen Beitrag von Maria Zatykina, die mit ihren Mitschülerinnen vom Max-Born-Gymnasium in Neckargemünd unlängst eine Auszeichnung im regionalen „Jugend forscht“-Wettbewerb erhalten hatte: Die Gruppe hatte unter der Anleitung ihrer Chemielehrerin Dr. Nele Welter für eine bestimmte Verwendung von PFAS-Substanzen, namentlich zur Beschichtung von Pizzakartons, eine biologisch gut abbaubare Alternative entwickelt, die dennoch die benötigte Fettundurchlässigkeit bietet. Der jungen Nachwuchsforscherin wurde mit einem warmen Applaus und einem Buchgeschenk gedankt und der anwesende Staatssekretär Dr. Andre Baumann aus dem Stuttgarter Umweltministerium sah durchaus Potenzial für einen breiteren Einsatz der entwickelten Beschichtung.
Dann ging es aufs Podium, wo Dr. Ursula Schmollinger in das Thema PFAS aus medizinischer Sicht einführte. Die Ladenburger Kreisrätin ist Ärztin und war, als die ersten Berichte über PFAS im Neckar die Runde machten, gleich hellhörig geworden, denn diese Stoffklasse wird mit einer ganzen Reihe von Gesundheitsgefahren bis hin zu Krebserkrankungen in Verbindung gebracht. Dr. Schmollinger betonte, dass es auch die Verbraucher:innen selbst ein Stück weit in der Hand hätten, Produkte, in denen PFAS enthalten sind, zu meiden, also beispielsweise statt Einmalbecher für Kaffee to Go zu nehmen, einen eigenen Becher dabeihaben, PFAS-freie Backfolien, keine Teflonpfannen, stattdessen mit Emaille beschichtete Pfannen etc.
Gunter Haug, Journalist bei Kontext, hatte in mehreren Beiträgen über die Hintergründe der Belastung im Neckar berichtet. Über einen langen Zeitraum hatte nach seinen Worten eine Firma aus Bad Wimpfen ganz offiziell die Genehmigung, stündlich zwölf Kilogramm der fraglichen Substanzen in den Neckar zu kippen. Er drückte in seinem Beitrag sein Unverständnis darüber aus, dass diese Praxis nicht längst illegal ist.
Strengere Regeln sind nötig
Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann, Biologe, Umweltschützer und langjähriger Landesvorsitzender des NABU, erläuterte, dass die Behörden Verbote nur auf der Grundlage von Gesetzen aussprechen könnten und die fehlten hier derzeit. Für PFAS gebe es Richtwerte, aber derzeit noch keine verbindlichen Grenzwerte. Die europäische REACH-Verordnung über den Umgang mit Chemikalien könne hier ein Hebel sein. „Die Substanzen wieder herauszufiltern und unschädlich zu machen, ist schwierig. Das Ziel ist, sie nicht zu produzieren.“
Die eingangs erwähnte biologisch abbaubare Kartonbeschichtung zeigt, dass ungefährliche Alternativen möglich sind und sogar findige Schülerinnen auf diese Lösungen kommen.
Bündnis 90/Die Grünen wünschen der Walldorfer Bevölkerung schönes Wetter, gute Musik, wohlschmeckende Spargel und viel Spaß beim Spargelmarkt.