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Das Hornberger Schießen: großes Getöse, wenig Erfolg

Wie die Menschen im Schwarzwald-Städtchen Hornberg durch Übereifer eine Redewendung kreierten, erläutern wir in der Serie "Unnützes Heimat-Wissen".
Der Historische Verein Hornberg stellt auch heute noch das Hornberger Schießen nach.
Der Historische Verein Hornberg stellt auch heute noch das Hornberger Schießen nach.Foto: Historischer Verein Hornberg

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„Da ging's aus, wie's Schießen zu Hornberg, und mußten abziehen mit langer Nase …“ Das lässt ein gewisser Friedrich Schiller 1781 seinen Schurken Spiegelberg im Drama „Die Räuber“ sagen. Und auch heute hört und liest man noch ab zu die Redewendung „das ging aus wie das Hornberger Schießen“, die besagt, dass etwas ohne Ergebnis verläuft, obwohl es vorher mit viel Getöse angekündigt wurde.

Die Stadt Hornberg um 1643, dargestellt in einem Stich von Matthäus Merian.
Die Stadt Hornberg um 1643, dargestellt in einem Stich von Matthäus Merian.Foto: Wikipedia/gemeinfrei

Das Hornberg, von dem die Rede ist, liegt im Schwarzwald und hier hat auch die Legende ihren Ursprung, die dem Sprichwort zugrunde liegt. Für den Ursprung gibt einige Erklärungen, in Hornberg selbst erzählt man diese:
Im Jahre 1564 hatte sich einmal Christoph, Herzog von Württemberg, mit großem Gefolge in dem Schwarzwaldstädtchen angekündigt. Die Bürger waren natürlich in heller Aufregung und wollten dem Regenten einen würdigen Empfang bereiten. Die Kanonen wurden geputzt, die Festtagsgewänder angelegt, das beste Bier aus dem Keller geholt und oben auf dem Burgturm ein Posten platziert, der den Kanonieren rechtzeitig Bescheid geben sollte, dass sie dem Herzog mit Salutschüssen begrüßen konnten. Als das Adlerauge des Postens eine Staubwolke in der Ferne erspähte, gab er Signal – großer Jubel und vielfacher Kanonendonner folgten. Doch ach, es war nur die Postkutsche.

Bis das Pulver verschossen war

Dasselbe Spiel folgte dann noch einmal mit einem fahrenden Händler und auch eine Rinderherde wurde von den Hornbergern, die inzwischen schon durstig von der Hitze und dem vielen Jubeln waren, mit Böllerschüssen begrüßt. Und als dann endlich der Württemberger mit seiner Delegation das Tor passierte, war das Unvermeidliche geschehen: Das Pulver war verschossen, keine Böller übrig. Als dann noch einige Hornberger, die wohl schon vom Festbier genascht hatten, auch noch versuchten, die Situation zu entschärfen, indem sie durch Brüllen den Kanonendonner - Piff-Paff - imitierten, fühlte der Herzog sich wohl - zu Recht - etwas verschaukelt. Am Ende feierten dann aber doch alle zusammen und die Redewendung ging in die (Sprach-)Geschichte ein.

Und heute ...

Noch heute führt die Freilichtbühne Hornberg die Geschichte vom missglückten Empfang des Herzogs alljährlich sechsmal mit Laienschauspielern in farbenprächtigen Kostümen auf. Nachtwächter Lauble sorgt durch mehrfachen falschen Alarm dafür, dass die Pulverkisten viel zu früh leer sind und beim Publikum kein Auge trocken bleibt.

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von Redaktion NUSSBAUMJohannes Rehorst
29.05.2024
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