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Zeitungsartikel des Monats

Den Weinanbau haben bekanntlich die Römer nach „Germania“ gebracht und erste Versuche mit Rebstöcken durchgeführt. Auch in unserer Gegend hat sich...
Beschreibung einer Pilzerkrankung bei den Weinstöcken
Heidelberger Tageblatt 06.07.1950Foto: Badische Landesbibliothek Karlsruhe Digital

Den Weinanbau haben bekanntlich die Römer nach „Germania“ gebracht und erste Versuche mit Rebstöcken durchgeführt. Auch in unserer Gegend hat sich der Weinbau über viele Jahrhunderte gehalten. In den Jahrhunderten vor dem Dreißigjährigen Krieg florierte die Weinerzeugung. Die Speyerer Fürstbischöfe, die vom Anbau ja auch profitierten, förderten und steuerten den Anbau mit ergiebigen Weinsorten. Dass es auch immer wieder Rückschläge durch Schädlinge, Unwetter und Verwüstungen gab, ist überliefert. Im 18. Jahrhundert zum Beispiel sind Schäden durch den verbreiteten Schädling „Rebstecher“ überliefert, der die Rebstöcke befiel.

In unserer Zeit gibt es, auch in unserer Gemeinde, kaum noch sog. „Feierabendwinzer.“ Also Personen, die in ihrer Freizeit noch einen (oder mehrere) Weinberg bewirtschaften. Heutzutage werden die weiten Rebflächen von Vollzeitwinzern bewirtschaftet.

Für alle Winzer haben Ernteausfälle weitreichende Folgen. Zu den Schädlingen im Weinberg zählen auch Pilze. Von einem solchen Befall berichtet das „Heidelberger Tageblatt“ vom 06.07.1950. Dem Artikel nach war damals vor 75 Jahren die Gemarkung Rettigheim am schlimmsten betroffen. Das war für die Redaktion eine eigene Überschrift wert:

"Der Peronosporapils in den Rettigheimer Weinbergen.

Rettigheim. In der vergangenen Woche fand durch Weinbauinspektor Maier von der Rebveredlungsanstalt Augustenberg eine Weinbergbegehung statt. Der Beamte stellte dabei fest, dass die Weinberge der Gemeinde Rettigheim am stärksten in seinem Bezirk von dem Peronosporapilz befallen sind. Über die Bekämpfung der Krankheit sind nähere Anleitungen an der Rathaustafel angeschlagen. - Am Freitag fand hier das dritte Gemeindeforum statt. Der Besuch durch die Ortseinwohner war sehr gering. Da kein Interesse an einem Forumsausschuss gezeigt wurde, sah man von der Bildung eines Ausschusses ab. Die Ablehnung mag auch darauf zurückzuführen sein, dass den Anwesenden das Wesen eines Forumsausschusses nicht genügend bekannt war. Dafür machte Bürgermeister Weik den Vorschlag, monatlich eine öffentliche Gemeinderatssitzung abzuhalten. Nach der Besprechung einiger Gemeindefragen schloss Bürgermeister Weik das Forum. - Das feuerschutzabgabepflichtige Alter wurde für das Rechnungsjahr 1950 auch auf die 17-jährigen männlichen Ortseinwohner erweitert."

Bei der erwähnten Pilzart „(Reben-)Peronospora“ waren zunächst die Blätter des Weinstocks betroffen. Es bildeten sich zuerst auf der Oberseite gebliche, dann bräunliche Ölflecke auf dem Laub. Begünstigt wurde die Ausbreitung des Pilzes durch feuchtwarmes Klima. Sehr stark befallene Blätter fielen dann vom Weinstock ab. Zieht der Pilz weiter, verfärben sich die erbsengroßen Weinbeeren violett und trocknen schließlich ein (sog. „Lederbeeren“). Weiterentwickelte (größere) Beeren konnten nicht mehr befallen werden. Der Pilzsporn kann im abgefallenen Reblaub mehrere Jahre überdauern. Im Frühjahr (begünstigt durch Wind und kräftige Regenfälle), werden die Sporen vom Boden her auf die Blätter verbreitet. Im Inneren der Blätter wächst das Pilzgeflecht und ernährt sich von Rebsäften, was durch das Auftreten der Ölfecken erkennbar ist.

Wie gravierend die Ausbreitung und die Folgeschäden bis zur Herbstlese 1950 für die Winzer waren, ist nicht bekannt.

Bei der erwähnten Rebveredlungsanstalt „Augustenberg“ handelt es sich um die im Jahre 1901 von Karlsruhe nach Durlach verlegte „Staatliche Landwirtschaftliche Versuchsanstalt“ auf das Gut „Augustenberg.“

Diese Einrichtung besteht heute noch unter der Bezeichnung „Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg.“ Auf dem Obstbau-, Lehr- und Versuchsbetrieb auf dem, nach der Markgräfin Augusta Maria (1649-1728) benannten „Augustenberg“, stehen heute ca. 20.000 Obstbäume mit über 500 verschiedenen Sorten.

Die erwähnte kommunale Feuerwehrabgabe mussten Männer an die Gemeinde zahlen, wenn sie keinen Dienst bei der örtlichen freiwilligen Feuerwehr ableisteten. Diese Abgabe fiel nach 1995 weg (R. Werner).

Anhang
Heidelberger Tageblatt 06.07.1950
Erscheinung
Gemeinderundschau Mühlhausen
NUSSBAUM+
Ausgabe 29/2025
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