Gemeinsam mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart und in Zusammenarbeit mit der Abteilung Jugend des Landratsamts Tübingen haben Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Schickard-Schule Tübingen im Rahmen eines Projekts unter dem Motto „Yallah, Widerstand!“ einen Podcast zum Thema Diktatur, Widerstand, Flucht und Demokratie erarbeitet. Der Podcast ist Bestandteil eines neu gestalteten interaktiven Teils der Dauerausstellung „Attentat. Stauffenberg“ in der Stauffenberg-Erinnerungsstätte im Alten Schloss Stuttgart.
Was bedeutet es, Widerstand zu leisten – damals und heute? Mit dieser Fragestellung haben sich Schülerinnen und Schüler der VABO-Klasse der Wilhelm-Schickard-Schule Tübingen beschäftigt. VABO steht für „Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen“. Die Wilhelm-Schickard-Schule ist eine Berufliche Schule in Trägerschaft des Landkreises Tübingen.
Die Schülerinnen und Schüler kommen aus der Ukraine, aus Syrien, aus Afghanistan, aus Somalia und aus der Türkei. Sie sind aus Krieg, Diktatur und Unterdrückung geflüchtet. „Wir wollten Jugendliche mit anderen Perspektiven auf das Thema Diktatur und Widerstand hören“, sagt Sanja Tolj, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Mit dem Projekt gibt das Museum Schülerinnen und Schülern eine Stimme und legt seinen Fokus dabei auf geflüchtete Jugendliche, die gerade erst in Deutschland angekommen sind. Das Projekt konnte dank der Unterstützung des Vereins zur Förderung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg realisiert werden.
Ausgangspunkt für das insgesamt dreitägige Schulprojekt war die Frage, was Diktatur und Widerstand in der NS-Zeit mit Jugendlichen heute zu tun hat. Was wissen die internationalen Schülerinnen und Schüler, die gerade erst die deutsche Sprache und Kultur kennenlernen, über die deutsche Geschichte?
Von Diktator Adolf Hitler haben alle schon gehört, aber wer war der Widerstandskämpfer Stauffenberg, dessen Attentat auf Hitler scheiterte und der 1944 hingerichtet wurde? Klassenlehrerin Marianne Moesle sowie Sozialpädagogin Svea Sellge von der Abteilung Jugend im Landratsamt Tübingen begleiteten das Projekt von schulischer Seite aus. Sie sagen: „Gerade geflüchtete Jugendliche können mit ihren Geschichten einen wichtigen Beitrag zu Diktatur- und Demokratie-Verständnis leisten.“ So diskutierten die Schülerinnen und Schüler bei ihrem Podcast heftig über Attentate, Demonstrationen, Sitzblockaden, Hausbesetzungen, Straßenkämpfe und andere Formen des Widerstands. Auch Flucht gehört dazu. Erinnerungen an ihre eigenen Fluchtgeschichten kamen hoch.
„Ich möchte den Traum meiner Mutter verwirklichen: Ich möchte in Frieden lernen, eine Ausbildung machen und mithelfen, dass wir alle gut zusammenleben“, antwortete eine syrische Schülerin auf die Frage, warum sie nach Deutschland gekommen sei. Alle Schülerinnen und Schüler wollten sich bei dem Podcast journalistisch ausprobieren, interviewen und interviewt werden. Rund um die Kernfragen: „Wie kann man sich gegen eine Diktatur wehren?“ – „Was läuft gut und was läuft nicht gut in einer Demokratie?“ entwickelten sie vielfältige Fragen und Antworten. Mit ihren Podcast-Beiträgen wuchsen die Jugendlichen über sich selbst hinaus.
Am letzten Tag des dreitägigen Projekts zogen sie los zum Schlossplatz. Ausgerüstet mit Mikrofon und Aufnahmegerät, fragten sie: „Was können wir alle für eine freie und gerechte Welt tun?“
Der Podcast der Jugendlichen ist eine neue Station in der multiperspektivischen Dauerausstellung zur Biografie des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg in der Stauffenberg-Erinnerungsstätte im Stuttgarter Alten Schloss. Das Audioformat des Podcasts rahmt ein Zukunftsrad ein, das Besucherinnen und Besucher der Ausstellung wie ein Glücksrad drehen können. Es hält Zutaten für eine bessere und gerechtere Welt bereit, zu der Bildung, Menschenrechte und Mut gehören. Außerdem gibt es freie Felder, in die Besucherinnen und Besucher ihre Zukunftswünsche malend oder schreibend einfügen können.
Die Ausstellung „Attentat.Stauffenberg“ ist dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Veranstaltungsprogramm des Hauses der Geschichte finden sich unter www.hdgbw.de.
Informationen zur Wilhelm-Schickard-Schule gibt es unter www.wilhelm-schickard-schule.de.