„Ehrenstockrieb“ als höchster Würdenträger auf dem Thron
Zum Jubiläum „2 x 11 Jahre“ ist der Rheinsheimer Landadel gut aufgestellt. Die neue Amts- und Würdenträgerin heißt Petra, mit bürgerlichem Namen Neidig. Ein ganzes Jahr lang steht sie als „Ehrenstockrieb“, mächtiger als die Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner, an der Spitze des Stadtteils Rheinsheim. Dabei handelt es sich um die höchste Auszeichnung für auserkorene Reingeflickte und für verdiente Fastnachter.
Wie früher die Fürstbischöfe von Speyer aus das rechtsrheinische Besitztum regierten, so wird jetzt das wichtige Rheinsheim vom pfälzischen Zeiskam aus gelenkt. Neben ihren Repräsentationsaufgaben kümmert sich die Gebieterin um Fußball, spielt Tennis, unternimmt Paddeltouren und fühlt sich seit 2015 bei den Rhosemer Stockriewer wohl.
Zum ersten Mal in der örtlichen Fastnachtsgeschichte ging das Rübenzepter in auswärtige Hände. Anders als in Nachbarkommunen kommt in der „Domstadt“ das Oberhaupt für die fünfte Jahreszeit nicht aus blaublütigem Geschlecht, sondern entstammt dem niedrigen Adel. In Rheinsheim, einer der ältesten Gemeinden weit und breit, sind die „Stockrüben“ zu Hause. Der Uz- und Neckname soll auf die oftmals besten Ernten und die allergrößten Stockrüben hinweisen. Das Geheimnis, wer der Neue oder die Neue sein könnte, lüfteten Moritatensänger Wolfgang Herberger und Jasmine Kirschner mit der jungen Lisa am Flipchart. Um eine Stockrieb nach der pompösen Inthronisation nicht der Einsamkeit preiszugeben, gibt es mit Inge und Uwe zwei Ordonnanzen als Art Begleitschutz.
Der neuen Regentin musste zuvor der alte Machthaber weichen: Gerd Herzog, der mit seiner Abschiedsrede wehmütig den Wechsel vollzog. Unter der Regie von Rübenchef Heiko Werner und dem mitmoderierenden Schlagerstar Tim Steinel bot der Fastnachtsverein ein imposantes Unterhaltungs-, Musik- und Showprogramm.
Zu den vielen belebenden Akteuren gehörten das funkelnde Narhalla Tanzcorps, die „Lustigen Rosinen“, die Badner Schalmeien und Knödelfee Vanessa. Begeistert zeigte sich das Publikum vom Olympioniken Martin, von der Trommlerpreisträgerin 2025, Kabarettistin Elisabeth Gscheidle, mit ihrem Opfer Alexander und von den durchtrainierten „Non Promillos“.
Werner Schmidhuber