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Gegen Vermüllung und Verschwendung

Zwei Jahre Durlacher Kaffee-to-Go-Becher

Zwei Jahre gibt es den Durlacher Kaffee-to-Go-Becher inzwischen schon. Doch wie kam es überhaupt zu der Idee?
Im „Durlacher Selbst e. V.“ hat sich vor allem Anja Bormeth, unterstützt von Roland Laue, um die Einführung des Durlacher Bechers gekümmert.
Im „Durlacher Selbst e. V.“ hat sich vor allem Anja Bormeth, unterstützt von Roland Laue, um die Einführung des Durlacher Bechers gekümmert.Foto: rist

Inhalt: 375 Milliliter. Höhe: 210 Millimeter. Durchmesser: 74 Millimeter. Material: Edelstahl. Form: sanft geschwungen. Farben: schwarz-weiß. Design: Unverwechselbar! Denn der Becher für den Kaffee unterwegs, von dem hier die Rede ist, trägt die Silhouette von Durlach.

Seit März 2023 gibt es ihn, dass er geschaffen wurde, hat seinen Ursprung im Paragrafen 33 vom „Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die hochwertige Verwertung von Verpackungen (Verpackungsgesetz - VerpackG)“. Er beinhaltet die Vorschriften zu „Mehrwegalternativen für Einwegkunststofflebensmittelverpackungen und Einweggetränkebecher“ und trat am 1. Januar 2023 in Kraft.

Verpackungsgesetz

Gastronomie-Betriebe einer bestimmten Größe, wie etwa das Café Kehrle in Durlach, sind im VerpackG aufgefordert, ihre Konzepte für die Verpackung von Waren im Unterwegs-, Vor-Ort- oder Liefer-Verzehr anzupassen. Auch Roswitha Kehrle, Seniorchefin im Café, dachte darüber nach. Der § 33 VerpackG regelt im Kern, wie entsprechende Speisen und Getränke, die im Betrieb verpackt und an die Endkundschaft abgegeben werden, angeboten werden müssen. Im Gesetz sind diese „Letztvertreiber von Einwegkunststofflebensmittelverpackungen und von Einweggetränkebechern, die jeweils erst beim Letztvertreiber mit Waren befüllt werden“ angesprochen.

Wiederverwendbar

Wer nämlich ein Lebensmittel in einer solchen Kunststoff-Einweg-, also Wegwerf-, Verpackung anbietet, muss zur gleichen Zeit und zu einem höchstens gleichhohen Preis auch Mehrwegverpackungen, also wiederverwendbare Gefäße, anbieten. Der „Letztvertreiber“ muss auch bereit sein, von der Kundschaft mitgebrachte Behälter zu füllen und die eigenen Mehrwegverpackungen zurückzunehmen. Dies könne in einem Pfandsystem geschehen.

„Warum machen wir nicht einen schönen Becher für Durlach“, fragte sich Roswitha Kehrle. Vorgestellt habe sie sich damals ein einfaches Becherchen, erinnert sie sich. Sie trug ihre Idee Ortsvorsteherin Alexandra Ries vor, die die Idee gut fand. Sie bat Roland Laue, den 1. Vorsitzenden von „Durlacher Selbst e. V.“, und Anja Bormeth, die ebenfalls im Verein aktiv ist, um Unterstützung.

Typisch für Durlach

Das war im Spätherbst 2022. „Ich habe eine Zeitlang viele verschiedene Becher auf meinem Schreibtisch stehen gehabt“, berichtet Anja Bormeth. Die habe sie dann gründlich getestet. „Der Becher sollte absolut dicht sein, lange warm halten, in die Halterung im Auto passen und spülmaschinengeeignet sein“, führt sie aus. „Da gab es keine so große Auswahl.“ Das Design sollte typisch für Durlach sein, den „Durlacher Engel“ tragen und auf „#DuFürDurlach“ hinweisen. „#DuFürDurlach“ war während der Covid-19-Pandemie alsGemeinschaftsaktion von „Durlacher.de“ und „DurlacherLeben e. V.“ entstanden. Als „Durlacher Engel“ wird in Durlach der Schildhalter-Engel, der das Durlacher Wappen, in Gold oder Gelb mit rotem Schrägbalken, zeigt.

Durlacher Silhouette

Den Entwurf legte Christine Gustai vom Online-Portal „Durlacher.de“ druckfertig vor. "Für das Design habe ich unsere Silhouette von Durlacher.de zur Verfügung gestellt" erläutert sie, „Das von Durlacher Selbst e. V. ausgewählte Modell wurde dann entsprechend bedruckt. Für den guten Zweck haben wir dies als Online-Portal für Durlach gerne gemacht und so uns ins Durlacher Netzwerk eingebracht."

Anja Bormeth beauftragte Drucke in verschiedenen Farben. Das Team sei sich jedoch sehr schnell einig gewesen, dass im Schwarz-Weiß-Design die Grafik am besten zum Tragen käme.

500 Stück wurden in der ersten Runde bedruckt, inzwischen sind 250 nachbestellt worden. 18 Euro kostet der Becher im Verkauf. Ein bestimmter Anteil, den er nicht verraten will, komme der Kinder- und Jugendarbeit in Durlach zugute, sagt Roland Laue. Gerade dort habe es eine gewisse Vorbildfunktion, einen Beitrag zur Müllvermeidung zu leisten. Er könne sich auch gut vorstellen, dass die Gastronomen sich auf ein gemeinsames Rücknahmesystem einigen könnten.

Passt für vieles

Die Firmen Café Kehrle, Cielo, HubRäumle, Il Cesto, Kranz, La Scala, MoccaSin, Obst und Gemüse Beate Weiler und Schlossgarten Café / Thüringer Häusle haben, wie Anja Bormeth erklärt, den Becher damals in Sortiment genommen. "Man kann ja nicht nur Kaffee reintun", schwärmt sie. „Man kann ihn auch als Geschenkverpackung für Socken, einen schönen Schal, ein Teepäckchen oder Ostereier auch aus Durlacher Läden verwenden.“ Und er sei eine schöne Erinnerung an Durlach für die, die hier nicht mehr wohnen.

Noch immer ist ihr die Begeisterung für das Produkt anzumerken: Es passe mehr rein als in einen Pappbecher. Man könne ihn, auch bereits zu Hause befüllt, überallhin mitnehmen. Es würde damit für Durlach geworben, etwa auch auf dem Weihnachtsmarkt, gefüllt mit Glühwein, mit dem Aufkleber „Durlach glüht“. „Der Becher ist ein guter Beitrag, um die Umwelt zu schonen“, so Anja Bormeth, „und er ist ein gutes Zeichen für gegenseitige Unterstützung und ein gutes gesellschaftliches Miteinander in Durlach.“

Verpackungssteuer …

Roswitha Kehrle präsentiert die Becher in einem Wandregal neben der Eingangstür. Sie habe schon viele, mit der kostenlosen Erstbefüllung, verkauft und schon viele wieder nachgefüllt, sagt sie. "Inzwischen gibt es ja das Urteil zur Steuer auf Einweggeschirr", so Roswitha Kehrle weiter. "Es könnte sein, dass sich dadurch bei den Verpackungen wieder etwas ändert.“

Denn am 22. Januar 2025 hat der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts eine Verfassungsbeschwerde gegen die Satzung der Universitätsstadt Tübingen über die Erhebung einer Verpackungssteuer (Verpackungssteuersatzung) zurückgewiesen. Die Konsequenz: Gemeinden dürfen nun eine Verpackungssteuer auf Einweg-Verpackungen und -Bestecke bei Speisen und Getränken für den unmittelbaren Verzehr an Ort und Stelle oder für unterwegs erheben. „Der mit der Verpackungssteuersatzung bezweckte Anreiz zur Verwendung von Mehrwegsystemen widerspricht auch keiner seit ihrem Inkrafttreten maßgeblichen Konzeption des bundesrechtlichen Abfallrechts“, kommentiert das Bundesverfassungsgericht.

… einführen?

Eine solche Verpackungssteuer gibt es seit dem 1. Januar 2022 in Tübingen. Viele Gemeinden denken nun, wie den Medien zu entnehmen ist, darüber nach, eine solche Steuer einzuführen.

Und die Stadt Karlsruhe? Die wird, so lässt das Presse- und Informationsamt auf Anfrage vom Wochenjournal Durlach wissen, „die Thematik rund um die Verpackungssteuer, vermutlich wie viele Städte in der Bundesrepublik Deutschland, nunmehr wieder aufgreifen und innerhalb der Verwaltung in Zusammenarbeit aller beteiligten Dienststellen und Dezernate eine gemeinderätliche Diskussionsgrundlage erarbeiten.“ Wann das sein könnte, teilt das Amt nicht mit. (rist)

Info

Verkaufsstellen für den Durlacher Becher derzeit: Café Kehrle, Cielo, Hubräumle, Il Cesto, La Scala, Obst und Gemüse Beate Weiler

Erscheinung
Wochenjournal Durlach
NUSSBAUM+
Ausgabe 07/2025

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Karlsruhe
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14.02.2025
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