Wenn Marina Frank vor dem großen Viermastzelt des Zirkus Bely steht ist sie glücklich. Drinnen im Zelt probt gerade die neunte Generation des Familienzirkus. Das sind Marinas Franks Enkel. Seit sie laufen können, sind sie in der Manege mit dabei: So wie alle Generationen zuvor.
Alle vier Kinder von Marina und Harry Frank sind mit dabei, wenn es jedes Jahr zu den verschiedenen Spielorten in ganz Baden-Württemberg geht. Für alle war klar: Auch wir wollen im Zirkus mit dabei sind. „Für mich kommt nichts andres in Frage“, sagt Nino Frank, der in der Manege als Clown auftritt und für die Dressur der Pferde und Kamele verantwortlich ist. Seine Frau ist eine der wenigen Mitglieder der Truppe, die nicht im Zirkus auf-gewachsen ist. Aber auch sie hat sich längst an das Leben im Wohnwagen gewöhnt.
Jedes Jahr studieren Nino Frank und die anderen Artisten und Tierlehrer des Zirkus Bely neue Nummern ein. „Man muss sich immer etwas einfallen lassen. Das erwarten die Besucher“, sagt er. Ebenso sieht es seine Schwester Neyenne, die unter an-derem als Kautschukakrobatin und bei einer Pferdedressur auftritt. Auch sie kann sich ein Leben außerhalb des Zirkus nicht vorstellen.
Rund 80 Tiere reisen jedes Jahr mit dem Zirkus Bely. Der logistische Aufwand da-für ist gigantisch. Ebenso die Kosten. Vor allem dann, wenn keine Vorstellungen gespielt werden. So wie jedes Jahr von Anfang November bis Anfang März. Dann befindet sich der Zirkus im Winterquartier, das er seit knapp 40 Jahren in Rastatt aufschlägt. „Hier sind wir immer sehr freundlich und nett aufgenommen worden“, sagt Marina Frank. Zunächst in Niederbühl, dann viele Jahre auf einem ehemaligen französischen Militärgelände und in den letzten beiden Jahren auf dem Rastatter Segelflugplatz verbringt die Familie die Winterzeit.
Während der Corona-Pandemie waren es sogar fast zwei Jahre, in denen der Zirkus Bely keine Vorstellungen geben durfte. „Das war eine ganz schwere Zeit“, blickt Marina Frank zurück. Mehr als einmal haben sie und ihre Familie ans Aufgeben gedacht. Doch am Ende war klar: Wir machen weiter. „Wir lieben den Zirkus zu sehr. Ohne könnten wir nicht sein“, fasst Harry Frank zusammen, was alle denken.
Umso größer ist die Freude, wenn jedes Jahr im März die neue Saison beginnt. In diesem Jahr wieder auf dem Rastatter Festplatz zur Friedrichsfeste. Danach geht es nach Ettlingen. Geplant sind zu-dem Auftritte rund um Karlsruhe. Dann sind die Männer des rollenden Familienunternehmens mit Harry Frank an der Spitze gefragt. Alle Wohnwagen, die zahlreichen Tiere und natürlich das große Zelt müssen innerhalb weniger Tage den Standort wechseln. „Wenn das Zelt steht, fängt es an zu kribbeln“, sagt Nanja Frank.
Sie präsentiert eine Nummer an den fliegenden Tüchern hoch unter der Zirkuskuppel, während ihr Mann eine Hundedressur und eine Bauernnummer vorführt. Mit dabei ist natürlich auch Sohn Maddox. Er ist bereits die neunte Generation des Familienzirkus und tritt als Jongleur und Clown auf. Seine beiden Cousinen Sunisha (8) und Soleyna (5) haben ebenfalls bereits eigene kleine Nummern.
Im rund zweistündigen Programm sind neben verschiedenen Pferdedressuren auch Ziegen, Kamele, Alpaccas, Ponys und Hunde zu sehen. Dazu gibt es Artistik hoch unter der Zirkuskuppeln, eine atemberaubende Rola-Rola-Nummer, Clownerie und Live-Musik.
Die Saison geht in diesem Jahr wieder bis Anfang November. Danach geht es zurück in das Winterquartier, das der Zirkus Bely auch im kommenden Herbst wieder in Rastatt aufschlagen wird. „Das ist unsere Heimat“, sagt Marina Frank und fügt mit einem glücklichen Lachen hinzu: „Wenn wir nicht gerade auf Tour sind“. So wie die meiste Zeit des Jahres.