Fünf CDs haben die sechs Musikschaffenden von „Poems on the rocks“ in den 20 Jahren ihres Bestehens herausgebracht. Sie gibt’s beim Konzert im Kulturforum Saline am 12. Oktober im Rahmen des kommunalen Kulturprogramms zu kaufen. „Ich hoffe, ihr habt noch einen CD-Player zuhause“, scherzt Sänger Jörg Krauss von der Bühne dem kleinen, aber intensiv lauschenden Publikum entgegen.
Etwas anachronistisch mag die silbrig-glänzende Tonträgerscheibe sein. Die Aussage der Lieder, die die sechs Freunde Jörg Krauss, Christoph Berner (Gitarre), Andy Kemmer (Bass & Vocals), Helmut Kipp (Schlagzeug), Edgar Müller (Keyboards & Vocals) und Jo Jung (Sprecher) bei ihrer sechsten Zeitreise durch die Rockgeschichte im Salinen-Saal im Repertoire haben, ist beeindruckend zeitlos.
Seit zwei Jahrzehnten stehen „Poems on the rocks“ gemeinsam auf der Bühne. Ihre Mission: Ihren Zuhörern mit den deutschen Übersetzungen die wahre Botschaft bekannter Hitparadenstürmer verstehen geben.
„Rocking in the free world“ von Neil Young ist so einer. „Wenn Du nur den Refrain hört, da wippst du so mit, das läuft so nebenher“, sagt Konzertbesucher Andreas Bader, „aber es ist erschreckend, wenn man dann die Botschaft hört.“
Sie bringt Sprecher und Schauspieler Jo Jung mit seiner markanten, aus zahllosen SWR-Dokumentationen zur Eisenbahnromantik schon in so vielen Ohren bekannten Stimme, mit lyrischen Worten auf den Punkt. Obdachlosigkeit, Menschen ohne Perspektive, der Young-Song prangert die sozialen Verhältnisse in den USA Ende der 1980er Jahre unter dem damaligen Präsidenten George Bush an.
An der Fragmentierung von Gesellschaft scheint sich 40 Jahre später in Zeiten von Bürgergeld und der Suche nach bezahlbarem Wohnraum auch bei uns nicht viel geändert zu haben. Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, Ost gegen West – „Everybody wants to rule the world“ wusste die britische Rockband „Tears for fears“ bereits 1985. Die songbezogene Videoshow von Rolf Hoppe, die im Hintergrund läuft, setzt taktgenau die Songbotschaft in eindringliche, manchmal durchaus harte Bilder und Effekte um und transportiert die Message visuell ins Herz des Publikums: Wegschauen vor den Problemen unserer Zeit gilt nicht.
Zuhören, verstehen, sehen: Ein Abend mit „Poems on the rocks“ spricht viele Sinne an. Natürlich kommt auch die Musik nicht zu kurz. Jeder der Rockpoeten hat, ob an Schlagzeug, Gitarre oder Keyboard, seinen eigenen, minutenlangen Solopart, ohne dass die übrigen Ensemble-Mitglieder in den Background treten. Respekt für das eigene Ich, für andere, für das eigene Handeln besingt Michael Jackson im Lied vom „Man in the mirror“. Die sechs von „Poems on the rocks“ haben die Botschaft schon längst verstanden.
Sie wissen nach so vielen Jahren gemeinsamen Jahren auf der Bühne wie Joe Cocker und vor ihm die Beatles „with a little help from a friend“ geht alles besser.
„I’m a Dreamer“ singt Schockrocker Ozzy Osbourne in seiner Ballade versöhnlich. Er träumt von einer besseren Welt. Beim Konzertabend mit „Poems on the rocks“ stimmt das Salinen-Publikum bestimmt gern mit ein. (her)