Unterwegs in BW

Donauversickerung bei Immendingen: Ein Fluss verschwindet

Die Serie "Unnützes Heimatwissen" macht sich auf die Suche nach der verschwundenen Donau.
Die Donau versickert bei Immendingen stellenweise.
Die Donau versickert bei Immendingen stellenweise.Foto: qwesy qwesy/Wikipedia/CC BY 3.0 - https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en

"Brigach und Breg bringen die Donau zu Weg", heißt es in einem alten Merkspruch, doch bei Immendingen auf der Schwäbischen Alb lässt sich während der Sommermonate ein erstaunliches Phänomen beobachten. An 150 bis 200 Tagen im Jahr, gerade bei niedrigem Wasserstand oder während der trockenen Monate, verschwindet die Donau vollständig auf wundersame Weise. Das Flussbett – vollständig leer. Beinahe geisterhaft.

Video: Wohin verschwindet die Donau im Sommer?

Die Donau – Verbindung zweier Meere

Zwar bemerkte man schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts sogenannte Sicker- oder Schlucklöcher, zum Beispiel in der Donau vor Immendingen oder bei Fridingen, jedoch war man sich nicht klar, wohin das Wasser der Donau verschwindet. In den 1960er Jahren versuchte man dem Ganzen auf den Grund zu gehen – mit fluoreszierenden Farben und Isotopen. Die Feststellung war umso spannender: Das Wasser der Donau versickert unterirdisch durch Höhlen und die Erdreiche des Jura und kommt an der zwölf Kilometer entfernten Aachquelle (Aachtopf) wieder zutage. Die Aachquelle mündet über die Radolfzeller Aach in den Bodensee und fließt von dort aus über den Rhein in die Nordsee.

Spätestens jedoch nach Möhringen und Tuttlingen ist die Donau wieder sichtbar durch den Zufluss des Krähenbachs und der Elta. Diese Zuflüsse sorgen dafür, dass die Donau weiter flussabwärts wieder Wasser führt und ihren charakteristischen Flusslauf in Richtung Schwarzes Meer fortsetzen kann.

Schlucklöcher der Donau bei Immendingen
Schlucklöcher der Donau bei Immendingen.Foto: Kreuzschnabel/Wikipedia/CC BY-SA 3.0 - https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Eine geologische Wunderwelt

Das Erdreich zwischen Tuttlingen und Aach wird durch das Karstgebirge durchschnitten. Ein vorwiegend aus Kalkstein bestehender Untergrund, der dem Wasser ermöglicht, durch ein System von unterirdischen Höhlen und Spalten zu fließen. Dieses Phänomen ist typisch für Karstlandschaften, die durch lösliche Gesteine wie Kalkstein geprägt sind. Das Wasser kann sich durch das poröse Gestein seinen Weg bahnen und verschwindet so scheinbar auf mysteriöse Weise, um dann viele Kilometer entfernt wieder an die Oberfläche zu treten.

Das ausgetrocknete Flussbett der Donau.
Das ausgetrocknete Flussbett der Donau.Foto: ANKAWUE/Wikipedia/CC BY-SA 3.0 - https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Naturgebiet Schwäbische Alb

Die Versickerung der Donau ist ein Naturphänomen, dass die besondere Geologie der Schwäbischen Alb zeigt. Für Besucherinnen und Besucher, sowie Einheimische bleibt es ein beeindruckendes Schauspiel, wenn der mächtige Fluss plötzlich verschwindet und nur ein trockenes Flussbett zurücklässt. Ein Besuch bei der Donauversickerung lohnt sich also nicht nur wegen des Naturphänomens, sondern auch wegen der spannenden Geschichte, die sich dahinter verbirgt.

Die Schwäbische Alb ist jedoch nicht nur für die Donauversickerung bekannt, sondern auch für ihre beeindruckenden Karsthöhlen und vielfältigen Landschaften. Die Geologie dieser Region bietet Forschern und Geologen zahlreiche Möglichkeiten, die faszinierenden Zusammenhänge zu untersuchen, die solche Phänomene ermöglichen. Die Donauversickerung wurde 2006 als Nationales Geotop ausgezeichnet und zählt zum Naturpark Obere Donau.

Also, wenn Sie das nächste Mal an einem heißen Sommertag das trockene Flussbett der Donau bei Immendingen sehen, denken Sie daran, dass unter Ihren Füßen ein unsichtbarer Fluss fließt, der erst viele Kilometer weiter wieder ans Licht kommt.

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Unterwegs in BW
von Sandro Keilbach
02.07.2024