Alle zwei Jahre packt der Partnerschaftsverein Hemsbach seine Koffer und macht sich auf den Weg nach Bray-sur-Seine. Dieses Himmelfahrtswochenende erlebten 36 Erwachsene und 14 Jugendliche eine unvergessliche Zeit voller Blumen, Geschichte, neuer Entdeckungen und ganz viel französischer Lebensart.
Am Donnerstag wurden die Hemsbacher im sonnigen Saint-Sauveur-les-Bray, einer charmanten ländlichen Gemeinde nahe Bray-sur-Seine, mit einem fröhlichen „Bienvenue!“ empfangen. Von der ersten Sekunde an war klar, wie sehr sich die französischen Freunde über den Besuch freuten. Die Bürgermeister von Bray-sur-Seine und Saint-Sauveur-les-Bray, Alain Carrasco und Gérard Jambut, sowie der Vorsitzende des französischen Partnerschaftsvereins, Eric Mugot, begrüßten die Gäste herzlich. Sie betonten, wie wichtig es sei, die seit über fünf Jahrzehnten bestehenden Freundschaften zu pflegen und junge Menschen dafür zu begeistern. Der Geschäftsführer des Partnerschaftsvereins Hemsbach, Helmut Schulz, stimmte dem mit Freude zuund dankte den Organisatoren beider Seiten für ihre tolle Arbeit. Die zweite Vorsitzende, Antje Polonio, bedankte sich in ihrer humorvollen Ansprache abschließend bei Sandra und Lukas Makutenas und Madleen Engelhardt für ihre tolle Organisation im Vorfeld der Fahrt. Ebenso für ihre Unterstützung als Verantwortliche für die Betreuung der mitreisenden Jugendlichen in Bray-sur-Seine. Bei selbstgemachten Hors d'oeuvres und Champagner startete das Wochenende vielversprechend.
Der Freitag stand ganz im Zeichen eines aufregenden Ausflugs: Mit dem Bus ging es – gemeinsam mit den französischen Gastgebern – bei bestem Wetter ins rund 170 Kilometer entfernte Orléans. Die historische Stadt an der Loire ist untrennbar mitJeanne d'Arcverbunden, die hier 1429 die englische Belagerung durchbrach und so den Wendepunkt im Hundertjährigen Krieg einläutete.
Doch bevor es ins historische Gewimmel ging, gab es einen Zwischenstopp im Parc Floral de la Source. Diese grüne Oase am Stadtrand von Orléans begeistert mit ihren wunderschönen Gärten und der Quelle des Flusses Loiret, wo ein ganzer Fluss einfach so aus dem Boden sprudelt – ein echtes Naturphänomen! Neben einem Schmetterlingshaus und Tiergehegen lud der Park leider nur zum kurzen Verweilen ein, denn die Kathedrale in Orléans wartete schon auf die Ausflügler!
In Orléans erwartete den deutschen Teil der Gruppe die überaus sympathische und witzige Reiseführerin Geneviève. Sie erklärte, dass die Kathedrale Sainte-Croix eine echte Kämpfernatur ist: Nach fast völliger Zerstörung im 16. Jahrhundert musste sie quasi neu aufgebaut werden. Und ja, auch das Gewölbe ist ab und zu immer mal wieder eingestürzt. Geneviève beruhigte die Hemsbacher aber lachend: „Wäre es noch gefährlich, wäre ich heute Nachmittag nicht hier!“ Die riesige Kathedrale ist voller Schätze, und der 106 Meter hohe Vierungsturm wurde vom berühmten Architekten Eugène Viollet-le-Duc errichtet, der auch an Notre-Dame de Paris mitwirkte. Geneviève zwinkerte: „Aber glücklicherweise steht unser Turm hier noch!“
Direkt im Anschluss ging es ins nur 250 Meter entfernte Hôtel Groslot. „Stellen Sie sich vor, Ihr Anwalt hätte ein so schickes Haus, dass Könige darin ein und aus gingen – und einer sogar für immer darin blieb“, leitete Geneviève den Rundgang ein. Erbaut im 16. Jahrhundert für den Anwalt Jacques Groslot, wurde die rote Backstein-Schönheit schnell zum Treffpunkt des französischen Adels, sogar Maria Stuart war zu Gast. Der tragischste Gast war aber wohl der junge König Franz II., der hier 1560 mit nur 16 Jahren an einer Ohrenentzündung verstarb. Heute ist das Hôtel Groslot ein Traumort für Hochzeiten und ein Muss für alle, die Renaissance-Glamour erleben wollen.
Die Jugendlichen, die in Bray-sur-Seine geblieben waren, erlebten indes ebenfalls einen spannenden Tag. Sie reisten mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die 20 Kilometer entfernte mittelalterliche Stadt Provins, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Mit ihren beeindruckenden Stadtmauern, Türmen und unterirdischen Gängen bot sie eine faszinierende Zeitreise. Der Höhepunkt war die Freilichtvorführung „La Légende des Chevaliers“, die alle begeisterte.
Der Samstag stand zur freien Verfügung. Einige erkundeten Bray-sur-Seine und die Kirchenorgel. Andere besuchten eine Glasbläserei, den Wald von Fontainebleau, gingen schwimmen oder betätigten sich sportlich im Kletterpark. Ein absolutes Highlight waren die 20 kostenlosen Rundflüge für die Jugendlichen mit Ultraleichtflugzeugen über Bray-sur-Seine, organisiert vom Fliegerclub „ULM Les Ailes de la Bassée“ unter der Leitung von Alain und Patricia Carrasco. Der Bürgermeister von Bray-sur-Seine, ein passionierter Hobbypilot, ließ es sich nicht nehmen, die deutschen Jugendlichen höchstpersönlich über die malerische Landschaft zu fliegen.
Der Samstagabend gehörte dann ganz dem Nachwuchs. Die Jugendlichen aus Hemsbach trafen sich mit ihren französischen Freunden zu einem spontan improvisierten Grillfest auf dem Campingplatz von Bray-sur-Seine. Es wurde gelacht, gespielt und gegrillt, was das Zeug hielt – eine perfekte Gelegenheit, sich kennenzulernen und die Freundschaften zu vertiefen.
Am Sonntag versammelten sich alle Teilnehmer zum großen Abschiedsfest im „Salle des Fêtes“ in Bray-sur-Seine. Bei leckerem Essen und angeregten Gesprächen ließen Gastgeber und Gäste die vergangenen Tage Revue passieren und schmiedeten Pläne für das nächste Wiedersehen. Die Stimmung war ausgelassen und herzlich – eben genau so, wie man es sich von einer echten Partnerschaft wünscht.
Mit vielen schönen Erinnerungen und einem Lächeln auf den Lippen traten die Hemsbacher am Nachmittag die Heimreise an. Alle waren sich einig: Die Fahrt nach Bray-sur-Seine war wieder ein lebendiger Beweis dafür, wie wichtig und bereichernd internationale Freundschaften sind. Die Vorfreude auf das nächste Wiedersehen im kommenden Jahr, wenn die französischen Freunde am Himmelfahrtswochenende vom 14. bis 17. Mai 2026 zum Gegenbesuch nach Hemsbach kommen, ist schon riesig! (hm/red)