Trip-Tips vom Tageblatt
Vom Zimmerhof durchs Fünfmühlental
Der Zimmerhof bei Bad Rappenau ist heute unser Wanderziel. Das landschaftlich äußerst reizvolle Fünfmühlental, durch das sich das bei Babstadt entspringende Mühlbächlein windet, nimmt hier seinen Anfang und schlängelt sich zwischen bewaldeten Bergkuppen hindurch bis Neckarmühlbach unterhalb der mächtigen Burganlage Guttenberg. Für Erholung suchende Großstädter mit Familien eine empfehlenswerte Wanderung, zumal in zwei Mühlen ein herzhaftes Bauernvesper aufgetischt wird.
Die Umgebung der malerischen Kugelmühle gleich am Eingang des Tales ist durch die Anlage eines Stausees, in dem sich allerlei Fische tummeln, beträchtlich bereichert worden. Ein geräumiger Parkplatz mit gutem Zufahrtsweg ist nahezu fertiggestellt.
Diese „Haberkornmühle“ wird im Jahre 1531 erstmals urkundlich erwähnt und bald darauf verpfändete der Müller Wolf Bernhard seinen Besitz an den benachbarten Hans von Ehrenberg. In dem Vertrag steht u.a. zu lesen „er darf in der Bach’ nicht Krebsen oder Fische fangen, und soll keinem, der der Wiedertaufsekte anhänget, Unterschlupf gewähren.“ Seit 1749 heißt das Anwesen die Kugelmühle, und der jetzige Besitzer hat im Jahre 1957 den Mahlbetrieb eingestellt.
An dem reizvollen Fachwerkhaus der Barthsmühle vorbei, führt der bequeme Spazierweg zur Sommersmühle inmitten sanfter Wiesenhänge. Dort, wo sich das Tal gegen den Neckar hin öffnet, liegt die romantische Mühlenschenke. Schon um 1600 ließen die Bauern der Umgebung hier ihr Getreide zu Mehl vermahlen. Der alte Hof wurde 1957 durch einen Brand zum Teil vernichtet, das alte Mühlrad jedoch blieb erhalten. Der vorzügliche Bauernschinken lohnt eine kurze Einkehr.
Von dieser Schenke führt ein Waldweg mit schönen Fernblicken zur Burg Guttenberg hinauf, der einzigen vollkommen erhaltenen mittelalterlichen Burganlage im Neckartal. Von der Burg führt der Weg durch abwechslungsreiche Wälder über die Ausläufer des Kraichgauer Hügellandes zum Neckar hin zurück zum Ausgangspunkt Zimmerhof. Wenige Meter von dem Verbindungsweg Zimmerhof-Siegelsbach hat man eine umfangreiche römische Siedlung ausgebuddelt und so restauriert, dass der gesamte Gebäudekomplex klar zu erkennen ist. In der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts dürften die Alemannen nach dem Durchbruch des Limes diese römische Niederlassung zerstört haben.
Tageblatt, 4. Januar 1974
Text und Zeichnung: Edgar John
aus der Sammlung von Karl Heinz Haas