Dies und das

Zu Gast im Horbachpark: „Heimat“-Autorin Nora Krug

Bis 12. Mai ist im Horbachpark die Ausstellung mit Auszügen aus Nora Krugs Graphic Memoire „Heimat“ zu sehen. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt...

Bis 12. Mai ist im Horbachpark die Ausstellung mit Auszügen aus Nora Krugs Graphic Memoire „Heimat“ zu sehen. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt und erhielt zahlreiche Preise, es ist die Auseinandersetzung der aus Deutschland stammenden und mittlerweile seit 23 Jahren in New York lebenden Autorin mit ihrer Familiengeschichte.

Am Freitag vergangener Woche kam sie in den Horbachpark zu einem Gespräch mit Kulturamtsleiter Christoph Bader und interessierten Bürgerinnen und Bürgern. „Dieses Kapitel der deutschen Geschichte liegt gefühlt lange zurück, die Zeitzeugen werden weniger“, merkte einführend Christoph Bader an. Die Frage nach dem Handeln der Zivilgesellschaft in solchen Situationen war mit ein Grund für das Kultur- und Sportamt, im Rahmen der Landesliteraturtage, deren Motto „Heimaten“ lautete, die Ausstellung mit Seiten aus dem Buch „Heimat“ zu realisieren. Schrankenlos, denn die Kunst muss zu den Menschen kommen, so Bader.

„Mein Wissen über die Nazizeit war institutionell geprägt“, sagte die Autorin zur Motivation für ihr Werk; die Familiengeschichte hingegen war tabu. Doch das Kollektiv genüge nicht, es sei wichtig, die Geschichte individuell aufzuarbeiten, vor allem in Sachen Mitläufer wie ihr Großvater. Auch um ihren Arbeitsansatz ging es. „Die Recherche war einfach: man muss ins Generallandesarchiv gehen und in den Spruchkammerakten der Amerikaner nach den Namen suchen“, erklärte sie. Dort sei sie auch auf einen Briefwechsel ihres Großvaters gestoßen, der schon früh aus kommerziellen Gründen in die NSDAP eingetreten war: so konnte er seine Fahrschule kaufen. „Man hat immer eine Wahl, auch im Kleinen war Widerstand möglich, was jedoch kaum jemand tat.“ Sie habe mit ihrem Buch weder be- noch entschuldigen wollen, betonte Krug, die einen Einblick in die Entstehung ihres Werkes gab. Zwei Jahre Recherche waren notwendig, es folgten zwei Jahre des Schreibens der Texte und zwei weitere Jahre, in denen sie die Illustrationen anfertigte. Dies alles neben ihrer Professur und der Geburt ihres Kindes. Das Buch entstand, weil für den amerikanischen Markt, zunächst auf Englisch, die Übersetzung ins Deutsche war gleichfalls ihr Part.

Sie berichtete auch über ihr neuestes Buch, das sich um den Ukrainekrieg dreht, dabei werden die Positionen, Erfahrungen und Gefühle eines Russen und einer Ukrainerin einander gegenübergestellt und auch hier geht es um die Frage: was kann man tun. „Ich finde es gefährlich, dass es in Deutschland nicht gelingt, kritisch zurückzublicken und gleichzeitig das eigene Land zu feiern“, sagte sie, dies überlasse man den Rechten und das sei nicht gut. Politisches Engagement oder Geld zu spenden seien Möglichkeiten, Widerstand zu leisten, ebenso kleine Dinge: „Augenkontakt ist auch Widerstand!“

Erscheinung
Amtsblatt Ettlingen
Ausgabe 19/2025
von Stadt Ettlingen
08.05.2025
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