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Gruselig schön: Die Kunst des Maskenschnitzens

Für Tradition und Handwerkskunst aus dem Schwarzwald steht Maskenschnitzer Wolfgang Ducksch. Er ist besonders in der Fasnachtszeit gefragt.
Herr der Masken: Wolfgang Ducksch mit seinen Meisterstücken.
Herr der Masken: Wolfgang Ducksch mit seinen Meisterstücken.Foto: Maren Moster

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Wolfgang Ducksch, der Holzbildhauer aus Oberkirch im Schwarzwald, ist ein Meister seines Fachs: Seit 55 Jahren schnitzt er mit Leidenschaft und Präzision handgefertigte Masken für die alemannische Fasnacht. Diese Masken sind mehr als nur kunstvolle Objekte – sie sind Teil einer jahrhundertealten Tradition, die durch seine Finger in die Gegenwart getragen wird.

Handarbeit mit Tradition

Mit ruhigen, konzentrierten Bewegungen führt der Schwarzwälder Künstler einen mit weißer Farbe getränkten Pinsel über die verzerrten Züge einer Hexenmaske. Jeder Pinselstrich sitzt, jede Geste zeugt von Erfahrung und Hingabe. Ducksch ist ein wahrer Meister der Holzbildhauerei, hat bereits über 3000 Masken für Fastnachtsfreunde geschaffen und ist in der Region als Fachmann gefragt. „Ich schnitze ja schon fast mein ganzes Leben lang“, sagt er und lacht dabei. „Das gehört einfach zu mir.“

Doch wie entsteht eine solche Maske? Der Prozess beginnt mit einer Zeichnung auf Papier, gefolgt von einem ersten Entwurf in Plastilin. Früher benutzte Ducksch Ton, heute greift er auf das flexiblere Plastilin zurück. Der Entwurf wird dem Kunden präsentiert – ist dieser zufrieden, nimmt die eigentliche Arbeit Gestalt an.

Am Ende werden die Masken mit Dispersionsfarbe  bemalt, einige auch noch mit Haaren oder kleinen  Glocken geschmückt.
Am Ende werden die Masken mit Dispersionsfarbe bemalt, einige auch noch mit Haaren oder kleinen Glocken geschmückt.Foto: Maren Moster

Die Wahl des richtigen Holzes

Für die meisten Masken verwendet der Bildhauer Lindenholz aus dem Schwarzwälder Renchtal. Dieses weiche Holz, das eine fast unsichtbare Maserung besitzt, lässt sich hervorragend schnitzen. Für größere Masken, die leichter sein sollen, nutzt er zudem die amerikanische Weymouthskiefer.

Von der Idee zur Maske

Die eigentliche Kunst beginnt, wenn Ducksch das Holz bearbeitet. Mit Präzision und viel Fingerspitzengefühl arbeitet er stundenlang an den groben Zügen der Maske. „Räumliches Sehen ist wichtig“, erklärt er. „Es geht darum, die Formen im Kopf vorab zu erkennen und dann Schritt für Schritt umzusetzen.“ Dabei arbeitet er mit den immer gleichen traditionellen Werkzeugen: einem Klüpfel – einer Art Hammer – in der rechten Hand und einem Stechbeitel in der linken. Die Arbeit erfordert Geduld und Präzision, schließlich wird die Maske immer feiner, bis sie schließlich die charakteristischen Züge der Fastnachtsgestalt angenommen hat. Für eine einfache Maske braucht Ducksch etwa fünf Stunden, für aufwendigere Exemplare kann es bis zu drei Tage dauern.

Feinschliff gefordert

Ist das Schnitzen abgeschlossen, folgt das Bemalen der Maske mit Dispersionsfarbe. Je nach Wunsch des Maskenträgers wird das Kunstwerk schließlich mit Details wie Haaren, Zähnen, Fell oder Glocken verziert. Jede Maske ist ein Unikat, das für die Fasnachtstradition steht – und für den Träger, der in der Maske seine Rolle im Fasnachtsumzug spielt.

Wolfgang Ducksch formt aus dem sorgfältig ausgewählten Holz ein Gesicht.
Wolfgang Ducksch formt aus dem sorgfältig ausgewählten Holz ein Gesicht.Foto: Maren Moster

Ein Leben für das Schnitzen

Schon als Kind hatte Ducksch eine Leidenschaft fürs Schnitzen. „Ich wollte immer etwas mit meinen Händen erschaffen“, erzählt der Meister, der 1983 nach seiner Ausbildung in der Holzbildhauerei den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. In Oberkirch, am Rande des Schwarzwaldes und nahe der Grenze zu Straßburg, fertigte er von da an Masken für Fastnachtsvereine an. Dass er sich auf diese traditionelle Kunst spezialisierte, lag auf der Hand: Als aktiver Fasnachter und Mitglied im Verband oberrheinischer Narrenzünfte war es für ihn selbstverständlich, Masken zu schnitzen, die die Region prägen.

Masken für bis zu 400 Vereine

Heute beliefert Ducksch rund 400 Vereine mit seinen Masken. In seiner Werkstatt hängen hunderte dieser Kunstwerke, jede ein faszinierendes Einzelstück. „Es gibt Masken mit langen blutverschmierten Zähnen, mit Warzen und langen Nasen, aber auch Fratzen, die selbst den mutigsten Fasnachtern einen Schauer über den Rücken jagen“, beschreibt er.

Doch die wahre Kunst des Maskenschnitzens liegt in den Details, die nur ein echter Kenner der schwäbisch-alemannischen Fasnacht erkennt und schätzt. Ducksch berät die Vereine bei der Auswahl ihrer Masken, gibt Tipps für Neuanfertigungen und zeigt, wie wichtig es ist, dass jede Maske zu ihrer Geschichte und Tradition passt.

In Reih und Glied warten die fertig geschnitzten Masken auf den finalen Schliff und Farbe
In Reih und Glied warten die fertig geschnitzten Masken auf den finalen Schliff und Farbe.Foto: Maren Moster

Freundliche Masken – eine Rarität

Trotz seiner Vorliebe für gruselige Masken, die heutzutage besonders gefragt sind, zieht es Ducksch zu den freundlicheren Gesichtern. „Früher waren freundliche Masken weit verbreitet, heute wird nur noch das Gruselige gesucht“, erklärt er. Eine fertige Maske wiegt zwischen 200 und 400 Gramm und kostet zwischen 700 und 1000 Euro. Bei Serienanfertigungen sinkt der Preis pro Maske auf 400 bis 500 Euro.

Auszeit vom Werkstattalltag

Wer Ducksch persönlich treffen möchte, findet ihn das ganze Jahr über in seinem Laden in der Hauptstraße von Oberkirch. Doch während der Fasnacht ist er – wie alle Narren – selbst im Fasnachtsfieber. „Vom Schmutzigen Donnerstag bis Fasnachtsdienstag habe ich geschlossen“, erzählt er. „Da feiere ich selbst und trage meinen 'Schnurri'“, eine der Masken der Oberkircher Narrenzunft.

Es gibt auch immer wieder Kinder, die am Schmutzigen Donnerstag mit einem Spruch an seiner Tür klingeln, um sich eine süße Belohnung zu ergattern: „Gizig, gizig, gizig isch der Ducksch, und wenn er nit so gizig wär, gäb er au ein Gutsle her“, rufen sie, was so viel heißt wie: „Geizig, geizig, geizig ist der Ducksch, und wenn er nicht so geizig wäre, würde er auch ein Bonbon hergeben.“

Doch auch in dieser Zeit, in der er sich der Fasnacht hingibt, bleibt seine Arbeit ein tief verwurzelter Teil seines Lebens – ein Handwerk, das er mit Hingabe und Freude ausübt und an die nächste Generation weitergeben möchte.

Das Endergebnis: Viel Liebe zum Detail steckt in jeder einzelnen Maske.
Das Endergebnis: Viel Liebe zum Detail steckt in jeder einzelnen Maske.Foto: Maren Moster

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von Redaktion NUSSBAUMMaren Moster
05.02.2025
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