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Auswanderungen gab es in allen Jahrhunderten. Gründe waren fehlende Arbeitsbedingungen, um seinen (und den der Familie) Lebensunterhalt sicherzustellen...
Allgemeines Anzeigeblatt 17.03.1864
Allgemeines Anzeigeblatt 17.03.1864Foto: Badische Landesbibliothek Digital

Auswanderungen gab es in allen Jahrhunderten. Gründe waren fehlende Arbeitsbedingungen, um seinen (und den der Familie) Lebensunterhalt sicherzustellen oder politische, gesellschaftliche oder wirtschaftliche Gründe. Nach der 1848 gescheiterten Revolution stieg die Auswanderungswelle (vor allem Richtung Vereinigte Staaten) sprunghaft an. Auch Rettigheimer suchten ihr neues Glück über dem „großen Teich.“ Sogar ganze Familien im Ort verkauften alles, um mit unbekanntem Ziel eine neue Existenz aufzubauen.

Der Staat hatte bei einer beabsichtigten Auswanderung ein Wörtchen mitzureden. Das Ansinnen war mitteilungspflichtig und in vielen Fällen musste die Erlaubnis zur Ausreise eingeholt werden. Viele Wehrpflichtige z. B. versuchten durch eine illegale Ausreise der Rekrutierung zu entgehen. Sie kamen auf die Fahndungsliste und in vielen Fällen wurde ihr Vermögen eingezogen. Wer alles richtig machen wollte, fügte sich den Vorschriften des Großherzogtums Baden. Dazu gehörte auch, seine Sachen (Schulden, Verpflichtungen etc.) vorher noch zu regeln. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Zeitungen voll mit solchen amtlichen Hinweisen. Im „Großherzoglich Badischen allgemeinen Anzeigeblatt“ vom 17.03.1864 erschien unter der Rubrik „Schuldenliquidation von Auswanderern“ die nachfolgende Veröffentlichung:

„A.I.753. Nr.1818. Wiesloch. Jakob Bender, Küfer und Bierbrauer aus Rettigheim, will nach Amerika. Alle Diejenigen, welche Ansprüche an denselben haben, werden aufgefordert, dieselben längstens Dienstag den 5. April, Morgens 9 Uhr, anher anzumelden, widrigensfalls ihnen nicht mehr zu ihrer Befriedigung verholfen werden kann. Wiesloch, den 11. März 1864. Großh. bad. Bezirksamt. Lindemann.“

Beim erwähnten Jakob Bender ist eine Zuordnung in der Rettigheimer Familiengeschichte nicht ganz klar. Die Familienzweige „Bender“ brachten viele Küfer(meister) hervor. Zum Beispiel Kaspar Bender (1746-1793), Michael Bender (geb. 1776), Ignaz Bender (1797-1849).

Es liegt nahe, dass Jakob Bender aus einer Küferfamilie stammte. Dass er bei seinem Vater (oder wenigstens beim Onkel, Bruder) das Küferhandwerk erlernte. So käme Johann (Jakob) Bender, geboren 1823 in Frage, dessen Verbleib unbekannt ist. Er ist ein Sohn des oben genannten Küfermeisters Ignaz Bender. Bei der Ausreise wäre er um die 41 Jahre alt gewesen.

Was besser passen würde: Johann Jakob Bender, Sohn des Küfermeisters Johann Bender und der Theresia Dumbeck (1814-1842). Aber Theresia ist lt. Familienbuch bei der Geburt von Johann Jakob leider gestorben und mit ihr dieser Sohn (Totgeburt?). Einen weiteren Jakob Bender gibt es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Rettigheim nicht. Johann Bender heiratete im Mai 1842 Katharina Dumbeck. Aus dieser Ehe gingen drei Töchter und vier Söhne hervor. Zwei der Söhne heirateten und begründeten neue Familien in Rettigheim und Mühlhausen. Von zwei Töchtern und zwei Söhnen ist der Verbleib unbekannt und Tochter Elisabeth (geb. 1849) wanderte 1872 nachweislich in die USA aus. Vermutlich handelt es sich bei Jakob Bender um ihren Bruder (Jakob) Georg Michael Bender, der 1864 18 Jahre alt war. (R. Werner)

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Allgemeines Anzeigeblatt 17.03.1864
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Gemeinderundschau Mühlhausen
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Ausgabe 25/2025
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