Nussbaum-Logo
Tiere, Natur & Umwelt

Wurzeln für morgen: Naturpark startet Humus-Wasser-Modellregion im Kinzigtal

Landwirtschaftliche Betriebe im Kinzigtal können sich ab sofort beim Naturpark bewerben / Zehn Höfe können teilnehmen Starkregen- und Hochwasser-Ereignisse...

Landwirtschaftliche Betriebe im Kinzigtal können sich ab sofort beim Naturpark bewerben / Zehn Höfe können teilnehmen

Starkregen- und Hochwasser-Ereignisse sowie Dürren werden zunehmend zur Herausforderung. Die Extremwetter-Ereignisse, die im Zuge des Klimawandels künftig häufiger auftreten werden, verursachen Ernteausfälle und Überschwemmungen. Damit stellen sie Landwirtinnen und Landwirte vor betriebs- und volkswirtschaftliche Herausforderungen. Um wirksame Lösungswege für eine klimaangepasste Landwirtschaft zu erarbeiten, startet der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord mit Kommunen und landwirtschaftlichen Betrieben im Kinzigtal (Ortenaukreis) sowie Fachleuten aus Wissenschaft und Beratung eine Humus-Wasser-Modellregion.
Zum Auftakt kamen die Projektpartner am Mittwoch (12. November) in Ohlsbach zusammen. Dabei waren: die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen der Gemeinden Fischerbach, Oberharmersbach, Ohlsbach, Hofstetten, Ortenberg, der Ortsvorsteher von Gengenbach-Reichenbach sowie Max Fahrendorf von Triebwerk, einem Beratungsunternehmen rund um Agroforstsysteme. Zu den Kooperationspartnern zählen u. a. das Amt für Landwirtschaft des Landratsamts Ortenaukreis und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV).
Geplant sind Humusaufbau und wasserleitende Maßnahmen. Auf diese Weise wird das Wasser über die Fläche geleitet und bei Starkregen zurückgehalten. Der Humusgehalt der Flächen trägt maßgeblich zur Wasserhaltekapazität der Böden bei. Gleichzeitig speichert humusreicher Boden CO₂, indem er abgestorbene Pflanzenreste langfristig bindet.
Maßnahmen für den Humusaufbau und den Erhalt vorhandener Humusanteile werden im Rahmen des Projekts auf ihre Übertragbarkeit für die Landwirtschaft innerhalb der Naturpark-Kulisse sowie darüber hinaus geprüft. „Indem Landwirtinnen und Landwirte Humus auf ihren Äckern aufbauen, machen sie diese widerstandsfähiger gegen die immer häufiger auftretenden Extremwetter-Ereignisse. Damit sorgen sie dafür, dass ihre Böden fruchtbarer sind. Auf diese Weise stabilisieren sie ihre Erträge“, erläutert der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker, die Motivation für den Aufbau der Humus-Wasser-Modellregion.
„Mit der Modellregion bieten wir unseren Bauern eine Perspektive. Damit setzen wir einen Anreiz, Höfe fortzuführen und nicht aufzugeben“, unterstreicht der Ortsvorsteher von Reichenbach, Markus Späth. Und der Bürgermeister der Gemeinde Hofstetten, Martin Aßmuth, berichtet: „Die Bereitschaft unserer Landwirtinnen und Landwirte ist sehr groß, neue Ideen und Ansätze auszuprobieren.“

Unterstützung durch Badenova Innovationsfonds
Das Projekt wird gefördert durch den Innovationsfonds Klima- und Wasserschutz der badenova. Das Energieunternehmen unterstützt die Arbeit des Naturparks bereits seit zehn Jahren. Warum die Wahl auf das Naturpark-Projekt fiel, begründet der Leiter des badenova Innovationsfonds, Richard Tuth, mit der Beteiligung unterschiedlicher regionaler Akteure, die gemeinsam das zentrale Thema Wasserschutz angehen. Verbunden mit dem Ziel, über die Projektlaufzeit hinaus nachhaltige Strukturen und Maßnahmen zu etablieren – als Vorbild über die Region hinaus. „Das Förderprojekt zeigt, wie Wissenschaft, Kommunen und Landwirte gemeinsam Lösungen schaffen, die über den Klimaschutz hinausgehen und einen wertvollen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft in unserer Region leisten“, fasst Tuth zusammen.

Modellregion im Kinzigtal:
Vorbild für einen klimaangepassten Wandel in der Landwirtschaft
„Unsere Region steht traditionell für eine starke kleinbäuerliche Landwirtschaft, für nachhaltige Strukturen und ein hohes Maß an Zusammenhalt. Mit diesem Projekt entwickeln wir diese Stärken weiter – hin zu einer innovativen Region, die neue Wege im Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels geht“, sagt der Stellvertretende Naturpark-Vorsitzende und Bürgermeister der Gemeinde Oberharmersbach, Richard Weith, beim Projekt-Auftakt in Ohlsbach. „Wir zeigen, dass der ländliche Raum eine wichtige Schlüsselrolle einnimmt, wenn es darum geht, Klima- und Ressourcenschutz praktisch umzusetzen.“
Auf das gute Zusammenspiel innerhalb der Modellregion verweist der Bürgermeister der Gemeinde Ohlsbach, Bernd Bruder. „Unsere Gemeinde hat die landwirtschaftliche Fläche. Uns fehlen jedoch ausreichend Landwirte, die die Flächen bewirtschaften. Da Reichenbach noch zwölf Landwirte im Vollerwerb hat, können wir uns hier sehr gut gegenseitig aushelfen“, erläutert Bruder.
Dem neuen Projekt des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord misst auch der Erste Landesbeamte des Ortenaukreises, Dr. Nikolas Stoermer, Bedeutung über die Region hinaus bei: „Die Humus-Wasser-Modellregion hat großes Potenzial, Antworten auf klimawandelbedingte Herausforderungen wie Wasserversorgung, Hochwasserschutz, Biodiversität sowie eine klimaangepasste Landwirtschaft und den Erhalt unserer Schwarzwälder Kulturlandschaft zu finden.“

Hoher Humusanteil macht Böden klimafit
Ein wichtiger Aspekt widerstandsfähiger Böden ist der Humusanteil. Dieser besteht aus zersetzten tierischen und pflanzlichen Substanzen. Humus entzieht der Atmosphäre klimaschädliches CO₂. Durch eine Erhöhung des Humus-Gehalts im Boden um nur ein Prozent werden der Atmosphäre pro Hektar etwa 50 Tonnen CO₂ entzogen. Dauergrünland ist der Landschaftstyp, der mit 181 Tonnen pro Hektar die größte Speicherkapazität an organischem Kohlenstoff aufweist. Gefolgt von Waldboden (100 Tonnen pro Hektar) und Ackerboden (95 Tonnen pro Hektar).
Zudem ist Humus ein hervorragender Wasserspeicher und fördert die Biodiversität. Ein humusreicher Boden kann 150 Liter Wasser pro Stunde aufnehmen. Böden, die in gutem Zustand sind, fördern zudem die Regenwurm-Population. Regenwürmer haben einen hohen Stellenwert in unseren Böden: Aufgrund ihres weitverzweigten Tunnelsystems tragen sie maßgeblich dazu bei, dass Regenwasser bis zum Grundgestein abgeleitet wird. Regenwürmer wiederum benötigen größere Mengen an abgestorbenen Pflanzenresten und Wurzelmassen.

So unterstützt der Naturpark die Modell-Betriebe
Individuell auf den jeweiligen Betrieb zugeschnitten, erstellen Fachleute ein Konzept mit humusaufbauenden Maßnahmen. Die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte entscheiden selbst, welche Ansätze sie auf ihrem Betrieb verfolgen und umsetzen wollen. Der Naturpark unterstützt durch professionelle Beratung, wissenschaftliche Begleitung, Feldtage und Seminare sowie finanziell.

Die Maßnahmen im Überblick

  • Bis zu zehn Stunden bodenfachliche Beratung
  • Weiterbildungen durch Feldtage und Seminare sowie Veranstaltungen zu Boden-Analysen und Boden-Ansprache
  • Vermittlung von umfassendem Boden-Wissen
  • Kontinuierliche Unterstützungs- und Austauschmöglichkeit bei der Umsetzung von humusaufbauenden Maßnahmen
  • Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit, etwa durch Feldschilder, Social-Media-Beiträge oder Kontakte aus dem Vermarktungsnetzwerk des Naturparks
  • Budget von bis zu 3.200 Euro pro Jahr für die Teilnahme an Weiterbildungen, Raumnutzung, Beteiligung an Austauschformaten und der Entwicklung von Leitfäden (organisiert durch den Naturpark)

Landwirtschaftliche Betriebe können sich ab sofort bewerben
Landwirtinnen und Landwirte mit einem Betrieb im Kinzigtal können sich ab sofort beim Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord per E-Mail an kloeble@naturparkschwarzwald.de bewerben. Folgende Informationen sollte das Bewerbungsschreiben enthalten: Betriebsstruktur, Motivation für die Teilnahme und Themen, die für den Betrieb von besonderem Interesse sind.

Erscheinung
Mitteilungsblatt Stadt Sulz am Neckar
Ausgabe 47/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Sulz am Neckar
Kategorien
Panorama
Tiere, Natur & Umwelt
Passende Themenseiten
Feste, Märkte & Traditionen
Feste, Märkte & Traditionen
Freizeit & Unterhaltung
Freizeit & Unterhaltung
Heimat entdecken
Heimat entdecken