Liebe Leserinnen und Leser, endlich habe ich es mal wieder ins Kino geschafft und landete in der bunten Komödie „Zweigstelle“ von Julius Grimm, die letzte Woche in die Kinos kam. Resis Freund ist an Krebs gestorben. Nun ist sie zusammen mit ihren Freunden Sophie, Phillip und Mel auf dem Weg in die Alpen, um dort seine Asche zu verstreuen. Und dann: Bumm! Ein Laster, ein Unfall – und schon finden sich die vier jungen Leute in einer denkbar skurrilen Situation wieder. Sie sind in einem Amtszimmer der bayerischen Jenseits-Behörde.
Zwei Beamtinnen stehen mit steifem Lächeln vor ihnen. „Herzlich willkommen in der Zweigstelle Süddeutschland III/2.“ In dieser Komödie ist der Tod eine Behörde. Genauer eine bayerische Behörde voller Amtsschimmel, ellenlanger Kaffeepausen und Einbauschränken. Der Bürokratismus kennt auch im Jenseits keine Grenzen. Und ja: Die Aufgabe der Behörde ist gewaltig. Und immer die richtige Abteilung zu finden nicht leicht. Es gibt für jede Glaubensrichtung eine passende Fachabteilung bezüglich der Weiterleitung der Seelen.
Klingt erstmal skurril – aber schließlich sind wir im Jahr 2025 und entsprechend sieht die Glaubenssituation der kleinen Vierer-Gruppe aus. „Sehe ich das richtig, dass Sie vor zwei Jahren aus der Kirche ausgetreten sind? - Ja, wegen der Missbrauchsfälle. - Wegen der. - Wegen was? - Und Sie? - Also ich habe an nichts geglaubt, ich muss ins Nichts. - Das sieht ja furchtbar aus! - Das ist das Nichts.“
So leicht die Komödie auch wirkt, hat sie doch einen ernsten Kern. Wie sieht es denn aus mit den letzten Fragen, wenn die Menschen mit Religion keinen Vertrag mehr haben? Die Zahl derer steigt, die entweder nicht mehr glauben oder noch nie geglaubt haben. Und dann? Geht es ins Nichts? Oder wohin sonst?
Nicht wenige Menschen verdrängen solche Fragen einfach. Anderen fehlt nichts, wenn sie Gott und den Glauben nicht als sinnstiftende Größe in ihrem Leben haben.
In einer Welt von staatlicher Daseinsfürsorge, umfassender Freizeitindustrien, vielfältiger Beschäftigungsmöglichkeiten und Versicherungen ist der Glaube im Alltag immer weniger präsent. Ob jemand an einen Gott glaubt oder nicht – was bedeutet das schon? In Sachen Werden und Vergehen, Geburt und Tod bricht die Gottesfrage aber immer wieder durch die Oberfläche. Dann meist ebenso erschreckend wie unangenehm. Es lohnt also, sich damit auseinanderzusetzen, wenn nicht gerade Krise angesagt ist. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Ist da wer? Und wenn ja: Wie ist er so – oder sie? Und was bedeutet das für das eigene Leben. Nicht nur in ferner Zukunft. Ihr Pfarrer Ronny Baier