Am 7. Juli fand in der Karlsburg der Kreativworkshop „Scherenschnitte erstellen“ unter Leitung von Susanne Krauthauser statt. Ernst Biesalski hat 1964 im Buch „Scherenschnitt und Schattenrisse“ folgende Definition beschrieben: „Es kommt hier auf den Umriss, auf Kleinigkeiten des ganzen Profils an, wie bei kaum einem anderen Bildnisverfahren. Bruchteile eines Millimeters sind entscheidend für eine gelungene Charakteristik.“
Wer also Scherenschnitte schaffen will, braucht ein gutes Auge und natürlich eine ruhige Hand, die genau eine Figur bzw. ein Profil ausschneiden kann. Neun Personen hatten sich für den Workshop gemeldet, überwiegend Frauen.
Bevor jedoch die Scheren in die Hand genommen wurden, gab es eine kleine Führung durch die Ausstellung „Durlach x 100“. Dort konnte man Scherenschnitte einer Durlacher Familie bewundern. Auf der Infotafel stand: „Schattenrisse der Familie Richter, 1830er-Jahre. Auf einem braunen Karton sind sechs schwarz-weiße Silhouetten aufgeklebt. Dabei handelt es sich um drei Männer und drei Frauen der Durlacher Familie Richter. Die Familienmitglieder sind auf Hüfthöhe nach links blickend dargestellt. Das Bildnis kam bereits vor 1938 aus Familienhand in die Museumssammlung.“ Frau Krauthauser wusste viel Wissenswertes aus der Geschichte des Scherenschnittes zu erzählen: „Der älteste geschnittene und datierte Schattenriss Deutschlands ist von 1631 und findet sich im Album Amicorum des Tübinger Studenten Johann David Schäffer. Schwarz als vorherrschende Farbe setzt sich etwa ein Jahrhundert später durch.“
Krauthauser ging auch auf den Begriff „Silhouette“ ein: „Die Bezeichnung Silhouette geht auf den einstigen französischen Finanzminister Étienne de Silhouette (1709-1767) zurück, dem so viel Geiz nachgesagt wurde, dass er sein Haus mit schwarzen Scherenschnitten anstelle von Ölbildern schmücken würde. Silhouetten waren natürlich billiger als Ölgemälde.“
„An die Schere, fertig, los“, hätte es eigentlich danach heißen müssen. Aber so schnell ging es natürlich nicht, denn nach dem historischen Diskurs wurden zuerst Profilbilder der einzelnen Teilnehmer gemacht und danach ausgedruckt. Dann ging jeder an seinen Tisch, an dem sich neben den Scheren auch Bleistifte, Tesa-Roller, Klebstoff und schwarze Papierschablonen befanden. Es wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, aber natürlich musste jeder sein eigenes Bild ausschneiden. Das erforderte von den Teilnehmern viel Konzentration und genaues Arbeiten. Aber am Schluss konnte jeder stolz darauf sein, seinen eigenen Scherenschnitt mit eigenem Konterfei zu präsentieren. „Auf den nächsten Scherenschnitt-Workshop komme ich gerne wieder“, meinte eine Frau aus Durlach.
Info: Für Oktober ist ein weiterer Scherenschnitt-Workshop geplant. (ras)