Die beiden Klavierlehrerinnen der Flötentöne e. V. Steinenbronn gaben vergangenen Samstag im Bürgerhaus Steinenbronn ein vielbeachtetes Konzert. Hanah Sivec-Park, die vor kurzem von hier wegzog, und ihre Nachfolgerin Jeongeun Lee hatten sich zu einem vierhändigen Klaviervortrag zusammengetan. Damit kamen sozusagen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zur Geltung. Gegeben wurde Musik der Romantik, ganz besondere Leckerbissen, Meisterwerke der Klavierliteratur. Die Musikerinnen hatten von Franz Schubert gleich zwei Werke im Gepäck und auch den Kompositionslehrer von Tschaikowski, Anton Arenski. Das vierhändige Klavierspiel gehörte zu Schuberts Zeiten wesentlich zu einer Schubertiade, der zwanglosen, privaten Zusammenkunft von Schubert und seinen Freunden, bei dem hauptsächlich seine Werke im Mittelpunkt standen, aber auch andere Darbietungen zu erleben waren.
Eröffnet haben die beiden Künstlerinnen mit Schuberts F-Moll-Fantasie (D 940), jenem bedeutenden Werk aus seinem letzten Lebensjahr 1828. Ganz charakteristisch das Hauptthema mit dem seufzenden Oktav-Vorschlagsbeginn. Fortgesetzt von der lyrischen Melodie in punktiertem Rhythmus, die schließlich von traurigen und düsteren Gedanken überschattet wird, aber auch immer wieder sich ins Helle, zuversichtlich scheinende Dur wandelt. Um schließlich aber doch wieder im dunklen Moll zu enden. In der Musik breitet sich die Geschichte einer unerfüllten Liebesbeziehung aus, die Schubert zu einer seiner Schülerinnen hatte. Aber sie war von Adel und daher für beide eine unstandesgemäße Liaison; so wandelte der Komponist seine Sehnsüchte, heiße Leidenschaft und das schmachtende Verlangen in klingende Töne um. Sehr einfühlsam von Sivec-Park und Lee interpretiert.
Fast übergangslos schloss sich das zweite Schubert-Stück an: das große A-Moll-Allegro (D 947), das auch unter dem Titel „Lebensstürme“ firmiert. Von Schuberts Notenverleger nach seinem Tode 1828 aus verkaufstechnischen Gründen, wohl auch wegen des Gefühlsinhalts und der Ausdruckskraft der Musik, so betitelt. Es ist ein monumentaler Sonatensatz für vierhändiges Klavier, das stürmisch, fast grimmig beginnt und quasi durch das Leben stürmt. Im Seitenthema mit jenen für Schubert charakteristischen harmonischen Rückungen, die seine Zuhörer immer wieder in eine andere Welt entrückte und heute immer noch entrückt. Sivec-Park und Lee versetzten die Zuhörer in eine fast unwirklich scheinende Welt von Tönen.
Nach einer kleinen Umbaupause, in der die Künstlerinnen ihre Plätze tauschten, folgte Anton Arenskis op. 15, Nr. 2, „Silhouettes“ (1892), das Werk des Moskauer Kompositionslehrers, der auch Rimski-Korsakow und Tschaikowski die rechten Tastentöne beibrachte. Arenskis Musik strahlt und überzeugt durch seine Vielgestaltigkeit und genreübergreifende Stilistik. Neben strengen Kompositionsformen stehen fast schon spielerisch leichte, an Salonmusik erinnernde Sätze. Doch Arenski braucht den Vergleich mit anderen Komponisten nicht zu scheuen; sie steht gleichberechtigt neben Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann und Johannes Brahms. Arenskis Klaviermusik ist ein unbestrittenes Meisterwerk, schwungvoll mit viel Elan, melodischer Erfindungskraft und feinsinnigem Humor.
Und so wurden die beiden Künstlerinnen vom voll besetzten Bürgersaal mit rauschendem und herzlichem Beifall bedacht. Sie bedankten sich mit einer kleinen Klavierpetitesse von Tschaikowski. Eine nette Geste: statt dicker Blumensträuße durften anwesende Kinder jedes eine Rose den gefeierten Künstlerinnen in die Hand drücken.