Kultur

GrenzGänge: (Kunst)Geschichte & Architektur im Dreiländereck

In unserer Serie GrenzGänge schauen wir über die Grenzen des Ländles hinaus. Wir starten im Dreiländereck Deutschland - Schweiz - Frankreich.
Weil am Rhein: Dreiländerbrücke
Symbol für ein einheitliches Europa der offenen Grenzen und gleichzeitig ein architektonisches Meisterwerk: die Dreiländerbrücke verbindet Deutschland und FrankreichFoto: Oliver Welti/W-WT

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Ganz im Südwesten vom Süden, wo die Schweiz, Deutschland und Frankreich zusammentreffen, kommen auf einzigartige Weise Geschichte, Kunst und Architektur zusammen. Das Dreiländereck rund um Basel ist ein wahres Juwel für Kultur- und Freizeitliebhaber. Ein Grenzgang für alle Sinne.

Grenze aus Wasser

Der Rhein ist die Grenze: Über Jahrhunderte hat der Strom die Geschichte der Region geprägt, im Guten wie im Schlechten. Von der bewegten Historie, die auch immer wieder durch Grenzkonflikte geprägt war, zeugen heute noch zahlreiche Spuren. Heute sind die Grenzen offen und mit einem kleinen Spaziergang oder einer Straßenbahnfahrt lässt sich der Sprung zwischen den Ländern ganz mühelos vollziehen.

Easy Shopping

Wir beginnen in Weil am Rhein. Auf den ersten Blick regiert hier zumindest optisch Zweckdienlichkeit, einst Eisenbahnerstadt, bis heute Umschlagplatz für den Güterverkehr zwischen den Ländern. Architektonisch eher unspektakulär – dominiert von zahlreichen Shoppingzentren und der 2022 eröffneten Dreiländergalerie, einer Mall, die kaufkräftige Kundschaft aus der nahen Schweiz anzieht - die deutschen Preise sind eben günstiger. Dazu gibt es zahlreiche Outlets namhafter Bekleidungshersteller, die ebenfalls mit günstigen Kursen locken. Für eine Shoppingrunde lohnt sich die Stadt also schon einmal. Und für einen Spaziergang am Rheinufer auch.

Designparadies

Doch vor den Toren der Stadt gibt es noch mehr zu entdecken: Mit dem Vitra Campus findet sich hier ein wahres Kleinod für Architektur- und Designbegeisterte. Das namensgebende Schweizer Unternehmen steht auf der ganzen Welt für einzigartige Möbel und Verbindung von Funktion und Design: Namen wie Charles und Ray Eames oder Verner Panton verhalfen Vitra zu Weltruhm, den das Unternehmen seitdem sorgsam pflegt. Das 1989 eröffnete Vitra Design Museum gehört zu den führenden Museen für Industriedesign und Architektur weltweit. Neben der beeindruckenden Sammlung gibt es regelmäßig Wechselausstellungen, die innovative Entwicklungen und weltberühmte Designer präsentieren.

Architekturgeschichte

Auch der Campus selbst ist sehenswert. Die Liste der Beteiligten liest sich wie ein Who is Who zeitgenössischer Architektur: Frank Gehry, Herzog & De Meuron, Richard Buckminster Fuller oder Tadao Andō sind dabei nur die bekanntesten. Zu den Highlights gehört neben dem spektakulären von Frank Gehry entworfenen Museumsbau und dem verschachtelten Vitra Haus von Herzog & De Meuron das einst für die Vitra-Werksfeuerwehr entworfene Feuerwehrhaus von Zaha Hadid. Der futuristische Betonbau ist von außen rundum bestaunbar. Und Kinder und Erwachsene haben gleichermaßen Spaß auf dem Rutschturm von Carsten Höller.

Natürlich steht bei Vitra auch der Verkaufsaspekt im Zentrum, doch Campus und auch viele der Gebäude, wie das VitraHaus, das als Verkaufsausstellung und Showroom für Produkte dient, und spannende Einblicke in deren Entstehung gibt, sind öffentlich zugänglich. Die Eintrittspreise für das Museum und das Schaulager, in dem man auf eine Reise durch über ein Jahrhundert des Möbeldesigns gehen kann, sind erschwinglich.

Natur und Architektur

Wer etwas mehr Zeit hat, kann sich in Weil am Rhein noch weiter auf die Spuren von Zaha Hadid begeben: Die Architektin hat anlässlich der Landesgartenschau „Grün 99“ das LF One (Landscape Formation One) realisiert. Südlich des Stadtzentrums in einer ausgedehnten Parklandschaft, dem DreiLänderGarten, gelegen, beherbergt es heute etwas versteckt das Trinationale Umweltzentrum (TRUZ), die Veranstaltungsfläche kann für private Veranstaltungen angemietet werden.

Gleich gegenüber findet sich mit dem ehemaligen Mischwerk, das heute vom Künstlerpaar Volker Scheurer und Ania Dziezewska bespielt und bis in jüngster Vergangenheit auch bewohnt wurde, eine spannende Künstlerdomäne.

Wohnen im alten Kieswerk (SWR Room-Tour, 2022)

Über den Fluss

Zurück im Zentrum empfiehlt sich ein Spaziergang über die Dreiländerbrücke ins französische Hunningue: Die nach Plänen des Architekten Dietmar Feichtinger 2006 erbaute, rund 230 Meter lange Brücke verbirgt einen weiteren Superlativ: Sie ist die längste freitragende Fußgänger- und Radfahrerbrücke der Welt und gleichzeitig ein Symbol für ein offenes Europa.

Savoire Vivre

Wer den Grenzüberschritt gewagt hat, findet in Huningue und Saint-Louis gleich zwei charmante französische Kleinstädte. In Huningue lässt sich die militärische Geschichte der Region erleben: Hier kämpften einst die Franzosen gegen die Österreicher, später wurde der Ort zur Garnisonsstadt ausgebaut, die Architektur der Stadt zeigt das noch heute. Heute ist von Krieg nicht mehr die Rede, stattdessen ist hier genug Raum für idyllische Spazierwege und gemütliche Cafés, in denen man das Leben genießen kann. Besonders reizvoll: der Parc de la Petite Camargue Alsacienne, ein Naturreservat, das sich wunderbar für ausgedehnte Spaziergänge eignet. Und im Parc des Eaux Vives, einem künstlichen Wildwasserbecken, kann man im Sommer Kajak- und Kanufahrenden zusehen und im Verwaltungsgebäude eine laufend wechselnde Ausstellung historischer Kanus und Kajaks betrachten.

Saint-Louis ist bekannt für seinen Wochenmarkt, auf dem man regionale Spezialitäten und frische Produkte aus der Region findet: die perfekte Gelegenheit, französisches Lebensgefühl zu atmen und sich kulinarisch verwöhnen zu lassen. Die kleinen Boutiquen und Geschäfte laden zum Stöbern und Einkaufen ein, vielleicht findet sich ja das eine oder andere besondere Andenken.

Kulturhauptstadt der Schweiz

Von Weil am Rhein ist es dann auch nur ein Katzensprung oder eine Straßenbahnfahrt bis zu einer der lebendigsten und kulturreichsten Städte am oberen Rhein: Die Basler Altstadt ist wohl eine der am besten erhaltenen und schönsten in Europa. Enge Gassen, mittelalterliche Gebäude und charmante Plätze laden rundum zum Erkunden ein. Die Rheinuferpromenade ist ideal für einen gemütlichen Spaziergang mit Blick auf das Wasser. Unser Tipp: Eine Fahrt mit einer der vier kleinen Seilfähren über den Rhein, die ganz neue Perspektiven auf die Stadt bieten: Von den gigantischen Roche-Türmen zum gotischen Münster.

Kunst erleben

Doch Basel hat noch mehr zu bieten. In der Kulturhauptstadt der Schweiz kommen Kunst- und Kulturliebhaber voll auf ihre Kosten. Das Kunstmuseum Basel beherbergt eine Vielzahl von Meisterwerken, die die Herzen von Kunstkennern höherschlagen lassen: Bereits im Hof warten Rodins Bürger von Calais, drinnen geht es mit Werken von Hans Holbein d. J., Arnold Böcklin, Franz Marc oder Joan Miro weiter. Ein weiteres Highlight: das Museum Tinguely, das ganz dem Werk des Schweizer Künstlers Jean Tinguely gewidmet ist. Hier wird Kunst auf spielerische Weise erlebbar gemacht.

Tipp für einen Tagestrip nach Basel:

Altstadtbummel, Rathaus und Basler Münster, Rheinüberquerung mit der Seilfähre, Spaziergang durch Neubasel, Kunstmuseum Basel (Tipp: Di., Do, & Fr. 17 - 18 Uhr, Mi., 17 - 20 Uhr sowie am 1. Sonntag im Monat kostenlos), Museum Tinguely, Botanischer Garten

Musentempel vor den Toren

Nur wenige Kilometer von der Baseler Innenstadt entfernt liegt die Fondation Beyeler in Riehen, ebenfalls ein Muss für Kunstliebhaber. Seit ihrer Gründung 1997 durch das Sammler- und Galeristenehepaar Ernst und Hildy Beyeler hat sich die Fondation zu einem der meistbesuchten Kunstmuseen in der Schweiz entwickelt. Die beeindruckende Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunstwerke wird durch die wunderschöne Lage in einem parkähnlichen Garten ergänzt. Der perfekte Ort, um Werke von Henri Matisse über Gerhard Richter bis Neo Rauch in Kombination mit der Natur zu genießen.

Die Fondation Beyeler im Video

Rückweg zu Fuß

Und wer den Weg zurück ins Ländle dann zu Fuß gehen möchte, kann das über den fünf Kilometer langen Rehberger-Weg – die 24 Stopps – tun. 24 Skulpturen des Künstlers Tobias Rehberger laden unterwegs zum Staunen und Rasten ein. Der Rehberger-Weg führt auf Schweizer Seite vom idyllischen Berower Park, dem Sitz der Fondation Beyeler, am Naturbad Riehen der Architekten Herzog & De Meuron vorbei und verläuft anschließend auf der deutschen Seite durch die Weinberge des Tüllinger Bergs. Um den Rehberger-Weg und die "24 Stops" abzulaufen, benötigt man zu Fuß rund eineinhalb Stunden. Die Ausgangspunkte des Wegs sind gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden und in weniger als 20 Minuten aus der Basler Innenstadt oder aus Lörrach (D) oder St. Louis (F) zu erreichen. Endstation: der Vitra Campus.

Ob Kunst, Architektur, Natur oder Shopping – unser Fazit: Im Dreiländereck finden sich unzählige Möglichkeiten, Grenzen zu überschreiten und Neues zu entdecken. Eine Entdeckungsreise voller spannender Grenzgänge wartet.

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von Redaktion NUSSBAUMjr
17.03.2025
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