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Zweiter Spaziergang durch die Kusterdinger Geschichte

Aussichtsturm mit Eintritt! Und zur guten Orientierung sind über den rundumlaufenden Fenstern die aus den jeweiligen Fenstern zu sehenden Berge und Hügel...
Foto: D. Pressl

Aussichtsturm mit Eintritt! Und zur guten Orientierung sind über den rundumlaufenden Fenstern die aus den jeweiligen Fenstern zu sehenden Berge und Hügel aufgemalt und benannt.

Das könnten wir heute auch noch bestaunen, wenn unser Wasserturm noch begehbar wäre, wie dies 1956 zur und nach der Eröffnung möglich war. Auch eine Wirtschaft war zu Beginn im oberen Teil eingerichtet worden, die jedoch aus verschiedenen Gründen bald geschlossen werden musste. 25 Meter hoch ist unser Kusterdinger Wahrzeichen, dessen Erbauung damals notwendig war, um die Wasserversorgung in dem wachsenden Ort zu gewährleisten.

An diesem Wasserturm begann der 2. Kusterdinger Spaziergang mit Manuel Mozer, unserem ehemaligen Gemeindearchivar und jetzigen Referendar für den höheren Archivdienst beim Landesarchiv. Bei wundervollem Wetter startete eine Gruppe von 40 Interessierten durch Kusterdingen zu ausgesuchten Stationen.

Als Nächstes erfuhren wir, dass das Schulgelände schon von seinem Ursprung her auf Zuwachs angelegt war, dank der Weitsicht des damaligen Bürgermeisters Kindler. 1965 wurde zusammen mit der Gründung der Hauptschule eine Turn- und Festhalle sowie ein Lernschwimmbecken eröffnet. Die Erweiterungen, die dann ab 1981 nach und nach erfolgten, führten schließlich dazu, dass sich heute die Grundschule und das Gymnasium vor Ort finden.

Eine Schule gab es in unserem Ort allerdings schon im 17. Jahrhundert, wie der konservierte Sandsteinbogen auf dem Schulgelände zeigt. Dieser ist aus dem ersten, schriftlich nachweisbaren Schulhaus in Kusterdingen, das in der Hindenburg Str. 40 stand und Johann Georg Friesch gehörte, der in den Jahren 1660-1668 als Schulmeister tätig war. Friesch stand in der Linie seiner Vorgänger. Schulmeister sind bereits seit 1559 in Kusterdingen nachgewiesen.

Kindergärten gab es dagegen erst seit 1927. Eine Einrichtung, die durch die Tochter des damaligen Ortspfarrers Emil Martin initiiert wurde.

Vorbei ging es danach am ältesten Spielplatz in Kusterdingen, der 1972 durch die Frottierweberei Martin Heusel gestiftet wurde und auch heute noch, nach einigen neuen Generationen von Spielgeräten, viel genutzt wird. Interessant ist, dass dieser Bereich, Spielplatz und angrenzender heutiger Festplatz, immer ein „Platz“ war. Seit 1840 hatten die Kusterdinger das Recht, einen ordentlichen Markt in Form eines Vieh- und Krämermarkt abzuhalten. Bis 1968 fanden Ende Februar und Anfang Juli jährlich zwei Viehmärkte statt.

Ein Stopp an unserer Kirche darf nicht fehlen, zumal eine solche bereits Mitte des 12. Jahrhunderts nachweisbar ist. Schon damals stand der untere Teil des heutigen Kirchturms. Im Jahr 1458 entstand das markante Turmdach und zwischen 1506 und 1513 der Bau des Kirchenschiffs. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden überstand unsere Kirche den Bauernkrieg, den 30-jährigen Krieg und die beiden Weltkriege.

Der Spaziergang führte gegen Ende an unserem „Alten Schulhaus“ vorbei, in dem heute unter anderem die Gemeindebücherei beheimatet ist. Während Johann Georg Friesch noch die Kinder in seiner Stube unterrichtete, machte die 1722 verschärfte Schulpflicht den Bau eines eigenen Schulhauses notwendig. Aufgrund der wachsenden Bevölkerung wurde ab 1838 ein weiteres Stockwerk ergänzt. Das alles reichte jedoch nicht lange aus. An der Stelle, an der heute das „Neue Rathaus“ steht, wurde 1888 bereits ein größeres Schulhaus erbaut, das wiederum 1909 um das Doppelte vergrößert werden musste. 1944 brannte dies Gebäude jedoch vollständig ab. Der nach dem Krieg rasch erbaute Nachfolgebau konnte jedoch die wachsende Schülerschar nicht lange beherbergen und wieder war ein Neubau notwendig. Das ab 1982 als Rathaus genutzte Gebäude wird ergänzt durch das jetzt „Alte Feuerwehrhaus“ und das 1983 eingeweihte „Haus der Vereine“, die Ölmühle, das durch den Liederkranz und den Musikverein genutzt wird.

Unsere Verwaltung hat auch wieder das „Alte Rathaus“ in Beschlag genommen. Dieses wurde bereits 1770 erbaut und umfasste neben der damaligen Verwaltung auch den Fruchtkasten für Saatgut, Zucker und Salz sowie einen Arrestraum und die Geräte der Feuerwehr. In der Tübinger Straße endete auch diesmal unser Spaziergang beim „Bürger- und Kulturhaus am Klosterhof“ sowie dem „Albvereinshäusle“ des Schwäbischen Albvereins.

Viel Neues haben wir auf diesem Spaziergang erfahren und altes Wissen aufgefrischt. Vielen Dank an Manuel Mozer, der wiederum gut gelaunt und kurzweilig einen Teil der Geschichte unseres Dorfes vermittelte. Auch Dank an die Teilnehmenden, die aus dem eigenen Erfahrungsschatz die Ausführungen ergänzten und dadurch ebenfalls dazu beitrugen, diese Veranstaltung zu einem Erlebnis zu machen.

Wasserturm
Wasserturm.Foto: D. Pressl
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Der Gemeindebote Kusterdingen
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Ausgabe 21/2025
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