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Das Wort feiern: Dichterinnen und Dichter aus BW

Am 21. März ist Welttag der Poesie. Dass wir hier in Baden-Württemberg auch das hervorragend können, zeigt die Dichte an Dichter*innen.
Am 21. März ist Welttag der Poesie
Am 21. März ist Welttag der PoesieFoto: fermate/iStock/Getty Images Plus

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Baden-Württemberg ist das Land der Tüftler, aber auch berühmt für seine malerischen Landschaften und historischen Städte. Und nicht nur technische Erfindungen wurden hier gemacht – auch kulturell ist das Ländle ganz weit vorn: Als Wiege und Heimat einiger der bedeutendsten Dichterinnen und Dichter der deutschen Literaturgeschichte. Zum Welttag der Poesie werfen wir einen Blick auf diese literarischen Größen.

Der Dichterfürst: Friedrich Schiller

Wohl einer der größten Sterne am deutschen Literaturhimmel ging in Baden-Württemberg auf. Zwar ist der gebürtige Marbacher untrennbar mit seinem Wirken gemeinsam mit seinem besten Freund und Kollegen Johann Wolfgang Goethe in Weimar verbunden, seine ersten literarischen Schritte unternahm Friedrich Schiller (1759 – 1805) jedoch im Ländle: Und zwar unter durchaus dramatischen Umständen.

Eigentlich sollte der Sohn eines schwäbischen Militärarztes in die Fußstapfen seines Vaters treten. Entgegen dem strengen Drill des württembergischen Militärs unter Herzog Carl Eugen schrieb der junge Schiller aber lieber heimlich Dramen, seine 1781 vollendeten „Räuber“ wurden im Januar 1782 in Mannheim uraufgeführt und fanden vor allem beim jugendlichen Publikum Anklang. Herzog Carl Eugen was not amused und untersagte Schiller jeden weiteren Kontakt mit dem (kurpfälzischen) Ausland. Schiller floh über Mannheim nach Hessen und Thüringen, dort traf er Goethe, der Rest ist (Literatur)Geschichte. Sein dramatisches Werk, aber auch seine lyrischen Gedichte wie die von Beethoven vertonte „Ode an die Freude“ oder seine Balladen haben ihm einen unsterblichen Platz in der Literaturgeschichte gesichert.

Die Mutige: Hilde Domin

Exil, Heimat und Identität … das sind die Themen, die Hilde Domin (1909 - 2006, geborene Löwenstein, bürgerlich Palm) zeitlebens bewegten - nicht zuletzt wegen ihrer von diesen Themen geprägten Biografie. In Köln geboren führte die Liebe die Dichterin in den frühern 1930ern nach Heidelberg. Als Jüdin musste sie gemeinsam mit ihrem Mann Erwin Palm vor dem NS-Terror fliehen, ihr Exilland, die Dominikanische Republik nahm sie später in ihren Künstlerinnennamen auf. Nach dem Krieg kehrte sie in die Stadt am Neckar zurück, wo sie bis ins hohe Alter lebte und wirkte. Auf dem Bergfriedhof findet sich ihr Grab. Ihr zu Ehren verleiht die Stadt alle drei Jahren den Hilde Domin-Preis. Ihre Werke, die eine tiefe Menschlichkeit und Hoffnung ausstrahlen, machen sie zu einer wichtigen Stimme der deutschen Nachkriegsliteratur.

Grab von Hilde Domin auf dem Heidelberger Bergfriedhof.
Grab von Hilde Domin auf dem Heidelberger Bergfriedhof.Foto: Phaeton1/cc-by sa 3.0 wikimedia commons

Der Naturfreund: Eduard Mörike

Frühling lässt sein blaues Band … wohl kein deutschsprachiges Gedicht beschreibt das Kommen des Frühlings so, wie Eduard Mörikes „Er ist’s“. Der Lyriker und Pfarrer aus Ludwigsburg (1804 – 1875) verzaubert mit seiner romantischen Poesie, die die Schönheit der Natur und die Tiefe menschlicher Emotionen einfängt. Seine Gedichte wurden oft vertont.

Die Zugereiste: Annette von Droste-Hülshoff

Sie zierte den 20-DM-Schein, und hat auch in Baden-Württemberg ihre Spuren hinterlassen. Am Bodensee fand die Wesfälin (1797 – 1848) ihre zweite Heimat, in ihrer Wahlheimat Meersburg und Umgebung erinnern auch heute noch zahlreiche Stätten an sie: Von ihrem Sterbezimmer auf der Meersburg, dem Fürstenhäusle, ihrem Grab auf dem Meersburger Friedhof oder Peter Lenks Meersburger Säule, die die Dichterin in Gestalt einer Möwe krönt. Ihre dichterischen Werke zeichnen sich durch eine tiefe psychologische Einsicht und einen meisterhaften Umgang mit Sprache aus.

Das tragische Genie: Friedrich Hölderlin

Geboren in Lauffen am Neckar, ist der Dichter der deutschen Klassik und Frühromantik, dessen Werke für ihre philosophische Tiefe und sprachliche Schönheit bewundert werden, einer der Großen im Lande. In Tübingen zählt der Hölderlinturm noch heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten: Der Bau steht gleichzeitig für das tragische Schicksal Hölderlins (1770 – 1843), der hier - an einer rätselhaften psychischen Krankheit leidend – große Teile seines Lebens verbracht hat. Vor allem seine komplexen Oden, die an die klassischen griechischen Vorbilder angelehnt sind, haben den Dichter berühmt gemacht.

Der Nobelpreisträger: Hermann Hesse

Wer in Calw unterwegs ist, kommt an Hermann Hesse (1877 – 1962) nicht vorbei. Eine Skulptur des Literaturnobelpreisträgers erinnert an der Brücke zur Altstadt an den wohl berühmtesten Sohn der Schwarzwaldstadt, ebenso wie das Hesse Museum im Herzen der Stadt. Hesse hinterließ der Welt ein vielschichtiges Werk, das von einer tiefen Sehnsucht nach Selbstverwirklichung und einem Verständnis für die menschliche Seele geprägt ist. Im Kloster Maulbronn drückte Hesse die Schulbank, hier entstand wohl auch die Grundlage zu seiner Erzählung "Unterm Rad". Auch in Gaienhofen am Bodensee, Hesses Alterswohnsitz, kann man heute noch auf den Spuren des Schriftstellers wandeln. Vor allem seine Romane – der Steppenwolf, Siddharta oder Narziss und Goldmund - zählen zur Weltliteratur, aber auch seine Gedichte sind populär bis heute.

Der Biedermeier-Erfinder: Joseph Victor von Scheffel

Der Karlsruher Joseph Victor von Scheffel (1826 – 1886) trug mit seinem humorvollen und volkstümlichen Stil zur deutschen Literatur bei. Sein wohl bekanntestes Werk, „Der Trompeter von Säckingen“, bleibt ein beliebter Klassiker. Mit seinen beiden Gedichten „Biedermanns Abendgemütlichkeit“ und „Bummelmaiers Klage“ prägte er gemeinsam mit anderen Dichtern den Begriff Biedermeier, der den „typischen Deutschen“ seiner Zeit persiflierte. Noch heute erinnern zahlreiche Schulen an den Dichter und den Scheffelpreis bekommen in Baden-Württemberg besonders gute Schüler*innen im Fach Deutsch für ihre Leistungen.

Joseph Victor von Scheffel
Joseph Victor von Scheffel.Foto: wikimedia commons

Der Rebell: Christian Schubart

Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791) geboren in Aalen, war ein rebellischer Geist. Seine Gedichte und Lieder, oft politisch und sozialkritisch, zeigen sein tiefes Engagement für Freiheit und Gerechtigkeit. Diesen Kampf musste der streitbare Dichter jedoch teuer bezahlen: Seine Schriften gegen absolutistische Dekadenz stieß dem württembergischen Fürsten Carl Eugen derart sauer auf, dass er ihn auf dem Hohenasperg einkerkerte, wo er erst nach 10 Jahren strenger Haft wieder entlassen wurde. Später wurde Schubart zum Musik- und Theaterdirektor am Herzogshof zu Stuttgart ernannt, wo er die Herausgabe seiner Zeitschrift (unter neuen Titeln) fortführte. Indirekt verdanken wir dem Dichter eines der größten Werke der Literaturgeschichte: Dem jungen Schiller legte er nämlich den Stoff zu den „Räubern“ nahe.

Der Mundart-Dichter: Johann Peter Hebel

Johann Peter Hebel (1760 – 1826), dessen alemannische Gedichte und Kalendergeschichten tief in der Kultur und Sprache Baden-Württembergs verwurzelt sind, bleibt ein unvergesslicher Erzähler des Einfachen und Menschlichen. Besonders seine Mundart-Gedichte sind pointiert und humorvoll. Seine letzte Ruhestätte fand der Hausener allerdings in der Kurpfalz. Genauer in Schwetzingen, wo er während eines Aufenthalts im Haus seines Freundes Johann Michael Zeyher plötzlich und unerwartet verstarb.

Hintergrund: Der Welttag der Poesie

Der Welttag der Poesie, jährlich am 21. März gefeiert, ist eine Initiative der UNESCO, die im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde. Dieser besondere Tag zielt darauf ab, die Vielfalt des poetischen Ausdrucks weltweit zu würdigen, die Sprachen in ihrer lyrischen Form zu feiern und die Bedeutung der Poesie als eine Kunstform, die die menschliche Erfahrung und die Fähigkeit zur Empathie über alle Grenzen hinweg verkörpert, hervorzuheben. Der Tag dient ebenfalls dazu, junge Talente im Bereich der Poesie zu fördern und einen interkulturellen Austausch zwischen Dichtern weltweit zu ermöglichen. Durch Lesungen, Ausstellungen, Workshops und Rezitationen wird Poesie in den Vordergrund der kulturellen Veranstaltungen gerückt, um sowohl die Poesie als auch die Sprache und mündliche Traditionen, die einen wesentlichen Bestandteil des kulturellen Erbes der Menschheit bilden, zu stärken. Der Welttag der Poesie ist somit eine Gelegenheit, sich der Kraft und der Schönheit der Worte bewusst zu werden und die Rolle der Poesie in der Gesellschaft zu reflektieren.

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von jr
21.03.2025
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