Als am 17. Mai die ersten Klänge von Claude Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“ – in einer feinfühligen Bearbeitung des Messiaen Quartet Copenhagen selbst – im ausverkauften Klösterle erklangen, war klar: Hier stehen außergewöhnliche Musiker auf der Bühne, deren Ensembleklang sich durch höchste Transparenz, Wärme und interpretatorische Tiefe auszeichnete. Der Saal lauschte gebannt, wie das Quartett aus Dänemark die impressionistischen Farbverläufe dieses Schlüsselwerks mit schwebender Leichtigkeit entfaltete.
Es folgte Maurice Ravels Klaviertrio, ein Werk, das an sich schon eine Herausforderung für jedes Ensemble darstellt. Doch was das Publikum an diesem Abend zu hören bekam, war weit mehr als technische Meisterschaft. Besonders im zweiten Satz, dem rhythmisch vertrackten „Pantoum“, beeindruckten Kristoffer Hyldig (Klavier), Malin William-Olsson (Violine) und Cansın Kara (Violoncello) mit Präzision, Spielfreude und makelloser Abstimmung. Die Balance zwischen glasklarem Klavierspiel und farbenreichen Streicherlinien wurde zum Ereignis.
Nach der Pause dann der Moment, auf den viele gewartet hatten: Erstmals erklang in Weil der Stadt Olivier Messiaens monumentales „Quatuor pour la fin du temps“ – ein Werk, das 1941 in Kriegsgefangenschaft entstand und bis heute zu den existenziellsten Kompositionen der Musikgeschichte zählt. Schon die ersten Töne der Klarinette schwebten mit fast überirdischer Leichtigkeit durch den Raum und im dritten Satz offenbarte Viktor Wennesz mit brillanter Ausdruckskraft die ganze dynamische Bandbreite seines Instruments. Der Klavierpart, der zu den komplexesten der Kammermusikliteratur zählt, wurde von Kristoffer Hyldig mit großer Souveränität gemeistert – eine beeindruckende Leistung, die das Publikum sichtlich bewegte.
Hyldig und Malin William-Olsson führten charmant und nahbar durch den Abend und gaben Einblicke in die Entstehung und Struktur des Werks. Dass sie dabei auch die Herzen der Zuhörer gewannen, war spätestens bei den stehenden Ovationen nach dem letzten Ton offensichtlich. Mit ihrem tiefgründigen Zugang zur Musik, beeindruckender Klangkultur und nicht zuletzt ihrer Herzlichkeit hinterließ das Quartett einen bleibenden Eindruck.
Wie in inzwischen gute Tradition, klang der Abend bei Wein und Käse aus. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit zum Gespräch mit den Musikern, die trotz ihres engen Zeitplans ihrerseits den persönlichen Austausch suchten – ein weiterer Beweis für die besondere Nähe zwischen Bühne und Publikum, die Klassik im Klösterle seit Jahren prägt.
Drei Tage Musik, Begegnung und sommerliche Atmosphäre
Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr lädt Klassik im Klösterle vom 18. bis 20. Juli 2025 zur zweiten Festival Edition ein. An drei aufeinanderfolgenden Abenden verwandelt sich das Klösterle erneut in einen Ort musikalischer Entdeckungen, leidenschaftlicher Interpretationen und inspirierender Begegnungen.
Pianistin Yuri Maeda aus Japan gibt am Freitag, 18. Juli, das festliche Eröffnungskonzert. Am Samstag, 19. Juli, folgt ein Sommernachtskonzert mit hochkarätig besetztem Ensemble: Elena Graf (Violine), Kumiko Kasugai (Violine), Stefan Fehlandt (Viola), Emanuel Graf (Violoncello) und Moritz Winkelmann (Klavier) gestalten gemeinsam einen Kammermusikabend auf höchstem Niveau.
Im Anschluss daran wird die Bühne zur Open Stage. Professionelle Musiker wie ambitionierte Amateure können sich im Vorfeld per E-Mail an moritzwinkelmann@klassikimkloesterle.de anmelden und nach Absprache mit dem künstlerischen Leiter Moritz Winkelmann gemeinsam eine Kammermusik-Jam-Session gestalten. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt und so verspricht dieser Abend nicht nur musikalisch, sondern auch atmosphärisch ein Höhepunkt des Festivals zu werden.
Den krönenden Abschluss gestalten am Sonntag, 20. Juli, die Brüder Lionel und Demian Martin, deren mitreißendes Zusammenspiel und interpretatorische Tiefe bereits bei internationalen Festivals für Begeisterung sorgten. Tickets für alle Konzerte gibt es online unter www.klassikimkloesterle.de sowie in der Stadt- & Tourist-Info am Marktplatz.