Dienstag, 25. Februar, 9 Uhr, im Martin-Luther-Haus, Bruchsal, Luisenstraße 1
JA/WiR-Kreis in Bruchsal
Dr. Marc Martin, Eppelheim
Dass Jerusalem eingenommen und zusammen mit dem Tempel zerstört werden könnte, war für die führenden Beamten und Theologen um König Zidkija undenkbar. Dennoch: Nach der Belagerung seit Januar 588 ließ der babylonische Großkönig Nebkukadnezzar um den 25.8.587 die Stadt erobern, den Königspalast, den Tempel und die größeren Häuser niederbrennen. Zusammen mit den erbeuteten Schätzen und Tempelgeräten deportierte er mehrere tausend Kriegsgefangene der oberen gesellschaftlichen Schichten in die Gegend südöstlich von Babylon. Im Nachdenken über die nationale Katastrophe entwarfen unterschiedliche theologische Kreise neue Konzepte, darunter insbesondere den „theoretischen Monotheismus“ in der Fortschreibung des Jesajabuches (vgl. Jes 45,7). Tatsächlich erlaubte der Perserkönig Kyros II. nach der Eroberung Babylons (539) die Rückkehr der Exilierten und sein Nachfolger Dareios den Wiederaufbau des Tempels (um 520). Ein Großteil der „heiligen Schriften“ entstand während und nach der Exilszeit. Exilische Propheten stellten die Geschichte Israels erstmals in den universalen Horizont der Weltgeschichte.