Vier Tage lang gute Laune, musikalische Darbietungen der Spitzenklasse, ein großartiges Kinderprogramm, beste Unterhaltung und gute Verköstigung durch das Neckarsulmer Restaurant und Catering Stadtgespräch: Das ist „Kultur auf dem Marktplatz“ – eine Erfolgsstory, die 2012 begann und wie Bürgermeister Ralf Steinbrenner herausstellte „der kulturelle Höhepunkt im städtischen Veranstaltungsreigen ist“. Es ist ein Event vor allem für Leingartener, von der Stadtverwaltung finanziert, für die Besucher daher kostenlose Kultur unter freiem Himmel. Auch die elfte, von der Rathausangestellten Manuela Greiner wiederum super organisierte Veranstaltung, war ein Publikumsmagnet. Mehrere Tausend Besucher strömten vom Mittwoch bis Samstag auf den Rathausvorplatz, um die einzigartige Atmosphäre und die großartigen Darbietungen der Akteure auf der Bühne zu genießen. „So ein Fest wie in Leingarten wird nicht überall geboten“, schwärmte eine begeisterte Besucherin. Woanders müsse man bei adäquaten Veranstaltungen tief in den Geldbeutel greifen. Die aufgetretenen Künstler, so Manuela Greiner, hätten nicht nur das kulturelle Event in den höchsten Tönen gelobt, sondern auch den idealen Standort vor dem Rathaus.
Mittwoch:
Auftakt mit dem Liedertheater Altmann
Den Auftakt von „Kultur auf dem Marktplatz“ bildete am Mittwoch das Liedertheater Altmann mit der Kinder-Zirkusaufführung „Der Löwe lacht“.
Auch wenn das Stuttgarter Ensemble Vladislava und Christof Altmann hauptberuflich seit über 30 Jahren mit seiner Reisebühne über die Lande zieht, präsentierte es sich alles andere als in die Jahre gekommen. Das glänzend harmonierende Duo verstand es prächtig, die rund 130 großen und kleinen Besucher am Mittwochnachmittag zum Auftakt der viertägigen Leingartener Veranstaltungsreihe „Kultur auf dem Marktplatz“ von der ersten Minute an zu fesseln. „Traditionsgemäß beginnen wir am ersten Tag mit einem Kindertheater“, sagt der Hauptamtsleiter Philipp Burzynski, bevor er die Bühne für die beiden Künstler freigibt. Und die legen gleich richtig los. Christof Altmann als Zirkusdirektor Christofferus Wackelzahn und Vladislava Altmann (Ladulina), „aus der weltberühmten Zirkusfamilie Pepperoni“, präsentierten flott, einfallsreich, kreativ ein humorvolles Kinderprogramm.
Als erste große Attraktion kündigte das Schauspieler-Ehepaar den Löwen an. Doch der wollte erst mal nicht – „ganz allein, vor so vielen Menschen?“ Mithilfe der Zuschauer ließ er sich überreden und sang gemeinsam mit den Kindern sein Lied „Der Löwe lacht“. Aber auch der weitere Fortgang des Liederzirkus wäre ohne die Hilfe von mutigen
Mädchen und Buben auf der Bühne undenkbar gewesen. Hatten doch die Kunstschützin und der Zauberer solches Bauchweh, dass sie unmöglich auftreten konnten. Ganz zu schweigen von den Reiterinnen und Reitern. Zwischendurch besuchte der „Sultan von Arabien“ den Zirkus als Ehrengast auf seinem „original fliegenden Teppich“ und der Drache Fridolin spuckte Feuer. Als es schließlich hieß: „Was wär's, 'nen Zirkus anzuschau'n, ohne diesen lustigen Clown“, ging eine bunte Zirkusstunde gespickt mit Liedern zum Mitsingen und Mitmachen wie im Flug vorüber.
Frank Family Music
Im Abendprogramm des ersten Tages überzeugte die Frank Family aus Hockenheim, bestehend aus Christin Kieu und Mike Frank mit ihrer Tochter Sabah Frank sowie Giovanni Emanuele am Schlagwerk dann drei Stunden lang die zahlreich erschienenen Gäste mit wohlklingenden Pop-, Jazz-, Swing- und Soulrhythmen. Ihr Programm
beinhaltete unter anderem gefühlvoll zu Gehör gebrachte Neuinterpretationen bekannter Songwriter wie Christopher Cross, James Taylor, Norah Jones oder Fleetwood Mac.
Die bereits mehrfach ausgezeichneten Künstler überzeugten mit feinen Klavier- und Gitarrenklängen sowie Perkussions-Rhythmen gepaart mit dreistimmigem Gesang. Neben Coversongs präsentierte die Frank Family auch eigene, mit großem Beifall bedachte Musiktitel. Die entspannte Live-Musik der Band erwies sich als „idealer Türöffner für das viertägige Open-Air-Festival“.
Donnerstag:
Senioren-Nachmittag mit den Leintalmusikanten
Mit sorgenvollen Blicken schauten die Verantwortlichen beim Senioren-Nachmittag am Donnerstag zum Himmel. Die Gäste, die sich durch den einsetzenden Regen ihre gute Laune nicht vermiesen ließen, nahmen zunächst unter den großen Sonnenschirmen oder unter dem Vordach des Rathauses Platz. Für Stimmung sorgte die Massenbachhausener Blaskapelle Alte Kameraden „Leintalmusikanten“ unter der Leitung von Albrecht Fauser mit schmissigen böhmisch-mährischen Liedbeiträgen.
„Lasst euch grüßen, hieß der Auftakttitel der zwölf Musikanten, die in der Folge auch Lieder zum Mitsingen, Mitklatschen wie „Jetzt trink ma noch a Flascherl Wein“ oder „Ein treuer Husar“ zu Gehör brachten. Dem beifallsfreudigem Publikum gefielen die dargebotenen Stücke und sangen kräftig mit. An den flotten Sprüchen des Dirigenten gepaart mit der dargebotenen Blasmusik schien auch der Wettergott seine Freude zu haben, je länger das Orchester spielte, umso mehr verzogen sich die Regenwolken. Eitel Sonnenschein herrschte dann bereits bei den zu Gehör gebrachten Stücken wie „Lieder, die von Herzen kommen“, „Im schönen Leintal“ oder „Böhmischer Traum“. Mit dem Titel „Bis bald auf Wiedersehen“, verabschiedeten sich die Leintalmusikanten unter großem Beifall der Gäste. „Wenn ihr wollt, kommen wir nächstes Jahr gerne wieder“, versicherte Albrecht Fauser.
DooWopMädla auf Kartoffelsalat-Tour
„Wir haben heute Abend vier heiße Mädels zu Gast: Drei aus Stuttgart, eine aus Welzheim.“ So kündigte Bürgermeister Ralf Steinbrenner verschmitzt lächelnd die vier
DooWopMädla Anette Heiter, Gesa Schulze-Kahleyß, Babs Steinbock und Susanne Härle an. „Wenn man vor dem Leingartener Rathaus spielen darf, habe man es schon ganz schön weit gebracht“, erklärte Anette Heiter, die nach eigenen Angaben Schwäbin von Geburt, Musikerin aus Leidenschaft und Texterin aus Berufung sei und stets für jeden Blödsinn zu haben ist.
Ungeniert und auf schwäbisch trug die Gesangs-Formation bei ihrer „Kartoffelsalat-Tour“ dann Welthits aus den 1950er- und 1960er-Jahren vor. So machte das mehrfach sein Outfit wechselnde Quartett zum Vergnügen des Publikums aus dem Acappella-Klassiker „Mr. Sandman“ die verunglückte Blind-Date-Geschichte „Bisch du d’Sandra?“, dem Evergreen „Only you“ der US-amerikanischen Doo-Wop-Gruppe The Platters „I nemm zu“, dem Lied Lollipop des berühmten Gesangsquartetts The Cordetts einen „Lellapepl“ und aus Dean Martins „Volare“ eine Ode an ein besonders schönes schwäbisches Wort für jemanden, der einfach zu lasch für diese Welt ist: „Ein Löhle“. So stilecht wie die Petticoats des Frauen-Quartetts aussahen, sind auch ihre Arrangements. Man konnte fast meinen, bekannte amerikanische Gesangsgruppen der 1950 Jahre zu hören, nur dass man endlich die Texte verstand – sofern man des Schwäbischen mächtig ist. Wer es konnte, freute sich über die gelungenen Pointen, wenn nicht, amüsierte man sich über die ausgefuchste, temperamentvolle und witzige Choreografie.
Der Lockdown um den Jahreswechsel 2020/21 hatte durchaus etwas Gutes: In dieser Zeit hatten sich nämlich die vier Frauen, die ansonsten mit ihren Bühnenprojekten komplett ausgelastet waren, zusammengefunden und zunächst via Internet geübt. Nachdem es gleich von Anfang an großartig geklappt hat, haben sie die anfängliche Schnapsidee zum Dauerprojekt befördert und sich daran gemacht, als DooWopMädla die Bühnen zu erobern. Natürlich wurde den sich köstlich amüsierenden Gästen auch live den zum Internet-Hit avancierten „Kartoffelsalat“ zelebriert, ebenso wie der Maultascha-Rock'n'Roll oder der schwäbische Büfett- und Müller-Thurgau-Song.
Freitag:
Musikalisches Feuerwerk der Combination Big Band
Swing, Jazz, Blues und Pop – die Mischung stimmte. Mit prickelnden unter die Haut gehenden Rhythmen, virtuosen Solos, authentischem Sound und bärenstarken Gesangseinlagen löste die Combination Big Band Leingarten am Freitagabend Begeisterungsstürme aus. „Easy Listening Sound Deluxe“, sinngemäß: Leichtes Zuhören von hoher musikalischen Qualität – das bekamen die rund 500 begeisterten Besucher am vorletzten Tag der Veranstaltungsreihe „Kultur auf dem Marktplatz“ geboten. Bei
sommerlichen Temperaturen spulten die Musiker ein zweieinhalbstündiges Programm herunter. Aufpeitschende Riffs und feurige Rhythmen heizten ein, cool-beschwingte Melodien sorgten für Entspannung. „Seit 2012 ist die Combination Big Band bei der Veranstaltung Kultur auf dem Marktplatz ein Garant bester musikalischer Unterhaltung“, betonte Bürgermeister Ralf Steinbrenner, ehe die Formation um Bandleader Michael Ferdinand und dem musikalischen Leiter Stefan Weigel Fahrt aufnahm.
„Pick up the Pieces“ hieß der erste von insgesamt 29 Titeln, den der Moderator und Sänger Jürgen Püschel ankündigt. Beim vierten Stück, „Jump“, das Mitte der 1980er-Jahre in den USA wochenlang Platz eins der Charts belegte, griff er dann gesanglich ins Geschehen ein. Den Sammy-Davis-Junior-Song „Mr. Bojangles“ interpretierte er ebenso pfiffig und originell wie beispielsweise das bluesige Roger Holmes-Arrangement „Fever“, „Eye of the Tiger“ von der amerikanischen Rockband Survivor, den Big-Band-Klassiker „Fly Me to the Moon“ oder „Soul Man“. Den Titel „Route 66“ sang er nicht nur, sondern er hat, wie er erklärte, die von Chicago nach Kalifornien führende Strecke mit dem Auto teilweise auch selbst befahren.
Mit dem Titel „Just the Two of us“ setzt die stimmgewaltige Sängerin Susanne Theves ein erstes Ausrufezeichen. Es folgen die fantastisch interpretierten Songs wie „Time after Time“, Carole Kings „Hard Rock Café“, „Smooth Operator“, „Feeling good“ und „Street Life“. Auch ihre zusammen mit Jürgen Püschel gesungenen Duette wie „Mustang Sally“ und „You can leave your Hat on“ kamen beim Publikum bestens an. Immer wieder gab es auch Applaus für das blendend aufgelegte Instrumental-Solisten-Ensemble. Mit der Zugabe „I feel Good“ verabschiedet sich die Band vom kräftig applaudierenden Publikum.
Samstag:
Willenlos Sexy – Westernhagen-Tributeband rockte die Bühne
Wow, was für ein Abschluss! Die neunköpfige Unterländer Westernhagen-Tributeband Willenlos Sexy mit ihrem charismatischen Frontmann Dr. Timo Werner aus Neckarsulm löste am Abschlusstag des viertägigen Leingartener Open-Air-Events Begeisterungsstürme unter den rund 800 Besuchern aus.
In einer energiegeladenen Live-Show präsentierte die Band, die bekanntesten Rockklassikern des Düsseldorfers Megastars Marius Müller-Westernhagen ebenso, wie selten gespielte Raritäten. Ihr besonderer Programm-Mix beeindruckte Jung und Alt. Frontmann Timo Werners Stimme sei unglaublich nah am Original, schwärmte ein begeisterter Westernhagen Fan. Und die gut eingespielte professionelle Band habe für ein authentisches Konzertfeeling gesorgt, ergänzte sein Tischnachbar. Mit dem Song „Es geht mir gut“, eine ironische und melancholische Ode auf das Leben ohne Sorgen und Konsequenzen, bildete den Auftakt ihres zweieinhalbstündigen, schweißtreibenden Programms.
Weitere bekannte Gassenhauer wie „Pfefferminz bin ich dein Prinz“, „Es geht mir gut“, „Willenlos“, „Mit 18“, „Weil ich dich liebe“ oder „Johnny Walker“ ließ die Stimmung unter den Gästen ständig steigen. Die Westernhagen Coverband nahmen sie mit auf eine Zeitreise und ließ dabei fast vier Jahrzehnte Musikgeschichte lebendig werden … Ein fantastischer Sänger, eine Rhythmus-Gruppe, die rockt und groovt nebst einem hervorragenden Saxofonisten sorgten für einen satten Westernhagen Sound, der die
Herzen der Westernhagen Fans höher schlagen ließ. Die stürmisch verlangte Zugabe am Ende des Konzerts wurde von der Band zur Freude der begeisterten Gäste mit den beiden Glanznummern „Willenlos“ und „Sexy“ bestens erfüllt.
Positive Bilanz
„Der Wettergott hat bei der elften Auflage von „Kultur auf dem Marktplatz“ bis auf eine kleine Ausnahme mitgespielt“, freute sich Ralf Steinbrenner. Dass die Veranstaltungsreihe wieder sehr guten Zuspruch gefunden hatte, wertete der Bürgermeister als „ein Zeichen, dass der Geschmack des Publikums getroffen wurde“.
„Die einjährige Vorbereitungszeit für das Kultur-Highlight unter freiem Himmel hat sich gelohnt“, freute sich Manuela Greiner. Die Organisatorin zog ein positives Fazit: vom Besuch und vom Unterhaltungswert. Ein Dankeschön sprach sie dem Restaurant/Caterer Stadtgespräch aus, das erstmals den kulinarischen Part der Veranstaltung übernommen hatte und ein abwechslungsreiches, schmackhaftes Essen mit kalten und warmen Speisen anbot. Ein Anziehungspunkt vor und nach den Programmpunkten und gleichzeitig eine Kommunikationsplattform für lockere Gespräche war der Stand von Christian Hirsch Weine. Lobend erwähnte Manuela Greiner auch den Bauhof für die „tatkräftige Unterstützung bei den Auf- und Abbauarbeiten“.
Text und Fotos: Josef Staudinger