"Vom Tellerwäscher zum Millionär" - dieser bekannte Satz veranschaulicht wie kein zweiter den "Amerikanischen Traum", der viele Auswanderer in die noch jungen Vereinigten Staaten lockte.
Im Alter von 16 Jahren verließ Johann Jakob Astor die ärmlichen Verhältnisse seines Geburtsorts Walldorf in der Kurpfalz, um über England ins "Neue Land" auszuwandern.
Er arbeitete zunächst bei seinem Bruder Georg Peter Astor in London, der dort Holzblasinstrumente und Klaviere herstellte.
Am Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 1783/1784 zog es Astor in die USA. Als Startkapital nahm er mehrere handliche Musikinstrumente aus der Werkstatt seines Bruders mit. Er reiste per Schiff zunächst nach Baltimore, dann über Land weiter nach New York. Sein Bruder Heinrich hatte es dort als Metzger bereits zu geringem Wohlstand gebracht.
Johann Jakob versuchte sich zunächst als Musikalienhändler, doch er verlegte sich bald auf den einträglicheren Pelzhandel. Mit all seinen Anstrengungen und wagemutigen Plänen, mit einer Menge Glück, aber teils auch zweifelhaften Geschäftspraktiken gelang es ihm, innerhalb weniger Jahre zu einem immensen Vermögen zu gelangen.
Der florierende Welthandel mit seiner eigenen Handelsflotte, der Pelzhandel sowie Immobiliengeschäfte vermehrten sein Vermögen stetig. Astor hatte schnell erkannt, dass New York weiter wachsen würde, und kaufte in der Umgebung von Manhatten systematisch Land.
Um 1800 war Astor der reichste Mann New Yorks, und 1811 gründete er an der nordamerikanischen Westküste, im heutigen Oregon, die Handelsniederlassung Astoria.
Zu dieser Zeit sprach man auf der Welt von John Jacob Astor als dem reichsten Mann Amerikas und gab ihm den Beinamen "Mister Manhattan".
Das Leben Astors bestand jedoch nicht nur aus Handel und Spekulationen. Er betätigte sich auch als Mäzen und Stifter. So flossen nach seinem Tod beispielsweise 400.000 Dollar aus seinem Vermögen in die Gründung der Astorbibliothek, die später in der New York Public Library aufging.
Astor starb 1848 und hinterließ die damals unvorstellbar hohe Geldsumme von 20 Millionen Dollar. Seinem Heimatort Walldorf vermachte er 50.000 Dollar. Dieser stolze Betrag sollte für den Bau eines Waisen- und Altersheims verwendet werden. Das dort am 9. Juli 1854 eingeweihte Astorhaus beherbergt heute ein Museum für Lokalgeschichte.