Silcherschule bleibt gelassen

Zukunft der Werkrealschule wird diskutiert

Die Werkrealschule steht wie einst die Hauptschule im Fadenkreuz der Bildungspolitik.
Der Schulleiter Andreas Eiglmaier (l.) und der Konrektor Wolfgang Schaupp sehen den Reformplänen erst einmal gelassen entgegen.
Der Schulleiter Andreas Eiglmaier (l.) und der Konrektor Wolfgang Schaupp sehen den Reformplänen erst einmal gelassen entgegen.Foto: bra

Ein Reformentwurf der grün-schwarzen Koalition sieht die Abschaffung der Schulart vor. Die geplante Reform wird von der Schulleitung der Silcherschule gelassen aufgenommen. Viel Sinn sehen der Rektor Andreas Eiglmaier und der Konrektor Wolfgang Schaupp in den Reformplänen nicht.
Nicht schon wieder! So könnte die Reaktion des Schulleitungsteams auf die kürzlich bekanntgewordenen Reformpläne zusammengefasst werden. „Man nimmt es so hin“, beschreibt es Eiglmaier schulterzuckend. Nachvollziehen könne er die Gedanken, die man sich in Stuttgart nun um die Zukunft der Werkrealschule macht, aber nicht. „Da wird an etwas herumgedoktort, das funktioniert“, findet er. Besser wäre es aus Sicht der Pädagogen, wenn die Regierung die Schulen nach einer Reform einige Jahre in Ruhe arbeiten lassen würde. „Man muss den Dingen auch Zeit geben. Es dauert, bis sich eine Idee setzt“, erklärt Eiglmaier.
Zurück zum neunjährigen Gymnasium?
Seit dem Volksantrag zu G9 ist wieder ordentlich Bewegung in die Bildungslandschaft gekommen. So soll einerseits der Weg zum Abitur wieder neun statt acht Jahre dauern. Offensichtlich wurde bei der jüngsten Reform versäumt, die Lehrpläne ausreichend zu entrümpeln. Anstatt Inhalte aus dem Lehrplan zu streichen sollen die Jugendlichen mehr Zeit bis zum Abitur erhalten - so wie es vor der jüngsten Reform bereits war.
Damit das Gymnasium, das nach der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung zur Regelschule wurde, nicht vollends überläuft, soll gleichzeitig die Grundschulempfehlung wieder verbindlicher werden - zumindest beim Wechsel auf das Gymnasium.
Doch auch für die anderen Schularten sind nun Reformen angedacht. Derzeit dürfen Hauptschulen bei entsprechenden Anmeldezahlen ein zehntes Schuljahr anbieten, damit ambitionierte Schüler ähnlich wie bei der Realschule einen mittleren Bildungsabschluss erlangen können. Dieses Angebot könnte gemäß den jüngsten Plänen gestrichen werden. Dann wäre die Werkrealschule im Grunde wieder eine Hauptschule.
Die Schließung von Schulen soll mit der Reform aber nicht verbunden sein. Die Schüler sind schließlich da und wollen beziehungsweise müssen unterrichtet werden. Die Werkrealschulen könnten aber in Schulverbünden und Gemeinschaftsschulen aufgehen. Ein Schulverbund sei in Eislingen aber derzeit nicht gewünscht, betont Eiglmaier.
Für die jetzigen Schüler der oberen Klassen hätte die Reform aber keine Auswirkungen, falls sie kommt. Sie sollen ihre Schullaufbahn auf jeden Fall beenden können. Auch der Grundschulbereich der Silcherschule sowie die Baupläne für einen Erweiterungsbau wären nicht von der Reform betroffen.
Ein Vorteil der Reform wäre mehr Übersichtlichkeit im Schulsystem, das grundsätzlich nur noch zwei Säulen hätte. Gleichzeitig betonen viele Lehrer immer wieder, dass die Kinder in ihren Klassen immer unterschiedlichere Fähigkeiten hätten. Schon jetzt werden Kinder in einer Klassen auf unterschiedlichen Niveaus unterrichtet. Dies würde vermutlich auch nach einer Reform so bleiben.
Verunsicherung im Kollegium
Im Kollegium herrsche Verunsicherung nach dem Bekanntwerden der jüngsten Reformpläne, berichtet Konrektor Schaupp. „Vorfreude habe ich nicht vernommen“, sagt er. Viele Kollegen seien aufgrund des pädagogischen Konzepts gezielt an eine Werkrealschule gegangen, ergänzt Eiglmaier. Dass diese Schulart nun verschwinden soll, stößt viele vor den Kopf. Die Sorge sei, dass nach der Reform auch anders mit den Schülern gearbeitet werden müsse.
Die Stärken der Werkrealschule
Eine Veränderung der Schülerschaft nehmen die Lehrer der Silcherschule wahr. Mehr und mehr würden auch Erziehungsaufgaben an die Schule abgegeben, erklärten Eiglmaier und Schaupp. Der Fachunterricht rückt dadurch in den Hintergrund. So kommt es, dass Klassenlehrer an der Werkrealschule Fächer unterrichten, die sie gar nicht studiert haben. Wichtig sei zunächst, viel mit den Schülern zu arbeiten, um eine Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen zu entwickeln. Darauf könne dann die Bildungsarbeit aufbauen, erklären Eiglmaier und Schaupp. Darin liege die Stärke der Werkrealschule. bra

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUM, Eislinger Zeitung
06.07.2024
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