Am Markt in Heilbronn steht ein gotisches Steinhaus aus dem 14. Jahrhundert mit markantem Erker: das berühmte „Käthchenhaus“. Den Namen bekam das Haus erst im 19. Jahrhundert durch das damals angesehene Schauspiel „Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe“ von Heinrich von Kleist. Das Stück erzählt von einer schicksalhaften Liebesgeschichte, die als eine der bekanntesten Romanzen des 19. Jahrhunderts gilt.
Das Käthchen wächst als sittsame Tochter des Waffenschmieds von Heilbronn auf. Eines Nachts träumt sie von einem heldenhaften Ritter, der um ihre Hand anhält, doch kurz bevor sie sich das Ja-Wort geben, wacht das Käthchen auf.
Zeitgleich dazu erscheint dem Grafen von Wetter in seinen Fieberträumen ein Engel, der ihn in die Kammer eines schönen Mädchens führt und verkündet, dass dies seine zukünftige Braut ist, die Tochter des Kaisers.
Als der Graf eines Tages Heilbronn besucht, um beim Schmied seinen Harnisch auszubessern, treffen die beiden Traumverbündeten aufeinander. Während Käthchen ihren Bräutigam sofort erkennt, würdigt der Graf von Wetter sie jedoch keines Blickes. Seine Ignoranz lässt das Käthchen so stark zweifeln, dass sie sich kurz darauf aus dem Turmfenster stürzt. Überraschender Weise überlebt sie und geht nach langer Genesung an den Hof des Grafen.
Dort bleibt sie jederzeit in der Nähe ihres Traummanns und lässt ihn nicht in Ruhe, egal wie sehr sich der Graf darum bemüht, sie loszuwerden. Ihre Sturheit hat Erfolg, denn eines Abends sieht der Graf ihr beim Schlafen zu und plötzlich erkennt er, dass Käthchen das Mädchen aus seinem Traum ist. Obwohl die beiden unterschiedlichen Ständen angehören, beschließt der Graf von Wetter, sie zu heiraten.
Als sie zusammen Käthchens Vater die guten Neuigkeiten erzählen, beichtet dieser die Wahrheit über die Herkunft seiner Tochter. In Wirklichkeit ist Käthchen das Kind des Kaisers und der Prinzessin von Schwaben – der Engel hatte Recht behalten und das Traumpaar war glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Heinrich von Kleist schreibt in einem Brief von 1811, dass die Figuren und die Handlung seines Theaterstücks frei erfunden sind und auf kein historisches Vorbild verweisen. Dass es das Käthchen so nie gegeben hat, hält die Heilbronner aber nicht davon ab, sie und ihre spektakuläre Liebesgeschichte in Ehren zu halten – sie ist die Symbolfigur der Stadt. Noch heute ist „Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe“ ein beliebtes Schauspiel, das als Teil der Heilbronner Kultur regelmäßig aufgeführt wird.