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Kampf gegen die Asiatische Hornisse

Zufällig entstanden: Imkerei „The Honey Bees“ in Altwiesloch

Am Anfang stand der Zufall. Dass aus einer spontanen Idee eine mitreißende Leidenschaft werden kann, zeigt die Geschichte der Imkerei.
Asiatische Hornisse
Die Asiatische Hornisse stellt ein ernstzunehmendes Problem für die hiesigen Bienen dar – auch für die Bienen der Imkerei "The Honey Bees" aus Altwiesloch.Foto: LIP

Am Anfang stand der Zufall

Dass aus einer spontanen Idee eine mitreißende Leidenschaft werden kann, zeigt die Geschichte der Imkerei „The Honey Bees“ in Altwiesloch. Geführt wird sie von einem jungen, sympathischen Paar, das mit Herzblut regionalen Honig produziert und sich mit Erfindergeist gegen Bedrohungen ihrer Bienenvölker zur Wehr setzt. Eigentlich hatte Marcel Widmann mit Insekten nichts am Hut. Doch ein Artikel über Bienen weckte seine Neugier. Ohne Absprache stand er plötzlich mit einem kompletten Bienenvolk vor der Tür. Seine Partnerin Jennifer Menrath konnte es kaum glauben. Heute lachen beide über diesen Anfang. Denn daraus entstand nicht nur eine gemeinsame Aufgabe, sondern eine tiefe Faszination für die Welt der Bienen.

Bienen mit Persönlichkeit

„Bienen haben Persönlichkeit“, erzählen sie. Das wird besonders bei feuchtem Wetter spürbar – wenn es zu windig oder regnerisch ist, bleiben die Tiere im Stock und sind unausgelastet. Dann kann es auch schon mal zu einem unfreundlichen Stich kommen. Auch der Wechsel in der Betreuung sorgt für Unruhe. „Wenn einer von uns die Völker übernimmt, die vorher der andere betreut hat, reagieren die Bienen erstmal mit Skepsis – und manchmal mit Stichen.“ Die beiden Bienenexperten halten Völker der in Deutschland üblichen Buckfast, Carnica und dunkle Bienen und beobachten dieses Verhalten über alle drei Rassen hinweg.

Honig in höchster Qualität

Bei „The Honey Bees“ entsteht Honig von höchster Qualität – ganz ohne Zusatzstoffe. Marcel Widmann betont, dass sie ihren Honig niemals „nass ernten“. Durch späte Ernte reduziert sich der Wassergehalt signifikant, wodurch die Geschmacksintensität deutlich zunimmt. Alle Bienenvölker stehen im Umkreis von Wiesloch, was für kurze Wege und eine nachhaltige Produktion sorgt. Der Verkauf begann einst in der Fußpflegepraxis der Mutter, dann boten sie den Honig auch im Café Behr an – heute betreiben die beiden ihren eigenen kleinen Laden in der Baiertaler Straße. Wer ihn betritt, wird sofort vom warmen Duft des Bienenwachses empfangen.

Auswirkungen des Klimawandels

Durch milde Temperaturen stehen die Pollen immer früher im Jahr zur Verfügung. Bienen halten keinen Winterschlaf, sondern werden nur etwas ruhiger, wenn die Temperaturen heruntergehen. Da die Blühphasen der Pflanzen jedoch nur vorgelegt, aber nicht verlängert sind, hungern die Bienen bei nicht sachgerechter Pflege später im Jahr. Die beiden Altwieslocher sind mittlerweile zu gefragten Bienenexperten geworden. Ratsuchenden empfehlen sie ihre Methode, den Honig einfach weniger stark abzuschleudern. Was als Reste in den Waben verleibt, nährt die Bienen und künstliche Zufütterung ist nicht nötig.

Bedrohung Asiatische Hornisse

Ein ganz aktuelles Thema in der Imkerei ist die Asiatische Hornisse – ein echter Feind der Bienen. Das Paar engagiert sich für die Entfernung von Nestern. „Sehr gefährlich, das sollten Laien auf keinen Fall selbst machen“, warnen sie. Sie selbst gehen regelmäßig auf die Suche nach Nestern und entfernen diese nur im Schutzanzug. Der Stachel dieser Art ist dreimal länger als ein Bienenstachel. Opfer werden mit einem Duftstoff markiert, der weitere Artgenossen anzieht und zum Stechen auffordert.
Der Verlust ganzer Bienenvölker durch diese invasive Art ist für sie bittere Realität. Doch sie blieben nicht untätig und probierten vieles aus. In dieser Saison testen sie ein von ihnen neu entwickeltes Eingangsgitter aus dem 3D-Drucker. Es soll ihre Bienenstöcke vor den Hornissen schützen. Die Universität Hohenheim wird das System ebenfalls erproben – ein Patent ist bereits in Planung.

Heute mehr als 60 Bienenvölker

Wie viele Völker es genau sind, können die beiden Bienenliebhaber gar nicht auf Anhieb sagen. Es dürften um die 60 Stöcke sein. Ein Volk kann je nach Wetterlage zwischen 20 und 45 Kilogramm Honig innerhalb eines Jahres produzieren. Aufgrund der unterschiedlichen Standorte in und um Wiesloch kann das Imkerpaar fast alle Honigsorten anbieten. Imkerei bedeutet viel Arbeit rund ums Jahr. Während in der wärmeren Jahreszeit die Platzierung der Völker und die Honigernte im Mittelpunkt steht, sind es in der kälteren Jahreszeit Reinigungsarbeit und die Bekämpfung von Schädlingen wie der Rohrmilbe oder die Abwehr der asiatischen Hornissen, die beide erst ab Herbst bedrohlicher werden.

Herzensprojekt

All das alles machen die beiden nebenberuflich. Hauptberuflich arbeiten sie im Europäischen Hof in Heidelberg. Doch wann immer sie im Laden stehen, spürt man die Begeisterung und die Liebe für das, was sie tun. „Honey Bees“ ist mehr als eine Imkerei. Es ist ein Herzensprojekt, das Wiesloch bereichert – mit Wissen, Leidenschaft, Wachsduft und ganz viel Honig.

Öffnungszeiten, Kontakt und Einblicke in das Sortiment, das auch in einem Online-Shop angeboten wird unter www.imkerei-thehoneybeesaltwiesloch.com oder direkt in der Baiertaler Straße 61 in Altwiesloch. (ch)

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