Zwischen alltäglichem Lernen, Hausaufgaben und Prüfungen können eine Menge Probleme entstehen. Oft genug können schon geringe Veränderungen des Verhaltens, Merkregeln und ähnliche „Life-Hacks“ viel Gutes bewirken und so auch eine Nachhilfe eventuell nochmals signifikant unterstützen. Was gute Nachhilfe ausmacht, lesen Sie hier.
Vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern fällt es manchen Schülern sehr schwer, einen Sinn hinter dem Pauken von Formeln und Co. zu sehen, der über den reinen Selbstzweck hinausgeht. Natürlich kann man versuchen, zu erklären, dass nichts, was in der Schule gelehrt wird, „überflüssig“ ist. Weitaus wirkungsvoller ist es jedoch, beim Lernen solcher Themen auf die Belohnungsmethode zu setzen. Das können einzelne(!) Gummibärchen für jede durchgelesene Buchseite sein oder Extra-Spielzeit pro erledigter Aufgabe. Wichtig ist nur, dass es gut erreichbare Etappenziele sind, welche dem Kind, das ansonsten keinen Sinn hinter dem Lerninhalt sieht, einen „Ersatz-Sinn“ vermitteln.
Viele Kinder leiden, obwohl sie eigentlich gut vorbereitet sind, unter Prüfungsangst. Sie zu vermindern, beginnt schon zuhause, indem kein unnötiger elterlicher Druck aufgebaut wird („Wenn das nicht mindestens eine zwei gibt…“). Doch wenn das Kind während der Klassenarbeit alleine ist, muss es sich selbst aus dem Spektrum der Angstvermeidungstricks helfen. Immer wieder bewährt hat es sich dabei, die bei Prüfungsangst sehr häufig eintretende Schnappatmung damit zu bekämpfen, indem man sich etwas Schönes vorstellt (das beruhigt das Gehirn für einen Moment durch Ablenkung) und dabei gleichzeitig so tief wie möglich zu atmen. Das reichert das Blut nicht nur mit leistungsförderndem Sauerstoff an, sondern hilft auch dabei, den Schnappatmungs-Reflex zu durchbrechen. Kommt er nach einigen Minuten zurück, einfach wiederholen.
Unser Gehirn hat eine faszinierende Fähigkeit: Es kann unglaublich gut Geschmäcker mit etwas zeitgleich Erlebtem verbinden. Das liegt daran, dass auch bei solchen Genüssen eine sehr komplexe Verarbeitungslinie besteht, die nicht minder „gut speichert“ wie ein Bild oder eine Formel. Genau das kann ein starker Helfer sein. Dazu muss das Kind beim Lernen etwas mit einem sehr prägnanten Geschmack konsumieren – ein Eukalyptus-Bonbon oder einen Zimt-Kaugummi. Wird nun bei einer Klassenarbeit genau dieses Wissen abgefragt, kann es leichter abgerufen werden, wenn dazu der gleiche Geschmack verwendet wird – das Gehirn schafft eine Erinnerungs-Verbindung zwischen beiden Situationen. Es ist also notwendig, Bonbon oder Kaugummi dann im Mund zu haben. Allerdings: Dieser Trick funktioniert umso besser, je spezifischer er sich auf ein Unterthema fokussiert. Das heißt, den Lerninhalt einer ganzen Mathearbeit kann man damit zwar nicht abrufen, aber zumindest einzelne Passagen.
Wir lernen mit unseren Sinnen - mehr über verschiedene Lerntypen auch hier.
Vokabeln sind für viele Kinder ein Graus. Trocken zu lernen und ohne lebhaftes Beispiel kaum abzurufen. Doch auch hierbei hilft ein bewährter Trick. Dabei verknüpft man solche Wörter, die man sich besonders schwer merken kann, mit einem ähnlich klingenden Wort aus der deutschen Sprache. Um das an zwei Beispielen zu demonstrieren:
Angenehmer Nebeneffekt: Beim gemeinsamen Finden von ähnlich klingenden Wörtern beschäftigt man sich automatisch mehr mit der Vokabel und kann sie schon deshalb besser verinnerlichen.
Kreatives Schreiben gehört in vielen Deutschstunden zum Stundenplan. Zur Grundbedingung gehört es, dass dabei die Themenvorgabe häufig unglaublich frei ist – „schreibe eine spannende Geschichte, die im Mittelalter spielt“. Viele Kinder und ihre Eltern tun sich dann sehr schwer damit, eine Geschichte zu erfinden – und das nicht nur, weil es an dem notwendigen aber komplexen Mittelalter-Wissen mangelt. Dabei ist die Sache sogar verhältnismäßig leicht: Jedes Kind kennt bereits Lieblingsgeschichten. Sei es Harry Potter, Bär Paddington oder die Heldinnen aus „Die Eiskönigin“. Damit hat es schon mal seine Charaktere und einen Ausgangspunkt. Für die Hausaufgabe knüpft es nun einfach daran an – Paddington legt sich nach einem ausgedehnten Orangenmarmelade-Menü auf die Couch, schläft ein und erwacht in einer mittelalterlichen Burg – wo bekommt er nun seine geliebte Marmelade her? Wie erklärt er seinen Hut und entflieht denen, die aus ihm eine Decke machen wollen? Indem ein Kind einfach seine Helden zum Ausgangs- und Mittelpunkt der Geschichte macht, kann es diese viel leichter erzählen und hat gleich ein Grundgerüst.
Frei vor der Klasse stehen und ein Referat in einer fremden Sprache halten – das ist selbst für ansonsten sehr sichere Kinder ein großes Problem, weil hier drei Punkte zusammenkommen:
Abhilfe funktioniert nur, indem das Kind alle drei Aspekte im Vorfeld sooft wie möglich durchexerziert. Das geht, indem es sich immer wieder vor den Spiegel stellt und sich selbst das Referat vorträgt. Es ist sein eigener Zuschauer, muss keine Angst vor Hänseleien haben und kann sich sooft wie nötig selbst korrigieren. Das gibt nicht nur die zwingend notwendige Sicherheit mit dem eigenen Werk, sondern hilft auch, sich beim Live-Durchgang einen Ausweg zu suchen: Wenn dann Ängste aufkommen, einfach auf den Text, statt die Zuhörer fokussieren und sich vorstellen, man stünde wieder vor dem Spiegel – da man das wesentlich häufiger gemacht hat, als vor der Klasse, kann das Gehirn sich sehr gut zurückversetzen.
Einmal mehr sind Vokabeln das große Problem. Vor allem in den ersten Schuljahren, in denen eine Fremdsprache gelehrt wird. Für das Lernen hat die Einfachheit dieser ersten Wörter allerdings einen immensen Vorteil: Es sind keine abstrakten Dinge, sondern beinahe immer Gegenstände aus dem Umfeld eines Schülers. Pencil, Ruler, Cartable, Calceus. Und um solche Vokabeln zu verinnerlichen, hilft es, sie beim Lernen nicht nur vor sich zu erblicken, sondern direkt anzufassen und zu benennen. Ergo, soll das englische Wort für Tinte erlernt werden, ergreift man eine Füller-Patrone und sagt laut „Ink“ vor. Kombiniert man das noch mit Trick 5 (etwa: Tinte stINKt) wird das Lernen nahezu wasserdicht.
Nein, dieser Punkt will nicht zum Spicken animieren. Doch um Lernziele zu definieren, gehört es auch dazu, die möglichen Materialien zu eruieren und zu nutzen. Und dabei kann der Spickzettel durchaus helfen. Denn: Er zwingt einen Schüler dazu, aus einer großen Menge an Wissen die elementar wichtigsten Punkte herauszufiltern – alles lässt sich ja schließlich nicht auf einen Spicker schreiben, weil er sonst viel zu groß würde. Das bedeutet, um jene Primärpunkte zu finden, ist es unabdingbar, sich eingehend mit den Lerninhalten zu befassen. Die Aufgabe fürs Lernen sollte also lauten: Schreibe einen Spickzettel. Dadurch, dass man sich nun so umfassend mit den Themen auseinandersetzen muss, werden sie automatisch und abgekoppelt vom reinen Lernen verinnerlicht. Selbst wenn der Spicker natürlich zuhause bleibt, hat das Kind trotzdem das, was es sich dafür notiert hat, abgespeichert.
Tipp: Gerade wegen der konzentrierten Informationsmenge funktioniert hier der oben genannte Geschmacks-Trick besonders gut.