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Digitaler Nachlass: Online-Daten rechtzeitig regeln

Was passiert mit Facebook, E-Mails & Co. nach dem Tod? So sorgen Sie vor, schützen Ihre Angehörigen und behalten Kontrolle über Ihren Daten
Digitaler Nachlass: Online Daten rechtzeitig regeln. Denn wir alle hinterlassen digitale Spuren.
Digitaler Nachlass: Online Daten rechtzeitig regeln. Denn wir alle hinterlassen digitale Spuren.Foto: Erstellt mit KI (OpenAI Sora)

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Niemand beschäftigt sich gerne mit der eigenen Endlichkeit – und noch weniger mit den Spuren, die wir digital hinterlassen. Doch in Zeiten von E-Mails, Social Media, Online-Banking und Cloud-Speichern wächst unser digitaler Nachlass täglich weiter. Haben Sie sich schon einmal gefragt, was mit Ihren digitalen Daten nach dem Tod passiert? Wer kann auf Ihre Fotos, Nachrichten und Konten zugreifen, wenn Sie nicht mehr da sind? Die Realität: Viele Menschen verdrängen dieses Thema. Nur etwa 16 % der Internetnutzer haben ihren digitalen Nachlass vollständig geregelt, weitere ~21 % zumindest teilweise.

Dabei kann eine gute Planung viel Kummer und Chaos ersparen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihren digitalen Nachlass rechtzeitig regeln und was Hinterbliebene tun können, um digitale Konten im Todesfall zu verwalten.

Was ist ein digitaler Nachlass?

Unter digitalem Nachlass versteht man alle digitalen Konten, Daten und Besitztümer, die eine Person hinterlässt. Das umfasst weit mehr als nur ein paar Fotos auf dem Handy. Typische Bestandteile eines digitalen Nachlasses sind unter anderem:

  • Online-Accounts & Profile: E-Mail-Konten, soziale Netzwerke (Facebook, Instagram, Twitter etc.), Messenger-Dienste.
  • Persönliche Daten & Dateien: Fotos, Videos und Dokumente auf dem Smartphone, PC oder in Cloud-Speichern (z.B. Dropbox, Google Drive).
  • Online-Abos & Verträge: Streaming-Dienste (Netflix, Spotify), Apps, Online-Gaming-Accounts, Mitgliedschaften und sonstige abonnierte Services.
  • Finanzielle Digitalwerte: Online-Banking-Zugänge, PayPal, Kryptowährungen (z.B. Bitcoin-Wallets) und Shopping-Konten (Amazon, eBay etc.).
  • Websites & Domains: Eigene Webseiten, Blogs oder Domainnamen, die auf die Person registriert sind.

Kurz: Alles, was an persönlichen Daten und digitalen Besitzständen in Accounts und Geräten steckt, gehört zum digitalen Erbe. Oft haben diese Dinge nicht nur emotionalen Wert (etwa Familienfotos in der Cloud), sondern mitunter auch finanziellen Wert (z.B. Guthaben auf Online-Konten, wertvolle Kryptowährungen)

Ihre Schlüssel zu Ihren digitalen Konten
Ihre Schlüssel zu Ihren digitalen Konten.Foto: Erstellt mit KI (OpenAI Sora)

Warum ist digitale Vorsorge so wichtig?

Stirbt ein Mensch, hinterlässt er heutzutage nicht nur Möbel und Dokumente, sondern auch eine Vielzahl von Online-Spuren. Liegt keine Regelung für diesen digitalen Nachlass vor, stehen Angehörige vor erheblichen Problemen.

Ohne Zugangsdaten kommt man nicht weit: Wichtige Nachrichten oder Fotos bleiben unauffindbar, kostenpflichtige Abos laufen weiter, und Profile bleiben womöglich jahrelang online, als wäre nichts geschehen. Zudem besteht das Risiko, dass Unbefugte die unkontrollierten Accounts missbrauchen (z.B. für Identitätsdiebstahl). Aus emotionaler Sicht können digitale Erinnerungen für Hinterbliebene sehr tröstlich sein – oder belastend, wenn sie unerreichbar bleiben. Aus rechtlicher Sicht gilt in Deutschland das Prinzip der Gesamtrechtsnachfolge, d.h. alle Rechte und Pflichten gehen mit dem Tod auf die Erben über. Der Bundesgerichtshof hat klargestellt, dass digitale Inhalte vererbbar sind wie materielle Gegenstände.

Das bedeutet: Ihre Erben dürfen auf Ihre Daten zugreifen und müssen sich zugleich um offene Verträge oder Verbindlichkeiten kümmern. Die Entscheidung, ob Ihre Angehörigen Einblick in alles bekommen oder ob bestimmte Dinge gelöscht werden, sollten Sie zu Lebzeiten treffen.

Digitale Vorsorge ist also ein Akt der Fürsorge: Sie entlastet Ihre Liebsten in einer ohnehin schweren Zeit und stellt sicher, dass Ihr digitales Erbe in Ihrem Sinne behandelt wird. Zum Glück lässt sich mit ein paar Schritten vorsorgen – angefangen damit, das Thema nicht länger aufzuschieben.

Digitales Erbe und soziale Medien
Digitales Erbe und soziale Medien.Foto: Erstellt mit KI (OpenAI Sora)

Was passiert mit digitalen Daten nach dem Tod?

Ohne aktive Vorsorge bleibt der digitale Nachlass oft sich selbst überlassen. Viele Dienste wissen gar nicht, dass ein Nutzer verstorben ist, bis sie von Angehörigen informiert werden. Das heißt, ein Account bleibt erstmal bestehen und wird ggf. automatisch nach einer Inaktivitätszeit gelöscht – je nach Richtlinien des Anbieters. Hinterbliebene müssen dann nachträglich bei jedem Anbieter um Zugang, Löschung oder Umschreibung bitten.

Um Missbrauch zu vermeiden, verlangen Unternehmen in der Regel offizielle Nachweise wie Sterbeurkunde oder Erbschein. Erst dann können Profile gelöscht oder – z.B. bei Facebook – in einen Gedenkzustand versetzt werden.

Hat der Verstorbene keine Zugangsdaten hinterlassen, wird es technisch schwierig: Passwörter lassen sich oft nur mit hohem Aufwand oder spezialisierten Diensten knacken, sofern rechtlich erlaubt. Einige Unternehmen bieten Hinterbliebenen Online-Formulare für den „digitalen Todesfall“ an, andere sperren Konten komplett, wenn längere Zeit keine Aktivität erfolgt. Ohne klare Anweisung kann es also passieren, dass wertvolle Daten verloren gehen oder erst nach langwierigen Verfahren zugänglich werden.

Umgekehrt können vorsorgende Maßnahmen viel erleichtern: Wenn ein digitaler Nachlasskontakt benannt wurde (z.B. bei Facebook oder Google), wissen die Anbieter direkt, an wen sie sich wenden können. Und wenn Sie Ihren Erben Login-Daten hinterlassen oder Anweisungen in Ihrem Testament/Vollmacht festgelegt haben, können diese wesentlich schneller handeln.

Kurzum: Digitale Daten nach dem Tod benötigen jemanden, der sich kümmert – entweder Sie regeln es vorab, oder Ihre Angehörigen müssen es nachträglich mühsam erledigen.

Digitale Daten zwischen Generationen übertragen
Digitale Daten zwischen Generationen übertragen.Foto: Erstellt mit KI (OpenAI Sora)

Digitale Vorsorge: So regeln Sie Ihren digitalen Nachlass

Der beste Weg, Ihr digitales Erbe zu schützen, ist rechtzeitig selbst Vorsorge zu treffen. Mit etwas Planung können Sie dafür sorgen, dass später alles nach Ihren Wünschen abläuft und Ihre Familie handlungsfähig ist. Die wichtigsten Schritte zur Vorsorge im Überblick:

  • Frühzeitig anfangen: Kümmern Sie sich schon jetzt um Ihren digitalen Nachlass, anstatt das Thema aufzuschieben. Im Ernstfall ist es zu spät – daher idealerweise direkt einen Nachmittag Zeit nehmen und alle folgenden Schritte durchgehen.

  • Überblick schaffen: Listen Sie alle Ihre digitalen Konten und Geräte auf. Notieren Sie jedes Nutzerkonto (E-Mail, Social Media, Foren, Shopping, Streaming, Banking usw.), jede wichtige App und jedes Gerät (PC, Smartphone, Tablet) inklusive Zugangscode. Oft merkt man erst bei dieser Bestandsaufnahme, wie viele Zugänge sich angesammelt haben.

  • Karteileichen löschen: Nutzen Sie die Gelegenheit, um unnötige Accounts zu kündigen und zu löschen, bevor Sie Ihre Liste erstellen. Jede Karteileiche weniger vereinfacht den Nachlass. Wichtig: Löschen Sie nicht nur die App vom Handy – kündigen Sie zuerst den Account beim Anbieter, damit wirklich das Konto gelöscht wird.

  • Zugangsdaten dokumentieren: Erstellen Sie eine Übersicht mit allen Zugangsdaten (Benutzernamen, Passwörter, PINs) zu Ihren Konten. Diese Passwort-Liste sollten Sie regelmäßig aktualisieren und sicher aufbewahren. Sie kann handschriftlich oder digital sein – Hauptsache, sie ist vollständig und auffindbar. Viele nutzen sichere Passwort-Manager (z.B. KeePass), aus denen man im Notfall die Zugangsdaten exportieren kann.

  • Verfügungen für jedes Konto treffen: Legen Sie schriftlich fest, was mit jedem digitalen Konto geschehen soll. Zum Beispiel: Soll das Facebook-Profil gelöscht oder in den Gedenkzustand versetzt werden? Sollen E-Mails archiviert oder ein Abschiedsposting verschickt werden? Notieren Sie pro Account konkrete Anweisungen, soweit möglich. Was mit auf Geräten gespeicherten Fotos oder Dokumenten geschehen soll, können Sie hier ebenfalls angeben (z.B. „Meine Fotos sollen der Familie zugänglich bleiben“).

  • Vertrauensperson bestimmen: Wählen Sie eine Person Ihres Vertrauens aus, die im Ernstfall Ihren digitalen Nachlass regelt. Sprechen Sie mit dieser Person und stellen Sie sicher, dass sie bereit ist, diese Verantwortung zu übernehmen. Ideal ist es, eine offizielle Vollmacht zu erstellen, die diese Person ausdrücklich bevollmächtigt, Ihre digitalen Angelegenheiten zu regeln. Wichtig: Diese Vollmacht muss „über den Tod hinaus“ gelten, damit Ihr Bevollmächtigter auch nach Ihrem Ableben handeln darf.

  • Vollmacht und Liste hinterlegen: Bewahren Sie die schriftliche Vollmacht und die Account-Liste an einem sicheren Ort auf. Zum Beispiel in einem verschlossenen Tresor, Bankschließfach oder bei Ihren wichtigen Unterlagen. Die Vertrauensperson (und am besten auch nahe Angehörige) sollte wissen, wo diese Unterlagen im Ernstfall zu finden sind.

  • Dienste für den Todesfall einstellen: Nutzen Sie, wo vorhanden, die Funktionen der Online-Dienste, um Ihren digitalen Nachlass zu regeln. Viele große Plattformen bieten Optionen, um digitale Konten vererben zu können oder im Todesfall automatisch zu löschen. Beispielsweise können Sie bei Facebook einen Nachlasskontakt bestimmen oder festlegen, dass Ihr Profil gelöscht wird. Bei Google lässt sich ein „Inaktivitätsmanager“ konfigurieren, der nach einer gewissen Zeit ohne Login eine zuvor benannte Person benachrichtigt und ihr Zugriff gewährt. Diese Einstellungen sind freiwillig, bieten aber eine zusätzliche Absicherung entsprechend Ihren Wünschen.

  • Regelmäßig aktualisieren: Halten Sie Ihre Vorsorgedokumente auf dem neuesten Stand. Aktualisieren Sie die Konten-Liste, wenn neue Dienste hinzukommen oder Sie alte Accounts schließen. Passen Sie Passwörter in der Liste an, sobald Sie sie ändern. Überprüfen Sie auch alle paar Jahre, ob Ihre getroffenen Verfügungen (und die benannte Vertrauensperson) noch Ihrem aktuellen Willen entsprechen.

Diese Checkliste mag im ersten Moment nach Arbeit klingen. Doch tatsächlich ist viel davon einmalig zu erledigen – hat man Übersicht und Vollmacht erstellt, ist nur noch gelegentliches Aktualisieren nötig. Damit schaffen Sie für sich und Ihre Angehörigen wertvolle Handlungssicherheit. Im Ernstfall weiß dann jemand Bescheid und kann sofort handeln, ohne nach versteckten Passwörtern suchen oder gerichtliche Anordnungen abwarten zu müssen. Ihre digitalen Schätze sind geschützt, und Unbefugte haben keine Chance, sich unbemerkt Zugang zu verschaffen.

Digitaler Nachlass im Trauerfall: Tipps für Hinterbliebene

Nicht immer ist der Verstorbene vorbereitet – viele Angehörige stehen plötzlich vor der Frage, wie sie mit den digitalen Spuren umgehen sollen. Wenn ein Todesfall eintritt und der digitale Nachlass nicht geregelt ist, können folgende Schritte helfen:

  • Unterlagen sichten: Prüfen Sie, ob der Verstorbene irgendwo Hinweise auf seine digitalen Konten hinterlassen hat. Manchmal gibt es in den Unterlagen eine Passwortliste, eine Vollmacht oder zumindest Notizen über wichtige Accounts. Fragen Sie ggf. enge Freunde oder den Arbeitgeber, ob dem Verstorbenen bekannte Zugänge dokumentiert sind.

  • Geräte sicherstellen: Sichern Sie frühzeitig den Zugriff auf Smartphone und Computer des Verstorbenen. Wenn Sie PIN oder Entsperrmuster kennen, versuchen Sie, die Geräte zu öffnen, um an E-Mails oder gespeicherte Zugangsdaten zu gelangen. Viele Browser und Smartphones speichern Passwörter oder Account-Daten automatisch – hier könnten Sie wichtige Infos finden.

  • Wichtige Accounts informieren: Kontaktieren Sie die wichtigsten Online-Dienste, sobald Sie die Sterbeurkunde haben. Insbesondere E-Mail-Anbieter, soziale Netzwerke und Banken sollten über den Todesfall benachrichtigt werden. Erkundigen Sie sich nach dem Verfahren, um Zugriff zu erhalten oder Accounts schließen zu lassen. Oft haben die Webseiten spezielle Bereiche oder Formulare für den „digitalen Tod“ (z.B. Facebook Gedenkstatus, Google-Konto einer verstorbenen Person etc.). Tipp: Falls Sie Zugriff auf das E-Mail-Postfach des Verstorbenen erlangen können, nutzen Sie dieses, um bei diversen Accounts Passwort-Resets durchzuführen und so hineinzukommen.

  • Verträge und Abos kündigen: Sorgen Sie dafür, dass laufende Online-Verträge beendet werden. Kündigen Sie Streaming-Abos, Cloud-Speicher-Abonnements, Handyverträge oder andere kostenpflichtige Dienste, um weitere Kosten zu vermeiden. Hierfür verlangen die Anbieter meist einen Erbschein oder den Nachweis, dass Sie berechtigter Erbein sind.

  • Datensicherung vor Löschung: Bevor Sie ein Profil oder Konto endgültig löschen lassen, prüfen Sie, ob wichtige Inhalte gesichert werden sollten. Laden Sie z.B. Fotoalben aus sozialen Netzwerken herunter oder sichern Sie E-Mails, falls darin z.B. Rechnungen oder Kontakte enthalten sind, die später gebraucht werden. Einige Dienste erlauben den Erben, einen Daten-Download durchzuführen, bevor das Konto erlischt. Nutzen Sie diese Möglichkeit, damit nichts Wertvolles verloren geht.

  • Hilfe suchen bei Bedarf: Zögern Sie nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Verbraucherzentralen und soziale Vereine bieten Beratung zum digitalen Nachlass an und sind oft günstiger als kommerzielle Anbieter. Wenn Sie mit technischen oder rechtlichen Aspekten überfordert sind, kann auch ein Fachanwalt für Erbrecht oder ein IT-Dienstleister helfen, Zugang zu wichtigen Daten zu bekommen. Sie müssen diese Aufgabe nicht allein bewältigen – holen Sie sich Hilfe, um Fehler oder unnötigen Stress zu vermeiden.

Auch wenn es schwerfällt: Nehmen Sie sich die Zeit, den digitalen Nachlass des geliebten Menschen zu ordnen. Es ist ein wichtiger Teil der Nachlassabwicklung geworden.

Mit jedem gelöschten Abo und gesicherten Foto schließen Sie ein Stück der offenen Kapitel und bewahren zugleich die digitalen Erinnerungen für die Zukunft.

Fazit: Vorsorge gibt Sicherheit

Unser digitales Leben mag virtuell sein, doch im Ernstfall sind die Konsequenzen sehr real. Ob Verträge, wertvolle Bilder oder einfach das Facebook-Profil – all diese digitalen Daten nach dem Tod müssen verwaltet werden. Je besser Sie vorsorgen, desto leichter wird es für Ihre Angehörigen. Idealerweise setzen Sie sich bald einmal hin, erstellen Ihre persönliche digitale Nachlass-Liste und besprechen Ihre Wünsche mit einer Vertrauensperson. Dieser Aufwand ist überschaubar, bringt aber enorme Erleichterung für alle Beteiligten.

Machen Sie digitale Vorsorge zu einem Teil Ihrer allgemeinen Nachlassplanung. Legen Sie am besten noch heute los: Notieren Sie Ihre wichtigsten Online-Konten, bestimmen Sie einen Nachlassverwalter und halten Sie Ihre Wünsche schriftlich fest. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr digitales Erbe – und schenken Ihren Liebsten das gute Gefühl, im Ernstfall genau zu wissen, was zu tun ist. Ihre Vorsorge ist ein letzter Liebesdienst an die, die Ihnen am wichtigsten sind. Beginnen Sie jetzt – es ist nie zu früh, aber irgendwann zu spät.

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01.04.2025
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